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Warum werden tolle Tore nicht schneller gefeiert?

Jasmina Schweimler
22. November 2020

Das Ende einer Siegesserie in Frankreich, Fragen zur Handhabung positiver Corona-Tests und der geplante Mutterschutz für Fußballerinnen - Jasmina Schweimler schaut auf die wichtigsten Themen der Woche im Frauenfußball.

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Joelle Wedemeyer zieht ab und erzielt das Tor zum 1:0 für den VfL WolfsburgBild: Sebastian Priebe/regios24/Imago Images

1. Wedemeyers Tor geht um die Welt

Es kann nicht oft genug gesagt werden: Die Frauen-Bundesliga muss weltweit sichtbarer und zugänglicher werden. VfL Wolfsburgs Verteidigerin Joelle Wedemeyer hat am Freitagabend beim 3:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt ein Tor geschossen, das man gesehen haben muss, um es zu glauben. Die 24-Jährige zog über links Richtung Strafraum, nahm sich ein Herz und hämmerte die Kugel aus gut 20 Metern mit einem satten Schuss ins Tor. Unmittelbar danach wurden unzählige Clips der Eurosport-Übertragung in den sozialen Netzwerken geteilt - vor allem die unglaubliche Flugkurve des Balls hat Fans auf der ganzen Welt sprachlos gemacht. Selbst die ehemalige USA-Torfrau Hope Solo hat den Ausschnitt auf ihrer Twitterseite geteilt und war beeindruckt.

Erst vergangene Woche hatte ein Tor von Manchester United's Tobin Heath für Millionen Aufrufe auf Twitter gesorgt. Wedemeyers Treffer hätte ebenfalls Potential für solche Zahlen. Zwar sind 100.000 Aufrufe auch schon eine beachtliche Menge, doch man kann sich gut ausmalen, was möglich wäre, wenn die deutsche Liga und die deutschen Vereine in Sachen Marketing und Social-Media-Präsenz beispielsweise auf dem Stand der englischen Liga und Vereine wären. 

2. SGS Essen wieder auf Kurs

Die SGS Essen hatte es in der Vergangenheit nicht immer einfach. Während die Essenerinnen in manchen Spielzeiten zu den besten Teams der Liga zählten, hatten sie oft auch Schwierigkeiten aufgrund immer wieder eintretender Umbrüche innerhalb des Kaders. Der Verein aus Schönebeck war schon immer eine wichtige Anlaufstelle für Talente, die dort zu gestandenen Spielerinnen reiften und dann zu größeren Klubs wechselten. Erst vor dieser Saison verlor die SGS mit Marina Hegering, Lea Schüller (beide FC Bayern München), Lena Oberdorf (VfL Wolfsburg) und Turid Knaak (Atletico Madrid) gleich vier deutsche National- und Schlüsselspielerinnen.

Nach den ersten fünf Spieltagen standen vier Niederlagen und ein Sieg auf dem Konto der Essenerinnen. Aber die Mannschaft von Trainer Markus Högner hat sich stabilisiert und ist mittlerweile seit fünf Spielen ungeschlagen. Der deutliche 6:1-Sieg gegen den MSV Duisburg an diesem Wochenende gab noch einmal ordentlich Selbstvertrauen. 

3. Erste Absagen aufgrund von Corona

Die Frauen-Bundesliga muss mit ersten Spielabsagen aufgrund positiver Corona-Tests umgehen. Erst traf es die Ansetzung Bayern München gegen Bayer Leverkusen, nachdem eine Leverkusener Spielerin sich infiziert hatte. Dann wurde auch das Spiel zwischen Turbine Potsdam und Werder Bremen abgesagt. Zwei Werderanerinnen waren positiv getestet worden. Die kompletten Mannschaften beider Klubs befinden sich in häuslicher Quarantäne. Das sieht in der Bundesliga der Männer anders aus: Stunden vor Borussia Mönchengladbachs Spiel gegen den FC Augsburg bekam Verteidiger Ramy Bensebaini ein positives Testergebnis. Die Tests aller anderen Spieler waren jedoch negativ, die Partie wurde also ausgetragen.

Ein weiteres Beispiel gab es in Hoffenheim: Dort hatte die TSG nach einer Reihe von positiven Fällen sogar versucht, ihr Spiel gegen den VfB Stuttgart von Samstag auf Sonntag zu verlegen. Die DFL lehnte das ab. Vielleicht ist es simpel, und die Frauen-Bundesliga kümmert sich einfach mehr um ihre Spielerinnen. Dennoch fällt auf, dass beide Ligen verschiedene Herangehensweisen im Umgang mit der Thematik haben. Die Gesundheit aller Beteiligten sollte stets an erster Stelle stehen und Spielausfälle dementsprechend öfter in Erwägung gezogen werden.

4. Lyon mit fast historischer Niederlage

Olympique Lyon ist die beste Frauenfußballmannschaft der Welt, daran besteht kein Zweifel. Die Dominanz zeigt sich allein anhand ihrer sieben Triumphe in der Champions League seit 2011. Auch in der französischen Liga konnte Lyon bereits 14-mal die Schale in die Luft stemmen - aber dieses Jahr spitzt sich der Titelkampf in Frankreich zu.

Frankreich Frauenfußball | PSG - Lyon
Lyon geschlagen! - die PSG-Spielerinnen Irene Paredes (l.) und Perle Morroni (r.) feiern den SiegBild: Antoine Massinon/DPPI media/picture alliance

Die Französinnen verloren das direkte Duell mit Paris Saint-Germain mit 0:1 - es war das Ende einer Erfolgsserie von 80 Liga-Spielen ohne Niederlage, die rund vier Jahre lang anhielt. PSG-Spielerin Marie-Antoinette Katoto traf bereits nach zehn Minuten und fügte Lyon so die erste Niederlage nach 1440 Tagen zu. Durch den Sieg rückten die Pariserinnen an die Tabellenspitze und haben nun einen Punkt Vorsprung vor Olympique.

5. FIFA plant bezahlten Mutterschutz

Der Fußball-Weltverband hat ein neues Regelwerk vorgelegt, in dem es heißt, dass Fußballerinnen künftig mindestens 14 Wochen in Mutterschutz gehen können und dabei mindestens zwei Drittel ihres vertraglich festgeschriebenen Gehalts bekommen. Die Vereine sollen sich außerdem verpflichten, Spielerinnen bei der Wiedereingliederung nach der Schwangerschaft zu fördern. Diskriminierung von Frauen aufgrund einer Schwangerschaft soll zudem verboten sein. Der FIFA-Rat muss den neuen Regeln allerdings noch zustimmen. "Wir wollen, dass Frauen professionelle Fußballerinnen sein und gleichzeitig eine Familie haben können", kommentierte die FIFA-Frauenfußball-Beauftragte Sarai Bareman. Die Regelanpassung wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung, auch wenn man sich fragen muss, warum das Ganze erst jetzt passiert.