Versöhnliche Töne in Korea
8. Januar 2014Der amerikanischen Ex-Basketballprofi Dennis Rodman ist zu einem neuerlichen medienwirksamen Auftritt nach Nordkorea gereist. Zum Geburtstag des Diktators Kim Jong Un am 8. Januar wurde er dort zu einem amerikanisch-nordkoreanischen Freundschaftsspiel erwartet, "um weltweit die Türen für Nordkorea einen Spalt breit zu öffnen", wie er vor seiner Reise nach Pjöngjang via Peking erklärte.
Dennoch sei er "weder ein Präsident, noch ein Politiker oder ein Botschafter, sondern nur ein Sportler, der für die Weltöffentlichkeit" spiele. Was Kim Jong Un betreffe, so könne er sich zu dessen Politik nicht äußern, aber zu ihm sei Kim immer "ein netter Typ" gewesen.
Kritik an "Ego-Trip"
Menschenrechtsgruppen und die Regierung in den USA sehen in Rodmans Auftritt - unter dem Motto "The Big Bang in Pyongyang" - einen Ego-Trip ohne politischen Ertrag.
Shin Dong Hyuk, der einzige in einem Straflager geborene Nordkoreaner, der in den Süden fliehen konnte, fordert Rodman in einem offenen Brief in der "Washington Post" auf, er solle auf Kim einwirken, damit dieser "die Schreie seines Volkes" vernehme. Shin, der den Informationsdienst "Inside NK" leitet, schreibt an Rodman, er könne ihn schwerlich auffordern, seine Reise abzusagen. "Es ist Ihr Recht, teure Weine zu genießen und auf luxuriöse Partys zu gehen, wie Sie es bei früheren Besuchen in Pjöngjang getan haben sollen", schreibt Shin. Aber er, Rodman, solle gleichzeitig daran denken, was sein Gastgeber und dessen Familie dem nordkoreanischen Volk angetan hätten und weiterhin antäten.
Versöhnliche Töne
Dessen ungeachtet waren von den Führungen der beiden getrennten Hälften Koreas zur Jahreswende eher versöhnliche Töne zu hören. "Es ist die beständige Politik Südkoreas, mit dem Norden ins Gespräch zu kommen", sagt Robert Dujarric vom Institute of Contemporary Asian Studies der Temple University in Philadelphia (US-Bundesstaat Pennsylvania) gegenüber der Deutschen Welle. "Niemand im Süden ist an einem Zusammenbruch des Regimes im Norden oder Ausbruch eines Bürgerkrieges interessiert." Kein Staatsführer des Südens wolle als derjenige in die Geschichte eingehen, der die Wiedervereinigung Koreas bewerkstelligt habe, denn dieser Prozess werde traumatisch verlaufen, so Dujarric. Eher gehe es den Spitzenpolitkern des Südens darum, sich erfolgreich für verbesserte Beziehungen zum Norden eingesetzt zu haben.
In diesem Licht ist auch die Initiative der südkoreanischen Präsidentin Park Geun-hye vom Montag (06.01.2014) zu sehen, die Zusammenführungen von im Koreakrieg getrennten Familien wieder aufzunehmen. Bereits im vergangenen September war ein solches Treffen anberaumt gewesen, Pjöngjang jedoch sagte den Termin kurzfristig ab. Begründung: Der Süden habe "feindselige Taktiken angesetzt, die unsere nationale Würde verletzen."
Neben dem Vorschlag für Familienzusammenführungen stellte Park auch einen Fahrplan für eine Wiedervereinigung Koreas vor. Die Präsidentin wollte die Furcht vor den horrenden Kosten einer Wiedervereinigung nicht gelten lassen, die von der südkoreanischen Volkswirtschaft nach Meinung vieler Landsleute nicht geschultert werden könnten. Im Gegenteil würde die Wiedervereinigung dazu führen, dass die Wirtschaft einen gewaltigen Sprung nach vorn machen werde.
Lippenbekenntnisse?
Auch Kim Jong Un schlug in seiner Neujahrsansprache versöhnliche Töne an und befürwortete eine Verbesserung der beschädigten Beziehungen und einen Abbau der militärischen Spannungen. Beobachter wollten in der Ansprache Kims eine weniger aggressive Wortwahl und weniger ätzende Kritik am Süden als sonst üblich entdeckt haben.
Die wenigsten glauben aber dabei an einen echten Sinneswandel. "Das sind nur Lippenbekenntnisse", sagte Toshimitsu Shigemura, Nordkorea-Experte von der Tokioter Waseda-Universität, der DW. "Das Regime in Nordkorea braucht ausländische Hilfe und Investitionen. Um daran zu gelangen, muss es den Dialog mit dem Süden wieder in Gang bringen, auch wenn es keineswegs die Absicht hat, irgendwelchen Versprechungen Taten folgen zu lassen."
Das Ganze sei ein Zeremoniell ohne echten Gehalt, so Shigemura. "Wir werden mit der gegenwärtigen Lage auf der koreanischen Halbinsel solange leben müssen, bis das Regime im Norden zusammenbricht. Und keiner weiß, wie lange das noch dauert."