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Politik

Saudi-Arabien vs. Iran: Wer ist wer?

Rainer Sollich | Matthias von Hein | Barbara Wesel | Martin Muno
9. November 2017

Es ist ein Konflikt, der den gesamten Nahen und Mittleren Osten ins Chaos stürzen könnte. Doch nicht nur die saudische und iranische Führung ist daran beteiligt. Ein Überblick über die Player in einem gefährlichen Spiel.

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Saudi Arabien Kronprinz Mohammed bin Salman
Bild: Getty Images/AFP/F. Nureldine

Mohammed bin Salman - Saudi-Arabiens ehrgeiziger Kronprinz

Er ist jung. Er ist unerfahren. Er ist ehrgeizig. Er ist ungeduldig und rücksichtslos. Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman ist der starke Mann in Saudi Arabien und liebt starke Worte und Taten: Dem Erzrivalen Iran warf er eine "direkte militärische Aggression" gegen sein Land vor. Gegenüber dem Bürgerkriegsland Jemen verhängte Saudi-Arabien eine Blockade aller Luft-, Land- und Seeverbindungen - mit der Begründung damit iranische Waffenlieferungen an die Huthi-Rebellen zu verhindern, aber mit der Folge einer Verschärfung von Armut und Hungersnot.

Auch innenpolitisch greift MbS, wie er kurz genannt wird, hart durch: Anfang November ließ er elf Prinzen und vier Minister festnehmen. Zugleich stellte er innenpolitisch eine Liberalisierung des ultrakonservativen islamischen Landes in Aussicht: Der Islam solle "moderat" ausfallen, Frauen dürfen künftig Autofahren. Klar ist: Der Kronprinz muss ausländische Investoren anziehen und unabhängiger vom Ölexport werden. Dabei dürfte ein Krieg mit dem Iran kaum hilfreich sein.

Hassan Rohani - Irans schwacher Präsident

Iran Präsident Hassan Rohani
Bild: IRNA

Hassan Rohani ist schiitischer Geistlicher. Und er ist Präsident des Iran, im Mai mit großer Mehrheit wiedergewählt. Weil der Iran eine Islamische Republik ist, sind Politiker mit geistlichen Würden dort eher die Regel als die Ausnahme. Und weil es dort eine Doppelstruktur von religiösen und politischen Instanzen gibt, hat nicht der Präsident das letzte Wort in der Politik, sondern der auf Lebenszeit gewählte religiöse Führer Ajatollah Ali Chamenei.

Der als moderat geltende Rohani ist mit vielen Reformvorhaben am Widerstand der konservativen Kräfte gescheitert. Als sein größter Erfolg gilt das Atomabkommen vom Juli 2015 - und damit die vorsichtige Öffnung zum Westen. Rohani weiß: Für die Entwicklung des Landes braucht er ein friedliches Umfeld. Deshalb will  Rohani deeskalieren, mahnt zur Besonnenheit und ließ sogar die einflussreiche Zeitung Keyhan wegen Hetze gegen die Saudis schließen. Aber: Neben Rohani gibt es noch andere Machtzentren im Iran - mit eigenen Interessen.

Abdel Fattah Al-Sisi - Ägyptens Präsident unter Druck

Präsident Abdel Fattah Al Sisi vor der UN-Vollversammlung
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Altaffer

Ägyptens Armee gilt als eine der stärksten in der Region. Eine entscheidende Frage ist daher, wie sich der ägyptische Staatspräsident Abdel Fattah Al-Sisi in dem Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Iran positioniert. Bisher hält er sich zurück. "Ich vertraue der klugen und entschlossenen Führung Saudi-Arabiens", sagte er und klagte im Einklang mit den Saudis und anderen sunnitisch geprägten arabischen Staaten über die iranische Einmischung in der Region. Zugleich sprach sich Al-Sisi jedoch gegen militärische Angriffe auf den Iran oder die mit Teheran verbündete Hisbollah-Miliz aus. Es gebe in der Region schon genug Chaos, so al-Sisi, er plane derzeit auch keine Maßnahmen gegen die Hisbollah.

