Welterbekomitee prüft 32 Anträge
26. Juli 2010Seit 1978 erstellt die UNESCO, die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, eine Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt. Einzelne Denkmäler werden ebenso auf die Liste gesetzt wie historische Städte oder ganze Landschaftszüge - vorausgesetzt, die Experten der Organisation halten sie für so wertvoll, dass für ihren Schutz nicht nur ein einzelner Staat, sondern die gesamte Menschheit verantwortlich sein soll. Die Länder, in denen das jeweilige Weltkulturerbe oder Naturerbe liegt, sind dann zur Erhaltung der Denkmäler verpflichtet.
Bald mehr als 900 Welterbe-Stätten?
Bisher stehen 890 Orte und Landschaften in 148 Ländern auf der ständig wachsenden Liste des Welterbes. 33 davon befinden sich in Deutschland, darunter der Kölner Dom, die Altstädte von Wismar und Stralsund sowie seit 2009 auch das Wattenmeer.
Von der 34. Jahrestagung des Welterbekomitees in der brasilianischen Hauptstadt sind aber zumindest keine ähnlich schlechten Nachrichten zu erwarten wie im vergangenen Jahr, als die UNESCO das Dresdner Elbtal wegen des Baus der Waldschlösschenbrücke über die Elbe aus der Welterbeliste strich.
Streichungen diesmal nicht geplant
Dieses Jahr soll dieses Schicksal keine der Stätten treffen - soviel wurde schon vor Beginn der Tagung am Sonntag (25.07.2010, Ortszeit) in Brasilia bekannt. Doch erneut sollen mehrere Projekte einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Die 21 UNESCO-Experten werden sich etwa damit befassen, ob sich eine von der Wirtschaft in Rheinland-Pfalz geforderte Brücke mit dem Welterbestatus des Oberen Mittelrheintals verträgt. Zwischen Koblenz und Mainz gibt es bisher auf rund 85 Kilometern weder eine Brücke noch einen Tunnel, um an das jeweils andere Ufer des Rheins zu gelangen.
Mit großer Spannung dürfte die Tagung des Welterbekomitees im Harz verfolgt werden - von dort kommt nämlich in diesem Jahr der einzige deutsche Antrag für eine Neuaufnahme in die Welterbeliste: Es geht um das so genannte "Oberharzer Wasserregal". Es zählt zu den größten und bedeutendsten historischen bergbaulichen Wasserwirtschaftssystemen der Welt.
Die Anlage erstreckt sich über ein Gebiet von rund 200 Quadratkilometern im niedersächsischen Teil des Harzes und besteht aus miteinander verbundenen Teichen, Stollen, Gräben und Schächten. Die Anlage wurde zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert von Bergleuten zum Antreiben von Pumpen und Wasserrädern gebaut und genutzt.
Ob sich das Oberharzer Wasserregal künftig tatsächlich mit dem Welterbe-Titel schmücken darf, wird allerdings erst in einigen Tagen feststellen: Die Ergebnisse seiner zehntägigen Sitzung will das Welterbekomitee nämlich erst am 3. August bekanntgeben.
Autor: Frank Wörner (dpa, apn, afp)
Redaktion: Reinhard Kleber