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USA liefern mehr Flüssiggas in die EU

25. März 2022

Angesichts des Kriegs in der Ukraine will die EU so schnell wie möglich unabhängig von russischem Gas werden. Dafür haben die USA ihre Unterstützung zugesichert. Langfristig könnte es um substanzielle Mengen gehen.

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USA Boston LNG-Tanker
Bild: Steve Dunwell/imago images/

Die USA wollen in diesem Jahr gemeinsam mit internationalen Partnern 15 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas (Liquefied Natural Gas - LNG) zusätzlich in die EU liefern, um russische Gasimporte zu ersetzen. Langfristig soll die Menge auf 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ansteigen, wie US-Präsident Joe Biden zusammen mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel ankündigte. Damit könnte nach Kommissionsangaben etwa ein Drittel der derzeitigen Gasimporte aus Russland ersetzt werden.

"Sie wissen, dass wir unsere Abhängigkeit von Russland reduzieren wollen", sagte von der Leyen. Das könne durch Investitionen in erneuerbare Energien, aber auch durch zusätzliche Gaslieferungen, einschließlich LNG-Lieferungen, erreicht werden. Die Zusage der USA über 15 Milliarden Kubikmeter sei ein großer Schritt in diese Richtung. Damit kann nach Angaben der EU-Kommission etwa ein Zehntel der russischen Gaslieferungen in die EU dieses Jahr gedeckt werden.

Rund 155 Milliarden Kubikmeter Gas importiert die EU jährlich aus Russland - das sind etwa 40 Prozent des verbrauchten Gases in der EU.

Verhandlungen auch mit anderen Lieferanten

Bis 2030 werde Europa zudem eine stabile Nachfrage nach zusätzlichem LNG über mindestens 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr aus den USA sicherstellen, sagte von der Leyen. Diese Menge würde ein Drittel des russischen Gases, das zur Zeit in die EU fließe, ersetzen. Angesichts des Kriegs in der Ukraine versucht die EU, so schnell wie möglich unabhängig von russischen Gaslieferungen zu werden - sowohl von Pipeline-Gas als auch von LNG. Die EU-Kommission hat Pläne vorgeschlagen, um russische Gasimporte bis Ende des Jahres um zwei Drittel zu reduzieren. Um Lieferungen zu diversifizieren, ist die EU-Kommission auch mit Ländern wie Katar, Aserbaidschan, Japan und Südkorea in Kontakt.

Gas Transmission Operator I LNG-Terminal
Anlandeterminal für LNG-TankerBild: Gas Transmission Operator GAZ-SYSTEM S.A.

Deutschland kommt nach Angaben von Wirtschaftsminister Robert Habeck voran auf dem Weg zu weniger russischen Gas-, Öl- und Kohleimporten. "Erste wichtige Etappenziele sind erreicht, um uns aus dem Klammergriff der russischen Importe zu lösen", sagte der Grünen-Politiker auf einer Pressekonferenz in Berlin. Deutschland sei dabei, seine Energieabhängigkeit von Russland in hohem Tempo zu verringern und die Energieversorgung auf eine breitere Basis zu stellen, heißt es auch in einem Fortschrittsbericht Energiesicherheit des Ministeriums. Bis zum Sommer könnten demnach die russischen Ölimporte nach Deutschland halbiert sein. Mit dem Ende des Sommers und zum Herbst hin könne Deutschland komplett auf russische Kohle verzichten, sagte Habeck.

Anteil russischer Gaslieferungen bereits gesunken

Beim Gas ist die Lage komplizierter. Der Anteil der russischen Gaslieferungen sank aber laut Ministerium bereits von 55 auf 40 Prozent. Bis zum Sommer 2024 könne es gelingen, bis auf wenige Anteile unabhängig von russischem Gas zu werden, sagte Habeck. Das hänge aber auch vom Tempo des Ausbaus der erneuerbaren Energien in Deutschland ab - sowie von einer konsequenten Senkung des Verbrauchs auf allen Ebenen. "Jede Anstrengung, jede eingesparte Kilowattstunde hilft ebenfalls und schadet Putin", sagte Habeck.

Dass Deutschland ein Embargo russischer Energieimporte nicht sofort durchführen könne, heiße nicht, dass die Bundesregierung nicht an Schritten zur Unabhängigkeit arbeite. Ein sofortiges Embargo hätte aber erhebliche soziale und ökonomische Folgen. Bei der Versorgung mit nicht-russischem Gas arbeite die Bundesregierung daran, 2022 und 2023 mehrere schwimmende Terminals für LNG in Deutschland in Betrieb zu nehmen. Die Unternehmen RWE und Uniper hätten sich im Auftrag der Bundesregierung eine Option auf drei schwimmende LNG-Terminals gesichert. Zudem soll der Aufbau von Terminals etwa in Brunsbüttel vorangetrieben werden. Habeck war erst vor kurzem in Katar, einem der weltgrößten LNG-Exporteure, um zusätzliche Lieferungen an deutsche Unternehmen anzubahnen.

hb/rb (dpa)