Unklar ist, ob saudische Finanzhilfen die ägyptische Position noch beeinflussen könnten: Wirtschaftlich steckt Ägypten seit Jahren in der Dauerkrise und ist dringend auf externe Hilfen angewiesen. Riad hat dies in der Vergangenheit immer wieder als politisches Druckmittel eingesetzt, dabei jedoch nicht alle seine Ziele erreicht. So unterstützt Ägypten zwar - auch im eigenen Interesse - Saudi-Arabiens Blockade-Kurs gegenüber dem Golf-Emirat Katar und hat trotz massiver Widerstände in der Bevölkerung zwei strategisch bedeutsame Inseln an Saudi-Arabien abgetreten. Kairo beteiligt sich jedoch ausdrücklich nicht am militärischen Einsatz der Saudis und ihrer Verbündeten im Jemen.

Federica Mogherini - die besorgte EU-Chefdiplomatin

Luxemburg Treffen der EU-Außenminister
Bild: Getty Images/AFP/J. Thys

Die Unterzeichnung des Iran-Atomvertrages war der bisher größte Erfolg für Federica Mogherini. Umso frustrierter sind derzeit die Europäer angesichts der Drohung  Washingtons, das Abkommen aufzukündigen. Zugleich verschärft die einseitige Parteinahme der USA für Saudi-Arabien die Spannungen mit Iran: Europas Top-Diplomatin mahnte bei ihrem jüngsten Washington-Besuch deshalb zur Abkühlung der Rhetorik: "Erlauben sie mir ein wenig Weisheit als europäische Stimme in einer Welt, die hier völlig verrückt zu werden scheint: Es ist sehr gefährlich". Aber was kann Mogherini bewirken? Die EU kann bestehende Kommunikationskanäle nutzen, um der polarisierenden Haltung von US-Präsident Donald Trump entgegenzuwirken. Ihr wäre es auch möglich, klare Forderungen an den Iran zu stellen, die Gewalt in Syrien und im Jemen zu verringern.

Und sie kann sich als Vermittlerin anbieten, so lange Gespräche einen Krieg zwischen Saudi-Arabien und Iran noch verhindern können. Federica Mogherini könnte in einer solchen Rolle, eventuell gemeinsam mit anderen internationalen Organisationen, auf die europäische Erfahrung mit Verhandlungslösungen als einzigem politischem Ausweg bauen. Aber das Zeitfenster für den Einsatz der Softpower der EU scheint sich immer mehr zu schließen. Europas Diplomaten sind sehr beunruhigt. 

Donald Trump - der unberechenbare US-Präsident

Donald Trump
Bild: picture-alliance/AP Photo/P. M. Monsivais

Für ihn ist das Atomabkommen mit dem Iran "der schlechteste Deal" der Geschichte. Wirklich belegen konnte Donald Trump das nie. Aber für ihn gehört der Iran zur "Achse des Bösen". Das Trauma der Botschaftsbesetzung zwischen November 1979 und Januar 1981 in Teheran lebt im kollektiven Bewusstsein der Amerikaner fort. Der Iran wird nach wie vor als Bedrohung gesehen. Diese Haltung deckt sich mit der Wahrnehmung Israels und Saudi-Arabiens - also der beiden engsten Verbündeten der USA in der Region.

So unberechenbar Präsident Trump sonst ist: In seinem Iran-feindlichen Kurs ist er stabil - genauso wie in seiner kritiklosen Unterstützung des saudischen Königshauses. Seine erste Auslandsreise führt ihn nach Riad. Die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien will er ausbauen: politisch, wirtschaftlich, militärisch. Als der saudische Kronprinz die halbe Führungsriege festsetzt, twittert Trump: "Ich habe großes Vertrauen in König Salman und den Kronprinzen von Saudi-Arabien, sie wissen genau, was sie tun". Dennoch sollte Trump aufpassen, dass er sich nicht komplett vor den Karren der Saudis spannen lässt.