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Bescheidenheit in Wolfsburg?

24. Februar 2017

VW reagiert auf die massive Kritik an hohen Manager-Gehältern, deckelt die Vorstands-Einkommen und verschärft die Bestimmungen für Boni. Dabei ist VW 2016 wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt.

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Deutschland - Ortschild Wolfsburg mit VW Logo im Hintergrund
Bild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

Der größte Autokonzern der Welt machte 2016 ein Plus von 5,14 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Freitag in Wolfsburg mitteilte. Im Vorjahr war Volkswagen wegen des Dieselskandals tief in die roten Zahlen gerutscht und hatte einen Verlust in Höhe von 1,58 Milliarden Euro ausgewiesen.

Das Jahr 2016 lief für den Autobauer hervorragend. Der Umsatz stieg laut Angaben vom Freitag um 4,0 Milliarden Euro auf 217,3 Milliarden Euro - und damit auf einen neuen Rekord. Weltweit lieferte der Konzern 10,3 Millionen Fahrzeuge aus - auch das eine neue Bestmarke. Vor allem in den west- und zentraleuropäischen Märkten und im Asien-Pazifik-Raum gab es demnach Zuwächse.

Die Zahlen zeigten, dass Volkswagen "sehr robust aufgestellt" sei, erklärte VW-Chef Matthias Müller. Die im November begonnene Neuausrichtung des Konzerns zeige bereits "spürbare Erfolge". Die neue Struktur mit mehr dezentraler Verantwortung stärke die Marken und Regionen und erhöhe die Kundennähe. "Wir werden schneller, fokussierter und effizienter."

Dieselgate drückt noch immer

Dennoch trübt die Dieselaffäre um manipulierte Abgastests von Millionen Dieselautos weiter die Bilanz der Wolfsburger. Auch zum Jahresende belasteten die Sonderkosten für Rechtsstreitigkeiten in Nordamerika die Bilanz mit mehreren Milliarden Euro, auf Jahressicht kostete das Dieseldesaster noch einmal 6,4 Milliarden Euro. Damit hat VW für die Bewältigung der Lasten aus der im September 2015 aufgedeckten Affäre bisher rund 22,6 Milliarden Euro schultern

Sparen in der Chefetage

Der VW-Aufsichtsrat beschloss am Freitag eine Reform des Vergütungssystems: Der Vorstandschef soll künftig höchstens 10 Millionen Euro im Jahr verdienen, die Vorstandsmitglieder maximal 5,5 Millionen Euro. Diese Maximal-Einkommen könnten aber nur bei einer "herausragenden Unternehmensentwicklung" erreicht werden, hieß es.

Neben den Obergrenzen sieht das neue System vor, dass die Kriterien für die variable Vergütung, darunter umstrittene Bonuszahlungen, verschärft werden. Im Gegenzug wird das Fixgehalt angehoben.

Martin Winterkorn vor dem Bundestagsuntersuchungsausschuss
Wie Martin Winterkorn soll vorläufig niemand mehr kassieren.Bild: picture alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Unter dem Druck von außen

Das neue System gilt vom Geschäftsjahr 2017 an. Hohe Managergehälter bei Volkswagen hatten für viel Kritik gesorgt. Der damalige Vorstandschef Martin Winterkorn war 2011 auf ein Einkommen von rund 17,5 Millionen Euro gekommen. Dies lag vor allem an hohen Bonuszahlungen angesichts hoher Gewinne.

Vorstandschef Matthias Müller sagte, der Vorstand stehe voll und ganz zur "Modernisierung" des Vergütungssystems und habe einer Modifikation der laufenden Verträge zugestimmt.

Volkswagen hatte bereits 2016 angekündigt, sein Vergütungssystem für Führungskräfte ändern zu wollen. Die Initiative für eine Reform hatten das Land Niedersachsen und der Betriebsrat ergriffen, wie zu hören war. Das Land ist VW-Großaktionär und mit zwei Mitgliedern im Aufsichtsrat vertreten.

Eine Frage der Gerechtigkeit?

Hohe Managergehälter hatten zuletzt auch die politische Debatte neu entfacht. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hatte der dpa gesagt, es sei eine Frage der Gerechtigkeit, dass die Politik gegen ausufernde Gehälter und Pensionen von Top-Managern vorgehe. Die SPD will den Spielraum der Unternehmen künftig einengen und den Steuerbonus bei hohen Managergehältern per Gesetz begrenzen.

Aktionärsvertreter hatten sich für eine Obergrenze von zehn Millionen Euro im Jahr bei den Managergehältern ausgesprochen. Für Kritik hatte auch eine hohe Abfindung bei Volkswagen für Ex-Vorstandsmitglied Christine Hohmann-Dennhardt gesorgt. Die 66-Jährige bekam nach nur 13 Monaten im Amt eine Abfindung von rund 12 Millionen Euro.

Gewerkschafter für eine allgemeine Obergrenze

Die IG Metall fordert in allen Unternehmen eine Obergrenze für Vorstandsgehälter. Die Gewerkschaft wolle damit eine Trendwende einleiten, nachdem sich die Vorstandsgehälter seit knapp 20 Jahren nur "steil nach oben" entwickelt hätten, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann dem "Spiegel".

Hofmann kritisierte dabei auch Christine Hohmann-Dennhardt: "Integrität geht anders." Es wäre angemessen gewesen, wenn die ausgeschiedene VW-Vorstandsfrau auf einen Teil des Geldes verzichtet oder es beispielsweise in eine Stiftung eingebracht hätte.

dk/uh (dpa/afp)