Weltbevölkerung wächst immer langsamer
11. Juli 2022Erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen durch die Vereinten Nationen im Jahr 1950 liegt die Wachstumsrate der Weltbevölkerung unter einem Prozent pro Jahr - aktuell sind es 0,8 Prozent, wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) mitteilte. Wegen der Corona-Pandemie sei außerdem die Lebenserwartung im Jahr 2021 auf 71 Jahre gesunken. 2019 habe sie noch bei 72,8 Jahren gelegen.
Momentan lebten 7.977.000.000 Menschen auf der Erde, teilte die Stiftung weiter mit. Voraussichtlich am 15. November dieses Jahres werde die Schwelle von acht Milliarden erreicht. Vor allem im globalen Süden sei die Geburtenziffer noch immer hoch. Dort bekämen "viele Mädchen und Frauen immer noch mehr Kinder, als sie sich wünschen", erklärte die stellvertretende DSW-Geschäftsführerin Angela Bähr.
Sexualaufklärung und Zugang zu Verhütungsmitteln
In Afrika südlich der Sahara beispielsweise betrage die durchschnittliche Kinderzahl einer Frau 4,6 - und liege damit trotz sinkender Zahlen noch weit über dem weltweiten Durchschnitt von 2,3. Die Möglichkeit der selbstbestimmten Familienplanung von Jugend an sei nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch ein Schlüssel zur Armutsbekämpfung, erklärte Bähr. "Daher fordern wir die Bundesregierung auf, dass Sexualaufklärung und Zugang zu Verhütungsmitteln Grundpfeiler einer feministischen Entwicklungspolitik sein müssen."
Bis zum Ende des Jahrhunderts werden etwa dreimal so viele Menschen in Afrika leben wie heute, knapp 4,3 Milliarden - etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung. Die größten Treiber sind dabei vor allem zehn Länder, aus denen 2050 mehr als die Hälfte aller Neugeborenen stammen werden: Nigeria, Äthiopien, Ägypten, Demokratische Republik Kongo, Tansania, Südafrika, Kenia, Uganda, Algerien und der Sudan.
Prognose für 2080: 10,4 Milliarden Erdbewohner
Doch auch auf Afrika werde der globale Trend eines verlangsamten Wachstums durchschlagen, so die DSW. Der Direktor der UN-Bevölkerungsabteilung, John Wilmoth, sieht darin - trotz aller regionalen Unterschiede - große Chancen. Dies gelte neben der Bekämpfung von Armut und Hunger insbesondere für das Thema Bildung: Weniger Nachwuchs erhöhe die Aufmerksamkeit pro Kind. "Wenn die durchschnittliche Familiengröße sinkt, wird es sowohl Familien als auch Gesellschaften möglich, mehr in jedes Kind zu investieren, die Qualität der Bildung zu verbessern und das Humankapital der Bevölkerung zu entwickeln", sagte Wilmoth der Deutschen Presse-Agentur.
Für 2030 sagen die Forscher 8,5 Milliarden Menschen auf dem Planeten voraus, für 2050 9,7 Milliarden, bevor es 2080 eine Spitze von 10,4 Milliarden Menschen geben soll, die den Schätzungen zufolge bis etwa 2100 halten wird.
jj/as (dpa, afp, kna)