1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Trump will Truppen aus Afghanistan abziehen

21. Dezember 2018

Der mögliche Abzug von US-Truppen aus Afghanistan nach dem Rücktritt von US-Verteidigungsminister Jim Mattis hat weltweit Verunsicherung ausgelöst. Berlin dringt auf Aufklärung - auch die NATO hat sich geäußert.

https://p.dw.com/p/3AUQO
Afghanistan US-Soldaten in der Provinz Logar
US-Soldaten in der afghanischen Provinz Logar (Archivbild)Bild: Reuters/O. Sobhani

In Afghanistan sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter, es sei noch zu früh, über mögliche Auswirkungen zu sprechen. Zunächst müsse geklärt werden, welche Einheiten das Land als erstes verließen. Ein Sprecher des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani sagte, die Sicherheit im Land sei bei einem US-Abzug nicht in Gefahr, weil die ausländischen Soldaten die afghanischen Truppen lediglich berieten und unterstützten. Westliche Diplomaten zweifeln das allerdings an. "Wir wissen alle, dass die Moral der afghanischen Truppen auf einem Allzeittief ist, sie sind schlecht ausgestattet, schlecht bezahlt und schlecht koordiniert", sagte ein Diplomat eines Landes, das an der NATO-Mission 'Resolute Support' beteiligt ist. "Wir trainieren sie so gut es uns möglich ist."

Bis zu 7000 US-Soldaten sollen Afghanistan verlassen

US-Präsident Donald Trump erwägt einem mit dem Vorhaben vertrauten Regierungsmitarbeiter zufolge den Abzug von mehr als 5000 der insgesamt 14.000 US-Soldaten aus Afghanistan. Laut "Wall Street Journal" sollen mehr als 7000 US-Soldaten abgezogen werden.

Es sehe so aus, als ob Trump jegliche Geduld in Bezug auf die US-Präsenz in Afghanistan verloren habe, sagten zwei andere Insider. Erst am Mittwoch habe er im privaten Kreis darüber geschimpft und die Frage aufgeworfen, warum die Truppen nach so vielen Jahren immer noch dort seien. Noch im vergangenen Jahr konnte Mattis Trump davon überzeugen, weiter in Afghanistan aktiv zu bleiben - letztlich folgte der Präsident auch in dieser Frage seinem ersten Instinkt: Nur wenige Stunden nach Mattis' Rücktrittsankündigung wurde bekannt, dass Trump auch aus Afghanistan zahlreiche US-Soldaten abziehen will.

Berlin: "USA sind ein unverzichtbarer Partner"

Die Bundesregierung dringt nach Berichten über den geplanten Teilabzug der USA aus Afghanistan auf mehreren Gesprächskanälen auf Aufklärung. Dazu gebe es Kontakte mit Ansprechpartnern in den USA, sagten Sprecher des Verteidigungs- und des Außenministeriums in Berlin. "Die USA stellen ein ganz wesentliches Kontingent für diesen Einsatz. Sie stellen den Kommandeur. Sie bilden das Rückgrat des internationalen Engagements in Afghanistan. Das ist ein wirklich unverzichtbarer Partner", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Die afghanischen Sicherheitskräfte benötigten weiter Unterstützung in einer Situation, in der es ein politisches und militärisches Ringen mit den Taliban gebe. Zurzeit sind rund 1150 deutsche Soldaten in Afghanistan stationiert. 

NATO Hauptquartier in Belgien Brüssel
Das NATO-Hauptquartier in Brüssel (Archiv)Bild: picture-alliance/dpa/J. Dospiva

Die NATO hat ihr eigenes Engagement in Afghanistan bekräftigt. NATO-Sprecherin Oana Lungescu wollte sich in Brüssel nicht zu den Trump-Plänen äußern. Sie sagte aber, die NATO-Außenminister hätten erst bei einem Treffen vor gut zwei Wochen ihr "unerschütterliches Bekenntnis" erneuert, in Afghanistan langfristig für Sicherheit und Stabilität zu sorgen. 

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid wollte sich nicht zu den US-Plänen äußern. Ein ranghoher Taliban-Kommandeur im Nordwesten Pakistans zeigte sich jedoch "mehr als glücklich" über die Ankündigung. Die Miliz habe den Schritt nicht so schnell erwartet, sagte er. "Wir erwarten weitere gute Nachrichten". 

Erst vor wenigen Tagen hat US-Sonderbeauftragter Zalmay Khalilzad mit Taliban-Vertretern über ein Ende des seit 17 Jahren währenden Krieges verhandelt. Die Gespräche sollen Anfang Januar fortgesetzt werden. Unklar ist, ob es tatsächlich bald zu einem Waffenstillstand kommt. Die islamistischen Taliban kontrollieren inzwischen wieder große Teile des Landes. 

nob/as (rtr, dpa, afp)