Wer Humor sucht, der findet!
11. April 2019Körper und Psyche sind eng miteinander verknüpft. Das hat eine amerikanische Meta-Studie jetzt auch wissenschaftlich bestätigt. Was manch einer bereits geahnt haben mag: Menschen mit einem Lächeln im Gesicht sind glücklicher. Was wir mit unserem Gesicht ausdrücken, hat also einen Effekt auf unser Befinden.
Nun ist das mit dem Lächeln und Lachen so eine Sache. Wenn ich morgens als erstes einer verquollenen, zerknitterten Version meiner Selbst im Spiegel begegne, auf dem Weg zur Arbeit in den längsten Stau der Welt gerate und beim nach Hause kommen feststelle, dass ich mich ausgeschlossen habe, was gibt es dann noch zu lachen?
Mehr dazu: Dankbarkeit - auch wenn's schwer fällt
Kareen Seidler, Pressesprecherin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Instituts für Humor (wirklich, das gibt's!), ist sich sicher: "Wer nach Humor sucht, der findet ihn auch." Zur Not helfen Seidler und ihre Kollegen in Coachings und Trainings bei der Suche.
Die Sozialpädagogin Eva Ullmann hat das Institut 2005 in Leipzig gegründet. Es gehe darum, wie Humor in der zwischenmenschlichen Kommunikation – vor allem im beruflichen Alltag - eingesetzt werden kann, erklärt Seidler.
Komme, was wolle!
Humor ist die Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren. So steht es im Duden. Beim Ausbau dieser Fähigkeit ist das Team um Eva Ullmann vom Humor-Institut gerne behilflich. "Unser Ziel ist es, den Alltag von Menschen durch Humor reibungsloser zu gestalten", so Kareen Seidler.
"Es gibt Situationen, in denen Humor völlig unpassend erscheint", sagt Seidler. Krankheit und Tod beispielsweise. Ein Artikel über das Projekt des Deutschen Instituts für Humor "Arzt mit Humor" macht deutlich: Es ist nicht unpassend. Im Gegenteil.
Humor schütze Menschen, die in der Palliativmedizin arbeiten und täglich mit dem Tod konfrontiert sind, vor dem Verrücktwerden, heißt es darin. Humor als "Burnout-Prophylaxe" und "kongnitives Antioxidans". Doch auch dem Sterbenden selbst könne Humor dabei helfen, die schreckliche Situation überhaupt zu ertragen.
Wenn Menschen im Angesicht des Todes noch die Möglichkeit haben, humorvoll und witzig zu sein, dann sollte uns das wohl auch bei Alltagsproblemchen gelingen, oder? "Positive Umdeutung" ist hier das Zauberwort, das Kareen Seidler verwendet.
Eine Frage des Trainings
Ob ich im Stau auf den Straßen oder in der Riesenschlange an der Supermarktkasse stehe, positiv umgedeutet erlebe ich in dem Moment eine absolute Entschleunigung. Meine verschlossene Wohnungstür (ich stehe draußen, mein Schlüssel befindet sich drinnen) gibt mir endlich die Möglichkeit, die Tür mal mit der Kreditkarte zu öffnen. Oder es zumindest zu versuchen.
Denn Fakt ist, ich entkomme ätzenden Situationen auch dann nicht, wenn ich mich vor Wut wie Rumpelstilzchen gebärde. "Humor macht einen Perspektivwechsel möglich", sagt Seidler.
Doch das will geübt sein. Für den Anfang kann die Rückschau helfen. Über ärgerliche Situationen lässt sich in der Retroperspektive leichter lachen. Doch auch der stolperfreie Alltag hat einiges zu bieten. Seidler sagt, wir müssten nur die Augen aufmachen.
Ich habe zum Beispiel eine Zeit lang mit zwei Freunden Ausschau nach absurden Nachnamen gehalten. Auf Schildern, im Netz, überall. Obwohl es Jahre her ist, muss ich noch heute über Prof. Dr. Angstwurm lachen (falls Sie das lesen, verzeihen Sie mir!). Solche Dinge trainieren den "Humor-Muskel", wie Seidler sagt. So wird der Alltag nicht nur leichter, sondern wir - siehe Studie – auch ein bisschen glücklicher.