Seoul: Nordkorea unberechenbar
6. Januar 2014"Ich kann nicht sagen, was Nordkorea künftig tun wird", sagte die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye bei einer Neujahrs-Pressekonferenz in Seoul. Durch die jüngste politische Säuberung sei das kommunistische Regime in Pjöngjang noch unberechenbarer geworden.
Der nordkoreanische Jungdiktator Kim Jong Un hatte im Dezember seinen Onkel Jang Song Thaek wegen angeblichen Hochverrats zum Tode verurteilen und hinrichten lassen. Jang galt als Nummer zwei des Regimes und politischer Mentor Kims. Beobachter des abgeschotteten und verarmten Nordkorea vermuten, dass er einem Machtkampf mit seinem Neffen zum Opfer fiel.
Präsidentin Park warf der Führung in Pjöngjang mit Blick auf die Hinrichtung Jangs große Grausamkeit vor. Zugleich begrüßte sie aber die versöhnlichen Worte in der Neujahrsansprache Kims. Dieser hatte erklärt, sich energisch für eine Verbesserung der Beziehungen zu Seoul einsetzen zu wollen. "Wichtig sind jedoch Taten, nicht Worte", sagte Park.
Prinzipiell für Gipfel mit Kim
Die südkoreanische Präsidentin betonte, sie sei prinzipiell zu einem Treffen mit Kim bereit. Es müsse dabei allerdings konkrete Ergebnisse für den Frieden geben. Park rief den Norden erneut auf, sein Atomwaffenprogramm aufzugeben. Zugleich schlug sie vor, dass beide Länder neue Treffen zwischen Angehörigen auseinandergerissener koreanischer Familien ermöglichen sollten.
Diesem Appell der Präsidentin ließ das südkoreanische Vereinigungsministerium sofort einen konkreten Vorschlag folgen: Die im September 2013 geplanten Familientreffen sollten Ende Januar zum Mondneujahrstag nachgeholt werden. Nordkorea seien dazu Arbeitsgespräche der Rot-Kreuzverbände beider Seite am kommenden Freitag vorgeschlagen worden, teilte das Ministerium mit. Pjöngjang hatte im September mit der kurzfristigen Absage der ersten Familienbegegnungen seit drei Jahren für große Enttäuschung in Südkorea gesorgt.
US-Sportstar Rodman besucht "Freund"
Unterdessen trat der ehemalige US-Basketball-Star Dennis Rodman eine weitere Reise nach Nordkorea an, um Machthaber Kim zu besuchen. "Er ist mein Freund, und ich liebe ihn", definierte der exzentrische Ex-Profi sein Verhältnis zu Kim. Zur Situation in der kommunistischen Diktatur will Rodman auf seiner vierten Nordkorea-Reise keine Stellung beziehen: "Ein Spiel kann Türen öffnen. Aber ich werde nicht dorthin gehen und sagen: 'Hey Jungs, bei euch läuft etwas falsch'. Das ist nicht der richtige Weg", sagte Rodman vor seinem Abflug nach Pjöngjang in Peking.
Der 52-Jährige tritt am Mittwoch in Nordkorea zusammen mit anderen ehemaligen US-Profis zu einem Freundschaftsspiel an. Anlass ist der Geburtstag Kims. Das genaue Datum dieses Geburtstags und das Alter des Machthabers sind allerdings nicht bekannt. Kim wird auf etwa 30 Jahre geschätzt.
wl/as (dpa,afp,ape,rtre)