US-Cop streckt Afroamerikaner nieder
8. April 2015Der 33-jährige Polizist hatte das Opfer am vergangenen Samstag in North Charleston im US-Bundesstaat South Carolina wegen eines defekten Bremslichtes angehalten. Der Beamte behauptet, er habe um sein Leben gefürchtet, nachdem der Afroamerikaner ihm bei einem Gerangel seine Elektroschockwaffe entrissen habe.
Vier Schüsse in den Rücken
Ein Video, das unter anderem der US-Tageszeitung "New York Times" zugänglich gemacht wurde, zeigt indessen, wie der mutmaßliche Täter dem 50-jährigen Mann mehrfach in den Rücken schoss, als dieser zu fliehen versuchte. Laut "New York Times" schoss der Polizist achtmal. Der Flüchtende wurde fünfmal getroffen, davon viermal im Rücken, wie die Lokalzeitung "Post and Courier" unter Berufung auf den Anwalt der Familie berichtete. Szenen des Videos könnten laut Berichten auch darauf hindeuten, dass der Beamte anschließend seine Elektroschockwaffe neben den Toten legte. Die Bundespolizei FBI hat Ermittlungen eingeleitet und arbeitet mit den örtlichen Behörden zusammen.
Das Video habe zu der Entscheidung geführt, den Polizisten wegen Mordes anzuklagen, erklärte der Bürgermeister von Charleston, Keith Summey. Bei einer Pressekonferenz sagte Summey, der Polizist habe eine "schlechte Entscheidung" getroffen. Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, erklärte, die Schüsse seien nicht hinnehmbar. Inzwischen hat die Bundespolizei FBI die Ermittlungen eingeleitet.
Angst vor Festnahme wegen versäumter Zahlungen?
Ein Experte in Sachen Polizeigewalt nannte die Szene auf dem Video schlicht ungeheuerlich. "Der Mensch flüchtet. Er hat keine Waffe. Und er hat sich nicht umgedreht", sagte Samuel Walker, emeritierter Professor der Universität Nebraska der "Post and Courier". Für die Schüsse des Polizisten auf den Flüchtenden geben es keine Rechtfertigung.
Laut der Lokalzeitung war der Schwarze rund zehnmal inhaftiert - zumeist wegen nicht geleisteter Unterhaltszahlungen für seine Kinder. Sein Bruder sagte dem Blatt, er sei vermutlich geflüchtet, weil er nicht wieder wegen versäumter Zahlungen festgenommen werden wollte
Bürger aus North Charleston haben für diesen Mittwoch zu einem Protestmarsch vor dem Rathaus aufgerufen. Die Hälfte der rund 100.000 Einwohner ist laut "New York Times" schwarz.
Kein Einzelfall
Zuletzt hatten mehrere Fälle tödlicher Gewalt weißer Polizisten gegen Afroamerikaner in den USA für Empörung gesorgt. Anfang März hatte ein Polizeibeamter in einem Vorort von Atlanta einen offenbar geistig verwirrten, nackten Mann getötet. In Ferguson im US-Bundesstaat Missouri war es zu tagelangen Unruhen gekommen, nachdem ein weißer Polizeibeamter den unbewaffneten afroamerikanischen Teenager Michael Brown erschossen hatte. Ein Bericht des US-Justizministeriums hatte darauf die routinemäßige Schickanierung von Schwarzen durch Polizei und Justiz in Ferguson angeprangert.
sti/sp/fab (dpa, afp, rtr)