BVBolt: Kopfballtor und gute Laune
23. März 2018Wer seit Anfang des Jahres konsequent alle Sportnachrichten ignoriert hat und nun am Seitenrand des Trainingsgeländes von Borussia Dortmund steht, reibt sich verwundert die Augen. Seit wann ist Pierre-Emerick Aubameyang so muskulös und vor allem, wie hat er es geschafft in kurzer Zeit um zehn Zentimeter zu wachsen?
Lighting Bolt kann's auch mit Köpfchen
Bei genauerem Hinsehen sollte jedoch auch dem Letzten auffallen, dass es sich bei dem Mann im gelben Trainingsleibchen nicht um eben jenen Aubameyang handelt, der da gerade nach einer traumhaften Flanke von Mario Götze den Ball gekonnt ins Tor geköpft hat, sondern um den schnellsten Menschen der Welt - Usain Bolt.
"Wenn der Mann jetzt noch Schwimmen kann, dann kann er alles!", brüllt ein Zuschauer auf dem Trainingsgelände in Dortmund-Brackel und hat damit vermutlich gar nicht Unrecht. Bolt ist ein absolutes Ausnahmetalent. Acht Olympiasiege und elf Weltmeistertitel kann der jamaikanische Sprinter vorweisen. Er ist der einzige Mensch, der die 100 Meter in weniger als 9,6 Sekunden gelaufen ist - 9,58 Sekunden bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin.
"Ich liebe Fußball"
Nach der Leichtathletik-WM im vergangenen August in London, bei der Bolt sich mit der Bronze-Medaille begnügen musste, beendete der 31-Jährige seine Karriere. Nun ist er zurück - allerdings nicht wie gewohnt auf der Tartanbahn, sondern neben den Stars von Borussia Dortmund auf dem Fußballplatz.
Bolt hatte bereits nach seinem Rücktritt im vergangenen Jahr angekündigt eine Karriere als Fußballer starten zu wollen: "Ich liebe Fußball", sagte er und ergänzte: "Das ist ein persönliches Ziel. Mir ist es egal, was andere Leute darüber sagen." Die "anderen Leute" sehen in dem Trainingsbesuch bei Borussia Dortmund vor allem eine PR-Aktion des Sportartikelherstellers Puma, der sowohl Bolt, als auch den BVB sponsert.
Doch der Sprintstar nimmt die knapp einstündige Übungseinheit augenscheinlich sehr ernst. Mehrmals taucht er im Trainingsspiel gefährlich vor dem Tor auf und lässt in einer Situation seinen Gegenspieler per Hackentrick aussteigen - Szenenapplaus von den rund 1400 Zuschauern auf dem Trainingsgelände. Auch sonst zeigt Bolt, dass er durchaus mit dem Ball umzugehen weiß. Elegant dribbelt er um die Hütchen, spielt einige saubere Pässe und strahlt oft Torgefahr aus.
Gutes Zeugnis von BVB-Trainer Stöger
Und ähnlich wie Aubameyang in seiner Zeit beim BVB, sorgt auch der jamaikanische Superstar für gute Laune auf und neben dem Platz. Während des gesamten Trainings dröhnt lautstark Reggea-Musik und auf dem Feld wird viel gewitzelt. BVB-Trainer Peter Stöger lobt Bolt anschließend für seinen Charakter: "Usain ist ein unglaublich lässiger Typ, total bodenständig. Er hat Spaß an dieser Sportart."
Stöger attestierte seinem prominenten Trainingsgast auch gute fußballerische Ansätze. "Er ist durchaus talentiert. Man sieht, dass er das Spiel versteht", sagte er Österreicher. "Was natürlich fehlt ist die Mannschaftsarbeit, was er als Einzelsportler in der Leichtathletik natürlich nicht so kennt." Und er gab zu bedenken: "Natürlich ist er jetzt nicht mehr in dem Alter wo man sagt, dass er noch eine wahnsinnige Entwicklung nehmen kann." Das Entscheidende sei jedoch, dass Bolt Spaß habe.
Vom Sprinter zum Flügelflitzer?
Dem ehemaligen Ausnahmesprinter war allerdings auch anzusehen, dass sein letzter Wettkampf schon einige Monate zurückliegt. Vor allem in den letzten Minuten des Trainings musste er einige Male durchschnaufen und die ein oder andere Gehpause einlegen: "Ja, ich musste mich wirklich ganz schön anstrengen", gab Bolt zu. "Aber ich hab mein Bestes gegeben und es hat Spaß gemacht."
Meistens war er im Sturmzentrum zu finden, wo er Dortmunds neuen Stürmer Michy Batshuayi ersetzte, der derzeit bei der belgischen Nationalmannschaft weilt. Seine Zukunft sieht er allerdings auf einer anderen Position: "Am liebsten spiele ich auf dem Flügel, aber dafür bin ich im Moment nicht fit genug."
Keine schwarz-gelbe Zukunft
Dass Bolt mit seinem schönen Kopfballtor im Training zu einer Alternative für den vom FC Chelsea bis zum Saisonende ausgeliehenen Stürmerstar Batshuayi avanciert ist, ist unwahrscheinlich. Der Auftritt im BVB-Trikot bleibt vermutlich eine einmalige PR-Aktion.
Und überhaupt schlägt das Herz des Jamaikaners für Manchester United, wie er nicht verhehlt. Zum ehemaligen ManUnited-Teammanager Alex Ferguson hat er bereits Kontakt aufgenommen: "Ich habe ihm gesagt, dass er ein gutes Wort für mich einlegen soll. Er sagte mir, dass er schauen will, was er tun kann, wenn ich fit genug sein sollte."