1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Was ist Swift?

27. Februar 2022

Als Reaktion auf Russlands Einmarsch in die Ukraine werden russische Banken aus dem internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen. Worum geht es?

https://p.dw.com/p/47b0M
IBAN und BIC SWIFT-Code auf einem Überweisungsträger
Bild: Christian Ohde/imageBROKER/picture alliance

Fast jeder Bankkunde kennt den BIC-Code oder die IBAN-Nummer von Bank-Überweisungen (Artikelbild), mit dem Finanzinstitute über das Swift-System Zahlungs-Informationen austauschen und den dazugehörigen Konten zuordnen. Das System wird von mehr als 11.000 Finanzinstitutionen in über 200 Ländern genutzt und ist wichtig für den globalen Zahlungsverkehr. Swift ist eine genossenschaftliche Organisation mit Sitz in Belgien. Allerdings hat Russland nach der Annexion der Krim bereits ein eigenes System namens SPFS entwickelt, nachdem damals Forderungen aufgekommen waren, Russland von Swift abzuklemmen.

Für die russische Wirtschaft dürfte diese Maßnahme extrem schmerzhaft sein, doch auch für andere Länder hätte ein Ausschluss ernste Folgen. Ein Überblick:

Was ist Swift?

Die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication, kurz Swift, ist der Kommunikationskanal der internationalen Finanzwelt. 1973 gegründet, verbindet die Organisation mit Sitz in Belgien mehr als 11.000 Banken in über 200 Ländern weltweit. Die Organisation befindet sich im genossenschaftlichen Besitz der Banken und unterliegt dem EU-Recht.

Zahlungsdienstleister SWIFT
Logo des Zahlungsdienstleisters SwiftBild: Jakub Porzycki/NurPhoto/picture alliance

Die Organisation erfüllt eine zentrale Rolle in der Finanzwelt: Wer über Grenzen hinweg Geld überweisen will, der kommt um Swift nicht herum. Banken nutzen das standardisierte Nachrichtenformat der Organisation, um sich gegenseitig über angewiesene Überweisungen zu informieren. Eine Swift-Nachricht enthält beispielsweise Informationen zur Identität des Zahlenden und des Zahlungsempfängers sowie die entsprechenden Kontonummern.

Die Swift-Nachricht dient dabei lediglich der Kommunikation - die Überweisung selbst rechnen die Banken unabhängig von Swift ab. Jeden Tag versendet Swift rund 42 Millionen solcher Nachrichten und ist somit ein Grundpfeiler des internationalen Zahlungsverkehrs.

Wie kommt ein Ausschluss zustande?

Da es sich bei Swift um eine unabhängige Organisation handelt, können weder die USA noch die EU direkt einen Ausschluss Russlands erzwingen. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: 2012 beschloss der US-Kongress finanzielle Sanktionen gegen Manager der Organisation, sollten diese weiterhin Zahlungsverkehr mit iranischen Banken abwickeln. Die Regierungschefs der EU zogen nach, der Druck wuchs weiter: Schließlich wurden iranische Banken aus dem Kommunikationssystem ausgesperrt, die wirtschaftlichen Folgen für den iranischen Ölexport und Außenhandel sind dramatisch.

Welche Auswirkungen hat ein Ausschluss für das betroffene Land?

Für die Wirtschaft eines betroffenen Landes hat ein Ausschluss aus dem Swift-Verfahren verheerende Folgen: Banken sind nicht mehr in der Lage, mit Geldhäusern in anderen Ländern zu kommunizieren. Aufträge von Unternehmen können dann weder aufgegeben noch angenommen werden - denn sie können nicht bezahlt werden.

Der erschwerte Zugang zum internationalen Finanzmarkt verlangsamt Zahlungs- und Warenströme oder verhindert sie sogar ganz. Für Unternehmen, die Geschäfte im sanktionierten Land betreiben, entstehen enorme Kosten und möglicherweise hohe Kreditausfälle. Der Ausschluss aus dem Swift-Verfahren ist deshalb ein zweischneidiges Schwert: Zwar wird die Wirtschaft des sanktionierten Landes hart getroffen, doch auch die ausländischen - mitunter deutschen - Firmen, die vor Ort tätig sind, nehmen Schaden.

Welche Auswirkungen hat der Ausschluss Russlands für andere Länder?

Auch für Deutschland hätte ein Ausschluss Russlands aus dem Swift-Verfahren ernste Konsequenzen: Exporte im Gesamtwert von über 23 Milliarden Euro gingen laut dem Statistischen Bundesamt 2020 in die Russische Föderation - Geld, das bei einem Ausschluss Russlands nicht mehr nach Deutschland fließen könnte. Das Gleiche gilt in entgegengesetzter Richtung: Für rund 21,5 Milliarden Euro importierte Deutschland 2020 Güter aus Russland - beispielsweise Erdgas, dessen Preis aufgrund akuter Knappheit zuletzt ohnehin nie dagewesene Höhen erreichte.

Die Forderungen nach einem Ausschluss Russlands waren nicht neu: Bereits nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 wurde der Schritt in Erwägung gezogen. Als Reaktion auf die damaligen Drohungen hat das Land mittlerweile allerdings auch nach Alternativen gesucht und sich beispielsweise enger an China gebunden.

Russland Bank Finanzen Zahlungssystem Sanktionen
Russlands Zentralbank hat Reserven im Wert von rund 650 Milliarden US-Dollar, ein Großteil in Form von Goldbarren Bild: Konstantin Kokoshkin/Russian Look/picture alliance

So bauten sowohl Russland als auch China bereits eigene Zahlungssysteme auf, um sich von Swift unabhängig zu machen. Das Russische System for Transfer of Financial Messages (SPFS) verbindet zwar erst rund 400 fast ausschließlich russische Banken. Doch der Ausschluss Russlands aus dem Swift-Verfahren dürfte der Initiative neue Dringlichkeit verleihen.

Wie wirksam wäre ein Swift-Ausschluss Russlands und der ebenfalls diskutierte Schritt, Russland Geschäfte in US-Dollar zu verbieten, aus Sicht eines Handelsexperten? 

Der Handelsexperte Julian Hinz vom Kieler Institut für Weltwirtschaft ordnet die wahrscheinlichen Folgen gegenüber der DW ein: "Ich denke schon, dass das die ganz große Keule wäre, vor allem die Abkopplung vom Dollar oder auch dem Swift-System. Das würde auch unmittelbar zu massiven Verwerfungen in Russland führen. Das ist ja gerade der Effekt mit dem Abkoppeln von Swift. Damit hat man ja auch schon Erfahrungen. Man sieht, was im Iran passiert ist, da folgte eine massive Wirtschaftskrise. Gleichzeitig ist es natürlich so, dass nicht alle Länder auf dieses System angewiesen sind. Und beim Iran sieht man beispielsweise, dass sich die Wirtschaftsbeziehungen des Iran deutlich Richtung China, Richtung Indien verlagert haben, also hin zu Partnern, die nicht Teil dieser Sanktionen sind." 

tko/ hb (afp, rtr, DW)

Der Artikel wurde am 27.02.2022 aktualisiert.