Weber tritt ab
11. Februar 2011Die Entscheidung hatte sich angekündigt, nachdem Regierungssprecher Steffen Seibert für Freitagnachmittag (11.02.2011) eine Erklärung zur beruflichen Zukunft des Bundesbankchefs angekündigt hatte. "Heute Nachmittag kann man das Spekulieren einstellen", so Seibert wörtlich. Und tatsächlich wurde nach einem rund einstündigen Treffen Axel Webers mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble das Geheimnis um die berufliche Zukunft des obersten deutschen Währungshüters endlich gelüftet.
Persönliche Gründe genannt
Weber will mit dem Ende seines siebten Amtsjahres zum 30. April 2011 aus dem Amt scheiden. Die Bundeskanzlerin und der Finanzminister hätten diese Entscheidung "mit Respekt für Professor Webers persönliche Gründe zur Kenntnis genommen", ließ Merkel durch ihren Regierungssprecher mitteilen. Eigentlich hätte die Amtszeit des Bundesbankpräsidenten erst am 31. März 2012 geendet.
Mit der Entscheidung zum Rückzug beendet der 53-jährige Weber ein tageslanges Verwirrspiel. Im kleinen Kreis hatte er am Mittwoch angedeutet, "nicht unbedingt" über das Ende seiner ersten Amtszeit hinaus Bundesbank-Präsident bleiben zu wollen. Die Nachricht machte schnell die Runde und wurde durch Spekulationen ergänzt, Weber strebe stattdessen den Chefsessel der Deutschen Bank an. Dessen scheidender Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann habe Weber bereits seit einem Jahr umworben.
Weber will nicht EZB-Chef werden
Dabei hatte Bundeskanzlerin Merkel ganz andere Pläne mit Axel Weber. Sie wollte den Bundesbankpräsidenten im Herbst ins Rennen um die Nachfolge des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, schicken. Damit verband sie wohl auch die Hoffnung, das Vertrauen der Deutschen in den Euro wieder zu verbessern. Denn Weber gilt als konsequenter Verfechter des Stabilitäts- und Währungspaktes. Die Praxis der EZB, Staatsanleihen schwacher Euro-Länder aufzukaufen und damit die Geldwertstabilität zu untergraben, fand bei ihm noch nie Anklang - ganz im Gegenteil. Vor Vertrauten hatte er sich in den vergangenen Monaten mehrfach darüber beklagt, dass er im vielstimmigen Konzert der Euro-Länder beinahe der Einzige sei, der der Währungsstabilität oberste Priorität einräume. Und genau in diesem Punkt vermisste der Bundesbankpräsident zuletzt wohl auch die Rückendeckung der Kanzlerin.
Wer Axel Weber auf den Chefsessel der Bundesbank nachfolgt, ist unklar. Regierungssprecher Seibert sagte, die Entscheidung werde in der kommenden Woche getroffen. Es soll sich aber weder in Deutschland noch im Ausland jemand Sorgen machen, dass die Bundesbank nicht auch weiterhin für Finanzstabilität sorgen werde, so Seibert. "Die Aufgabe ist im Interesse unseres Landes und daran hat sich auch durch zwei Tage der Unklarheit nichts geändert."
Autorin: Sabine Kinkartz
Redaktion: Kay-Alexander Scholz