So wird Wacken 2017
31. Juli 2017Seit Mitte Juli ist auf den Wiesen rund um das kleine Dorf Wacken in Schleswig-Holstein erhöhte Betriebsamkeit zu verzeichnen. Zu Anfang waren es ein paar Lieferwagen, Gabelstapler, Traktoren, die über die stillen Äcker gerollt sind. Ein paar Männer mit Walkie-Talkies verlegten Kabel, arbeiteten an Stromkästen, hoben Gräben aus und bereiteten den großen Aufbau vor. Inzwischen sind künstliche Straßen verlegt worden, man hat Fahrrinnen aufgeschottert und Bauzäune in einer Länge von mehr als 40 Kilometern aufgestellt. Innerhalb der Zäune: riesige Zelte, Pavillons, Container, Logistik. Auf 250 Hektar ist in nur zwei Wochen eine ganze Stadt entstanden. Im Herzen dieser Stadt befindet sich der "Holy Ground": Das Festivalgelände, auf dem vom 3. bis 5. August die größte Metalparty der Welt stattfinden wird.
Drei gigantische Bühnen
Zentrum des Festivalgeländes ist das "Infield" - der Platz vor den drei großen Open Air Bühnen. Sechs Fußballfelder würden hier drauf passen. Die Bühnen sind für 2017 neu konzipiert worden: Sie haben neue Namen bekommen - getreu dem Wacken-Motto: "Faster", "Harder", "Louder". Das Publikum wird mit besserem Sound versorgt: Damit auch die hinteren Reihen in den vollen Musikgenuss kommen, gibt es eine weitere Lautsprecherreihe. Außerdem wird sich den Wacken-Besuchern eine komplett neue Bühnen-Skyline zeigen. Auf den traditionell brennenden riesigen Stierschädel zwischen den Bühnen wird natürlich nicht verzichtet.
Das Infield selbst ist im vergangenen Herbst in einer längeren Bauphase mit einem Drainagesystem ausgestattet worden. Die Veranstalter erhoffen sich, dass auf diese Weise keine Schlammgruben mehr entstehen und die Leute nicht bis zu den Knien im Matsch stehen.
Weniger Schlamm durch Bierpipeline?
Für den berühmten Wacken-Schlamm sorgt nicht nur der Regen, der die Region auch im Hochsommer gerne ausgiebig heimsucht. Auch die vielen Fahrzeuge, die das komplette Festivalgelände permanent mit Lebensmitteln und Getränken versorgen, graben sich in den aufgeweichten Boden. Das gilt vor allem für die schweren Bierlaster. Hier haben die Veranstalter Abhilfe geschaffen.
Das Bier wird von den zentralen Kühltanks durch eine Pipeline zu den Getränkewagen auf dem Festivalgelände transportiert. In 80 Zentimetern Tiefe liegen die Rohre - weit genug unter der Oberfläche, dass niemand nach dem Bier buddeln wird. Die Bierleitungen in der Pipeline sollen lebensmittelecht sein, so dass die Besucher den Unterschied zwischen einem direkt aus dem Fass gezapften Bier und dem aus der Pipeline nicht merken werden - das verspricht zumindest die verantwortliche Brauerei. Nach dem Festival werden die Schläuche aus der Pipeline gezogen, die Rohre bleiben unter der Erde - so müssen keine kilometerlangen Gräben mehr gegraben werden.
Die Bands
Musikalisch wird hier für jeden Fan von lauten Gitarren genug Auswahl geboten. Die Headliner in diesem Jahr sind Volbeat aus Dänemark, die deutschen Metalklassiker Accept, Schock-Rocker Alice Cooper, die nicht minder furchterregende Gruftie-Ikone Marilyn Manson, die US-Metaller Megadeth. Freuen können sich die Fans auch auf die vier Rockcellisten von Apocalyptica, die schwedischen Melodic-Death-Metaller Amon Amarth, die Crossover-Band Clawfinger. Außerdem gibt's ein Wiedersehen mit Europe, Status Quo und den Boomtown Rats. Die örtliche Feuerwehrkapelle Wacken Firefighters wird mehrmals auftreten und Rockklassiker sowie Volksmusik zum Besten geben - was von den Metalheads genau so gefeiert wird, wie die ganz großen Bands.
Die Stiftung "Wacken-Foundation" kümmert sich auch um den internationalen Nachwuchs und richtet seit zehn Jahren den Metal Battle aus, dessen Endrunde immer während des W:O:A läuft. Die DW ist hautnah dabei und wird in den PopXport-Sendungen die fünf Gewinnerbands vorstellen. In diesem Jahr werden 29 Bands aus der ganzen Welt um einen Platz in den Top Five spielen.
Die Fans
Für manche ist es der Jahresurlaub. Wer die Festivalatmosphäre länger als drei Tage genießen möchte, kann das auch gerne eine Woche lang tun. Seit dem Wochenende reisen die Fans an, die Campingplätze werden von Tag zu Tag voller. Die Camper sind zum Teil exzellent ausgerüstet. Vom Ein-Mann-Igluzelt aus dem Discounter bis hin zu sündhaft teuren Pavillons aus Leinen in Mittelalteroptik ist alles dabei. Ganze Lager werden errichtet, Zelte und Autos stehen dicht an dicht. Strom gibt es nur auf bestimmten Plätzen - andere halten ihr Bier in Styroporkisten kalt oder werfen knatternde Dieselgeneratoren an, um Musik zu hören oder Kühlschränke zu betreiben.
Gegessen wird, was auf den Grill kommt. Getrunken wird… "viel", sagen die Veranstalter. In Facebookgruppen haben sich die Wacken-Freunde schon wochenlang auf das Festival vorbereitet und sich gegenseitig mit ihrer Vorfreude angesteckt. In Wacken können die Besucher ein paar Tage lang einfach mal abschalten - und "die Sau raus lassen". Sie können Anzüge und Kostümchen, Arztkittel oder Talare zu Hause lassen; es interessiert keinen mehr, ob man Anwalt ist oder Lagerarbeiter. Hier sind alle gleich: Die meistgetragene Farbe ist schwarz, die Füße stecken in Gummistiefeln, duschen ist nicht so wichtig. Was die 80.000 auf Wacken zusammenhält, ist die Musik und die einzigartige Atmosphäre beim W:O:A.