Neues Museum für afroamerikanische Kultur und Geschichte
24. September 2016Es bildet den Schlussstein der National Mall und steht somit im Herzen Washingtons. Das National Museum Of African American History And Culture (NMAAHC) befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Kapitol und dem Weißen Haus. Präsident Barack Obama hat es also nicht weit, wenn er den Prachtbau an diesem Samstag eröffnet.
So beeindruckend das Gebäude aus der Nähe auch sein mag, von weitem ist es schwer erkennbar. Die Bauvorschriften für das neue Museum waren streng. Mehr als die Häfte des Neubaus liegt daher unter der Erde. Doch das hat den britisch-ghanaischen Architekten David Adjaye nicht davon abgehalten, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Er hat ein Museum von architektonischer Symbolkraft erschaffen: Dessen Silhouette zitiert eine Krone der westafrikanischen Yoruba, seine kunstvoll durchbrochenen Bronze-Aluminiumbänder die feinteiligen Eisenarbeiten der Sklaven in New Orleans oder South Carolina.
Das, was die Besucher im Inneren des Museums erwarten wird, ist nicht weniger spektakulär. Über viele Jahre hat das Team um Museumsdirektor Lonnie Bunch mehrere Sammlungen kuratiert, tausende Gegenstände aus den gesamten USA zusammengetragen - sehr oft aus Privatbesitz. "Als ich vor elf Jahren den Posten des Museumsdirektors übernommen habe, hatten wir ein einziges Artefakt. Wir hatten kein Geld, aber wir brauchten viel. Wir hatten nur eine Vision", sagte Bunch.
Finanziert wurde das 540 Millionen-Dollar-Projekt zum Großteil aus Bundesmitteln. Den Rest steuerten unter anderem spendable Promis bei. Darunter Michael Jordan oder Oprah Winfrey. Sie unterstützte die Entstehung des Museums mit mehr als 20 Millionen US-Dollar.
Sklaverei und Rassismus - Abgründe amerikanischer Vergangenheit
Die Geschichte der Sklaverei, eines der dunkelsten Kapitel amerikanischer Geschichte, ist eines der Hauptthemen des Museums. Persönlich, detailreich, große Linien, einzelne Schicksale. Lederpeitschen und Ketten, die Bilder von wie Vieh verkauften Familien, zeugen von einer Epoche grausamer Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung.
Es ist ein weiter Bogen, der dann die Überwindung der Sklaverei im Bürgerkrieg und den Weg aus dem Rassismus zusammenbringt mit sozialen Bewegungen, mit Black Power, Malcolm X, mit Martin Luther King, farbigen Soldaten in den internen und externen Kriegen des Landes - und schließlich dem ersten schwarzen Präsidenten der USA.
"Rassismus ist keine Frage der Vergangenheit"
Die Zeit, als Rassismus noch in den amerikanischen Gesetzen verankert war, ist vorbei. Aber Museumsdirektor Bunch betont, dass er immer noch ein großes Thema sei - vor allem in den USA. Bunch hofft, dass das Museum einen Beitrag zur Verständigung leisten kann: "Dieser Bau ermöglicht uns als Land, ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, was es heißt, Amerikaner zu sein. Rassismus ist keine Frage der Vergangenheit. Dies ist ein Ort des Zusammenkommens." Auf keinen Fall habe er ein Haus von Schwarzen für Schwarze gewollt, werde hier doch die Identität aller Amerikaner verhandelt.
Ausführlich wimdet man sich im Museum auch schwarzer Musik, Jazz, Tanz, Hip Hop und Rap. Michael Jacksons Uniformjacke, ein Oberteil von Prince, Fantasiegewänder aus der Ära des Funk, verschiedene Filme und immer wieder Literatur - alles hängt mit allem zusammen.
Das NMAAHC hat seinen richtigen Platz gefunden. Es ist dort wo es hingehört, im Herzen Washingtons und damit im Herzen der USA. Ein Bau, dessen kulturhistorische und politische Bedeutung für dieses innerlich immer mehr zerrissene Land gar nicht hoch genug einzuschätzen ist.
sf/ bb (dpa, afp)