Weißrussen wählen künftigen Präsidenten
11. Oktober 2015Etwa sieben Millionen Menschen sind in Weißrussland zur Stimmabgabe aufgerufen. Bis zum Mittag verlief die Abstimmung nach Angaben von Beobachtern ruhig. Neben dem bisherigen Staatspräsidenten Alexander Lukaschenko sind drei Gegenkandidaten zugelassen: Zwei als regimetreu geltende Bewerber sowie Tatjana Korotkewitsch, die sich als erste Frau um das Amt bewirbt. Sie steht der versprengten weißrussischen Opposition nahe. Allen drei Kandidaten wird keine Chance eingeräumt. Prognosen werden für Sonntagabend, amtliche Ergebnisse für Montag erwartet.
Der Favorit Lukaschenko gab am Vormittag in der Hauptstadt Minsk mit seinem Sohn seine Stimme ab (Artikelbild). Dabei betonte er seine Verbundenheit zu Moskau: "Wir bleiben nicht nur Freundesland für Russland, das ist unser engstes Bundesland." Er wies jedoch die Moskauer Pläne für eine Luftwaffenbasis in Weißrussland erneut zurück.
Friedliche Demonstration vor der Wahl
Lukaschenko regiert das Land seit 21 Jahren mit Polizeistaatmethoden. Beobachter sehen in ihm "Europas letzten Diktator". Bei der vergangenen Präsidentschaftswahl hatte er knapp 80 Prozent der Stimmen für sich reklamiert. Nach der Abstimmung hatte es in Minsk Unruhen gegeben, die Lukaschenko blutig niederschlagen ließ. Hunderte seiner Gegner wurden festgenommen. Am Samstag hatten in Minsk aus Protest gegen die Wahl Hunderte Menschen protestiert. Die Polizei begleitete die Kundgebung mit vielen Sicherheitskräften in Zivil. Zu Zwischenfällen kam es nicht.
Wahlbeobachtern bereitet Sorgen, dass in den Tagen vor der Abstimmung nach Behördenangaben schon etwa 40 Prozent der Wähler ihre Stimmen abgegeben haben. Diese vorzeitige Wahl gilt als anfällig für Manipulationen. Auf Angestellte von Staatsbetrieben, Studenten oder Krankenhauspatienten werde Druck ausgeübt, schon vor dem Wahltag abzustimmen.
Ba/pg (afp, dpa)