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Volkswagen eröffnet im Mai ein Werk in Ruanda

Susanne Maria Krauß
20. Januar 2018

Als erster internationaler Autohersteller investiert Volkswagen in Ruanda. Bereits im zweiten Quartal sollen die ersten Fahrzeuge vom Band rollen. In der Zukunft will Volkswagen hier auch Elektroautos bauen.

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Symbolbild für deutsch-kenianische Wirtschaftsbeziehungen
Bild: Getty Images/AFP/T. Karumba

Das erste Auto "made in Ruanda" könnte bereits im Mai durch die Straßen Kigalis fahren. So zumindest lautet der Plan des deutschen Autoherstellers Volkswagen, der in dem kleinen ostafrikanischen Land ein neues Werk eröffnet. Damit investiert VW nach Südafrika, Nigeria und Kenia in einen vierten Standort auf dem Kontinent.

"Ich glaube, wir sind hier an der richtigen Stelle", sagt Thomas Schäfer, Chef der Volkswagen-Geschäfte in Südafrika. "Die Aufmerksamkeit ist da, der Fokus ist da, auch der Wille, so etwas umzusetzen." Schäfer war seit der Unterschrift einer ersten Absichtserklärung im Dezember 2016 vor allem davon beeindruckt, wie stark er in seinen Plänen von der Regierung Ruandas unterstützt wurde, wie stark die Anti-Korruptionsarbeit voranschreitet und wie technik- und IT-affin die junge Bevölkerung ist. Bei vielen wird Ruanda deshalb bereits als "Liebling des Westens" gehandelt - trotz Kritik an fehlenden demokratischen Strukturen.

Die Zukunftsvision ist elektrisch

Ähnlich wie in Kenia, wo VW Ende 2016 ein Werk eröffnet hat, werden die Fahrzeuge in Ruanda nur zusammengebaut. Sie kommen als Bausätze aus dem südafrikanischen Werk. Bis zu 1000 Autos sollen in der ersten Phase, die ein Jahr dauern könnte, vom Band rollen und zwar Varianten des Polo, Passat und eine Geländelimousine. Zwischen 500 und 1000 Arbeitsplätze sollen entstehen. Insgesamt 20 Millionen US-Dollar will VW in Kigali investieren. Für Ruanda ist das ein wichtiger Schritt. "Volkswagens Investition ist unglaublich wichtig für Ruanda", sagt Clare Akamanzi, CEO des Rwanda Development Boards. "Es zeigt, dass ein internationales Unternehmen wie VW in Ruanda ein zentrales Standbein aufbauen kann. Zum einen werden sie hier Fahrzeuge bauen, was bisher niemand in Ruanda gemacht hat, und zum anderen können sie ein Mobilitätsproblem in unserem Land lösen."

VW Polo Vivo
Dieses Polo-Modell wird seit gut einem Jahr in Kenia zusammengesetzt - mit Teilen aus dem VW-Werk in SüdafrikaBild: Volkswagen AG

Tatsächlich will Volkswagen in Ruanda nicht nur Autos verkaufen, sondern Mobilität. Nur ein Bruchteil der Bevölkerung wird sich einen Neuwagen leisten können, das sieht Thomas Schäfer nicht anders. Deshalb soll es in Kigali die Fahrzeuge auch zum Mieten oder zum Car-Sharing geben. Alles per App bestell- und bezahlbar. Die Zukunft von Volkswagen in Ruanda spielt sich auf dem Smartphone ab.

Wenn alles gut läuft, rollt bald auch schon das erste Elektroauto über Ruandas Straßen. "Es ist ja öfters so, dass in solchen Ländern Entwicklungsstufen übersprungen werden", erklärt Schäfer. "Wir starten jetzt mal mit dem, was wir heute verkündet haben. Aber wir schauen natürlich ganz klar auf die nächste Phase, und ich glaube, dass in einem Land wie Ruanda, einer Stadt wie Kigali, so etwas sehr gut umsetzbar wäre." Ruanda verfügt bereits heute über ein umfassendes Netzwerk an guten Teerstraßen. Der Aufbau von Ladestationen in einem Land, das nur etwa so groß ist wie Deutschlands Bundesland Hessen, dürfte eine eher kleine Hürde sein.

Schäfer findet mit seinen Ideen in Ruanda offene Ohren. Das Land will auf dem Kontinent Vorreiter für Umweltschutz und Nachhaltigkeit werden. Da passt das Elektroauto gut ins Konzept.

Knackpunkt Kobalt

Der Wolfsburger Konzern will in den kommenden fünf Jahren mehr als 34 Milliarden Euro in das Geschäft mit Elektroautos investieren und bis 2025 Marktführer werden. Hochfliegende Träume, für die ein blau-graues Metall essentiell ist: Kobalt. Die weltweit größten Vorkommen liegen im Nachbarland Ruandas, der Demokratischen Republik Kongo, aus der 60 Prozent des geförderten Kobalts stammen.

Cobaltmine Demokratische Republik Kongo SPERRFRIST
Kobalt wird oft in Handarbeit abgebaut - auch von KindernBild: Amnesty International/Afrewatch

Zuletzt waren Autokonzerne unter Druck geraten, nachdem Amnesty International 2016 Kobalt-Minen im Kongo besucht hatte und mit alarmierenden Ergebnissen zurückkam. "20 Prozent der Kobalt-Produktion im Kongo kommt aus der Förderung per Hand", berichtet Lauren Armistead von Amnesty International. "Minenarbeiter fördern Kobalt mit einfachsten Geräten und ohne Schutz. Die Gruben, die sie graben sind oft tiefer als die gesetzlich erlaubten 30 Meter. Sie gehen 60 bis 70 Meter tief und haben keine Stützen. Diese Menschen arbeiten unter sehr gefährlichen Bedingungen, und wo Minen einbrechen, gibt es oft Tote." Auch Kinderarbeit hat Amnesty International dokumentiert und wirft den Autokonzernen - auch Volkswagen - vor, zu wenig dagegen zu tun.

Die Batterien der Elektroautos benötigen viel mehr Kobalt als beispielsweise die vergleichbar kleinen Smartphone-Akkus. Armistead sieht eine besondere Verantwortung bei Volkswagen: "Wenn sie Marktführer für Elektroautos werden möchten, müssen sie sich als positiver Anführer positionieren, was die Kobalt-Förderung angeht. Es ist wirklich von höchster Wichtigkeit, dass die Elektroauto-Revolution nicht auf dem Rücken von Kindern und Erwachsenen im Kongo ausgetragen wird."

Selbst wenn der elektrische Golf erst in einigen Jahren über Ruandas Straßen rollen könnte, ist Kobalt heute schon zentral für die Zukunftspläne von VW. Einen strategischen Zusammenhang zwischen der Investition in Ruanda und den Kobalt-Schätzen im Nachbarland Kongo hat Thomas Schäfer aber dementiert.