Was wissen wir über die Kelten?
21. Januar 2025483 Goldmünzen: Ein unschätzbarer Fund für Keltenforscher - und ein wertvoller für die Diebe, denen es im November 2022 gelang, die Münzen aus dem Kelten- und Römermuseum in der bayerischen Gemeinde Manching zu stehlen. In einem hollywoodreifen Raubzug schalteten sie alle Internet- und Telefonverbindungen in der Umgebung ab und konnten die Münzen so - ungestört von Alarmanlagen - seelenruhig einpacken und mitnehmen.
Die Diebe wurden gefasst und müssen sich ab Dienstag (21.01.2025) vor Gericht verantworten. Von den ursprünglich 3,7 Kilo Goldmünzen wurden nur noch etwa 500 Gramm gefunden; der Rest wurde vermutlich eingeschmolzen. Ein großer Verlust eines wertvollen Nachlasses der Kelten, deren Geschichte bis heute in Teilen noch umstritten und rätselhaft ist.
Was also wissen wir - oder glauben wir - über die Kelten zu wissen?
Mitteleuropa: Die Heimat der Kelten
Obwohl man die Kelten heute oft mit Großbritannien verbindet, wo ihr Erbe dank der Sprache noch recht präsent ist, stammen sie ursprünglich aus einer Region, die sich von Nordostfrankreich über Deutschland bis in die Tschechische Republik erstreckt. Die ältesten archäologischen Funde der Kelten kommen übrigens aus Hallstatt in Österreich. Sie stammen aus der Zeit um 700 v. Chr. Es wird jedoch vermutet, dass sich die keltische Kultur bereits lange vorher, nämlich im 2. Jahrtausend v. Chr., zu entwickeln begann.
Auch wenn die Wanderungen der Kelten nicht genau nachzuverfolgen sind, breiteten sie sich schließlich über weite Teile Frankreichs und Nordspaniens aus und drangen im Osten bis zum Balkan, dem Schwarzen Meer und nach Anatolien (in der heutigen Türkei) vor. Auf den Britischen Inseln wurde der Begriff "keltisch" erst im 18. Jahrhundert populär, um die vor-römischen Zivilisationen dort zu beschreiben. Ob diese jedoch wirklich Teil einer größeren, kontinentalen keltischen Kultur waren, wird in der Wissenschaft immer noch heiß diskutiert.
Ihren Namen bekamen die Kelten von den Griechen, die im 6. Jahrhundert v. Chr. auf keltische Stämme trafen und sie "Keltoi" oder manchmal "Galati" nannten. Die Römer sagten "Galli" oder "Celtae". Kein Wunder, dass es so viele Bezeichnungen für die Kelten gibt, denn es gab auch viele verschiedene keltische Stämme - wie die Insubrer in Norditalien, die Boier in Mitteleuropa oder die Helvetier in der Schweiz. Was oft unter einem Namen zusammengefasst wird, war eigentlich eine Ansammlung von hunderten sprachlich und kulturell verwandten Stämmen, die etwa 2000 Jahre lang existierten.
Barbarisch - aus Sicht ihrer Feinde
Dem Alkohol zugeneigte, barbarische Kämpfer, die bei der geringsten Beleidigung in die Schlacht stürmten - oft nackt und blau angemalt - und abgeschlagene Köpfe sammelten: Viele Beschreibungen der Kelten durch griechische und römische Schriftsteller gehen in diese Richtung. Aber diese Autoren waren nicht gerade neutral - schließlich befanden sie sich oft im Krieg mit den Kelten.
Die Kelten selbst haben keine schriftlichen Überlieferungen hinterlassen. Erlesene Schmuckstücke, verzierte Schwerter und andere Artefakte, die in keltischen Grabstätten gefunden wurden, zeigen jedoch, dass sie fortschrittliche Metallverarbeitungstechniken beherrschten. Abstrakte Darstellungen und anmutige Linien lassen auf eine komplexe Symbolik und hohe Kunstfertigkeit schließen. Nicht unbedingt die Atbeit von Barbaren.
In erster Linie Krieger?
Für Fans der beliebten Comicserie Asterix stehen die Kelten, zu denen auch französische Gallier gehörten, im Dauerclinch mit den Römern. In der Realität sah es wohl etwas anders aus: Zwar führten die Kelten sowohl Verteidigungs- als auch Angriffskriege, aber sie profitierten auch vom blühenden Handel in Mitteleuropa - vor allem, weil sie verschiedene Wasserwege kontrollierten.
Bei Ausgrabungen auf der Heuneburg, einer befestigten keltischen Stadt aus der Eisenzeit im Südwesten Deutschlands mit damals etwa 10.000 Einwohnern, fand man Luxusgüter aus dem Mittelmeerraum wie griechischen Wein, italienisches Gold und spanisches Tafelgeschirr. Auf den Britischen Inseln zeugen Ausgrabungen von Ackerbau und Viehzucht.
Die keltische Sprache ist lebendig
Wie haben sich die Kelten angehört? Wir wissen es nicht genau, aber in Teilen des Vereinigten Königreichs und Frankreichs existieren noch heute einige keltische Sprachen. Dazu gehören Walisisch, Irisch, Schottisch-Gälisch, Kornisch und Bretonisch; alle anderen keltischen Sprachen sind ausgestorben.
Griechische und römische Autoren hielten in ihren Aufzeichnungen fest, dass die keltischen Stämme in einer geheimnisvollen, rätselhaften Weise sprachen und dass Informationen nicht schriftlich, sondern nur mündlich weitergegeben wurden.
Matriarchat? Vielleicht...
Die Druiden, eine Art keltische Religionsführer, waren für diese mündliche Weitergabe der Geschichten zuständig. Dabei konnten sowohl Männer als auch Frauen Druiden sein. Es wird angenommen, dass Frauen oft hohe soziale Positionen innehatten. Bei Ausgrabungen fand man Kampfausrüstungen in Frauengräbern, was darauf hindeutet, dass auch Frauen als Kriegerinnen dienten.
Antike DNA aus jüngsten Ausgrabungen in Großbritannien deutet sogar darauf hin, dass einige keltische Gesellschaften matriarchalisch gewesen sein könnten - auch wenn dafür noch mehr Beweise nötig sind.
Adaption aus dem Englischen: Rayna Breuer