Wer profitiert von Huawei-Sanktionen?
16. Juli 2021Der chinesische Anbieter Xiaomi hat im weltweiten Smartphone-Markt den Platz seines von US-Sanktionen getroffenen Konkurrenten Huawei eingenommen. Nach Berechnungen der Analysefirma Canalys stieß Xiaomi im zweiten Quartal beim Geräteabsatz auf den zweiten Rang in der Branche vor und rückte nahe an den Marktführer Samsung aus Südkorea heran.
Xiaomi steigerte demnach seine Verkäufe binnen eines Jahres um 83 Prozent und erreichte einen Marktanteil von 17 Prozent. Samsung kam auf 19 Prozent. Apple mit seinem iPhone folgte auf dem dritten Rang mit 14 Prozent, wie Canalys berichtete.
Kaum Chancen ohne Google-Dienste
Huawei war bis zum vergangenen Jahr der zweitgrößte Smartphone-Anbieter und setzte zum Sprung an die Spitze an. Doch nach Sanktionen der US-Regierung verlor der chinesische Netzwerk-Ausrüster und Elektronik-Konzern den Zugang zu diversen westlichen Technologien.
Besonders schmerzhaft für das internationale Smartphone-Geschäft war, dass Huawei seitdem keine neuen Telefone mit Google-Diensten auf den Markt bringen kann. Deshalb musste Huawei unter anderem eine eigene App-Plattform aufbauen.
Huawei fiel aus der globalen Liste der führenden Smartphone-Anbieter heraus, auch wenn der Konzern nach wie vor eine wichtige Rolle in China spielt. Die Top 5 komplettieren die ebenfalls chinesischen Anbieter Oppo und Vivo mit jeweils rund zehn Prozent Marktanteil.
Ericsson mit schlechten Karten in China
Auch in seinem anderen großen Geschäftsfeld, der Ausrüstung von Mobilfunknetzen, hat Huawei politische Probleme. Die USA und einige andere westliche Länder haben die Firma vom Aufbau ihrer 5G-Netze ausgeschlossen und das mit Sicherheitsbedenken und möglicher Spionage durch China begründet. Huawei hat das immer zurückgewiesen.
Die beiden europäischen Netzwerkausrüster, Ericsson aus Schweden und Nokia aus Finnland, konnten vom Ausschluss Huaweis profitieren und freuten sich über eine stärkere Nachfrage.
Inzwischen musste aber auch Ericsson erfahren, wie sehr Politik das Geschäft belasten kann. Nachdem Schweden im Oktober beschlossen hatte, chinesische Firmen vom Aufbau seiner 5G-Netze auszuschließen, verschlechterten sich im Gegenzug die Geschäfte des schwedischen Konzerns in der Volksrepublik.
Derzeit macht Ericsson dort fast zehn Prozent seiner Umsätze. Doch es sei angebracht, "für die Zukunft von einem geringeren Marktanteil in China auszugehen", sagte Ericsson-Finanzchef Carl Mellander am Freitag. Das Unternehmen erwartet, bei wichtigen Ausschreibungen für 5G-Netze in China nicht zum Zuge zu kommen. Daraufhin gab die Aktie zwischenzeitlich um zehn Prozent nach.
Nokia optimistisch
Ericssons finnischer Wettbewerber Nokia dagegen zeigte sich in dieser Woche sehr optimistisch. Das Unternehmen kündigte an, seine Erwartungen für das Gesamtjahr wegen guter Geschäftsentwicklungen anheben zu wollen.
Im Gegensatz zu Schweden hat Finnland Huawei und andere chinesische Firmen nicht grundsätzlich vom Netzaufbau ausgeschlossen. Ein im Dezember verabschiedetes Gesetz gibt finnischen Behörden zwar die Möglichkeit, technische Komponenten vom Kern der Netze auszuschließen, wenn eine Gefährdung der nationalen Sicherheit befürchtet wird. Das Gesetz erwähnt dabei aber weder Huawei noch China.
Für dieses Vorgehen gab es damals Lob von Huawei. "Leider konzentriert sich die internationale Diskussion über Netzwerksicherheit nur auf chinesische Anbieter, obwohl wir wissen, dass Schwachstellen in den Komponenten aller Hersteller auftauchen können", so der Sprecher. "Das finnische Gesetz verfolgt einen realistischeren Ansatz und bezieht sich auf Komponenten, nicht auf Hersteller."
Auch in Deutschland ist Huawei nicht grundsätzlich vom Netzaufbau ausgeschlossen.
bea/hb (reuters, dpa)