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Politik

Syrien-Krieg: Kerry droht Moskau

28. September 2016

Die USA haben mit dem Abbruch der Syrien-Gespräche mit Russland gedroht, sollten die Angriffe auf Aleppo weitergehen. Außenminister Kerry sprach diese Warnung in einem Telefonat mit seinem Kollegen Lawrow aus.

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"Weißhelme" in Aleppo retten kleine Kinder aus dem Inferno
"Weißhelme" in Aleppo retten kleine Kinder aus dem Inferno Bild: Reuters/S. Kitaz

US-Außenminister John Kerry reagierte mit dieser Ankündigung auf eine weitere Eskalation des Kriegs um Aleppo. Nach Angriffen mussten zwei Krankenhäuser im Rebellengebiet der umkämpften nordsyrischen Großstadt ihren Betrieb einstellen. Kerry forderte die russische Regierung auf, unverzüglich dafür zu sorgen, dass die Angriffe auf Aleppo gestoppt werden. Der Chef des State Department betonte,  dass die USA Russland für die Situation in Aleppo verantwortlich machten. Russland ist der Hauptverbündete des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, man wolle Experten nach Genf schicken, um dort mit den USA über eine Normalisierung der Lage in Aleppo sowie in ganz Syrien zu reden, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete.

US-Außenminister Kerry
US-Außenminister KerryBild: picture-alliance/ZUMA Press/A. Lohr-Jones

Die heftigsten Angriffe des Krieges

Eine von Washington und Moskau ausgehandelte Feuerpause war am 9. September nach rund einer Woche gescheitert. Seitdem ist die Gewalt in dem Konflikt eskaliert. Aleppos Rebellengebiete erlebten in den vergangenen Tagen die bislang heftigsten Angriffe der syrischen und russischen Luftwaffe seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011. 

Dabei wurden mehr als 260 Menschen getötet. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks wurden seit Freitag im Osten Aleppos mindestens 96 Kinder getötet und 223 verletzt.

"Unbeschreibliches Leid"

"Die Kinder in Aleppo sind in einem lebendigen Albtraum gefangen", sagte Unicef-Vizechef Justin Forsyth. "Es gibt keine Worte mehr, mit denen man das Leid, das sie erleben, beschreiben könnte." Diese Angriffe auf Kinder seien durch nichts zu rechtfertigen, betonte Forsyth. "Das Leid und der Schock bei den Kindern ist so schlimm, wie wir es noch nie gesehen haben."

Ban: Schlimmer als ein Schlachthaus

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Angriffe auf die beiden Krankenhäuser in Aleppo als Kriegsverbrechen. "Stellen Sie sich ein Schlachthaus vor. Das hier ist schlimmer. Sogar ein Schlachthaus ist humaner", sagte Ban vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. "Diejenigen, die immer zerstörerischere Waffen benutzen, wissen genau, was sie tun." 

Klinikmitarbeiter nach dem Angriff auf ihr Krankenhaus
Klinikmitarbeiter nach dem Angriff auf ihr Krankenhaus Bild: Reuters/A. Ismail

UN-Sicherheitsrat versagt   

Nach Angaben der in den USA ansässigen Hilfsorganisation Syrian American Medical Society (Sams) waren bei Luftangriffen die beiden größten Krankenhäuser im Ostteil Aleppos getroffen worden. Ein Kampfflugzeug habe die Krankenhäuser "direkt" beschossen. Ärzte ohne Grenzen (MSF)  und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz riefen eindringlich die Vereinten Nationen auf, Angriffe auf Krankenhäuser und medizinisches Personal zu unterbinden. Der UN-Sicherheitsrat habe "schlicht versagt" bei dem Versuch, die Lage in Syrien, im Jemen und anderswo zu ändern, beklagte MSF-Präsidentin Joanne Liu. 

"Weißhelme" fürchten Völkermord

Der Chef der syrischen Hilfsorganisation Weißhelme warnte vor dem völligen Zusammenbruch der Versorgung in der Stadt und einem "Völkermord". Die "zivilen Einrichtungen werden nicht in der Lage sein, noch länger als einen Monat die Versorgung sicherzustellen", sagte Raed Saleh der Nachrichtenagentur AFP. "Es wird kein Wasser und keinen Strom mehr geben, keinen Treibstoff, Krankenhäuser werden nicht mehr arbeiten können. Wenn es so weitergeht, rechne ich mit einem Völkermord."

Erschöpfte Mitglieder der "Weißhelme" nach einem Rettungseinsatz
Erschöpfte Mitglieder der "Weißhelme" nach einem RettungseinsatzBild: Reuters/A. Ismail

Saleh befürchtet nach eigenen Worten "Massaker" an der Zivilbevölkerung in Aleppo; noch harren in der Trümmerstadt rund eine Viertelmillion Menschen aus. Wenn sie versuchen würden zu fliehen oder wenn Aleppo falle, seien die Menschen den Angreifern ausgeliefert. "Wir fürchten, dass ihnen Massaker oder Entführungen drohen oder vielen von ihnen Haft", sagte Saleh.

wl/se (dpa, rtr, afp)