Polizeichef von Ferguson tritt zurück
11. März 2015Nach den Todesschüssen eines weißen Polizisten auf den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown im Sommer 2014 hatte Polizeichef Thomas Jackson Rücktrittsforderungen aufgebrachter Demonstranten noch aussitzen können. Nach einem Bericht des US-Justizministeriums, der dem Polizeikorps von Ferguson weit verbreitete rassistische Diskriminierung von Afro-Amerikanern vorgeworfen hatte, musste er Konsequenzen ziehen.
"Mit Trauer gebe ich meinen Rücktritt bekannt", schrieb Jackson in einem Brief, den die Zeitung "St Louis Post-Dispatch" veröffentlichte. Am 19. März wird er aus dem Amt scheiden. Zuvor hatte bereits der Verwaltungsdirektor von Ferguson, John Shaw, seine Demssion angekündigt.
Bürgermeister James Knowles kann sich bislang noch im Amt halten. Er hat tiefgreifende Reformen bei Polizei und Verwaltung der 21.000-Einwohner-Stadt bei St. Louis im US-Bundesstaat Missouri zugesagt.
In dem vergangene Woche vom Justizministerium in Washington veröffentlichten Bericht wird der Polizei in Ferguson Rassismus und routinemäßiges Schikanieren der schwarzen Einwohner vorgeworfen. Dem Report zufolge lag der Anteil Schwarzer an allen Festnahmen zwischen 2012 und 2014 in Ferguson bei mehr als 90 Prozent, obwohl sie nur zwei Drittel der Bevölkerung ausmachten. Um die städtischen Kassen zu füllen, habe die Polizei Afro-Amerikaner zudem übermäßig häufig mit Geldstrafen belegt.
Reformen gefordert
Justizminister Eric Holder hatte bei der Vorlage des Berichts erklärt, Ferguson sei eine "zutiefst gespaltene Gemeinde", in der oftmals "Misstrauen und Feindseligkeit" den Umgang zwischen Bevölkerung und Polizei prägten. Es müsse dringend Reformen im Polizeiapparat geben. Notfalls müsse die Polizeibehörde in Ferguson komplett umgebaut werden, verlangte Holder.
Nach den tödlichen Schüssen auf Michael Brown war es in Ferguson und anderen Städten der USA tagelang zu teils gewalttätige Protesten gekommen. Der alltägliche Rassismus in den USA wurde zum Thema politischer und gesellschaftlicher Debatten.
Kein Gerichtsverfahren
Im November hatte eine sogenannte Grand Jury aus überwiegend weißen Laienrichtern entschieden, dass sich der Todesschütze Darren Wilson nichts habe zuschulden kommen lassen. Der Polizist müsse sich deshalb nicht vor Gericht verantworten. Wilson hatte behauptet, er habe um sein Leben gefürchtet und deshalb zur Waffe gegriffen.
Das US-Justizministerium hatte vergangene Woche parallel mit der Veröffentlichung des Ferguson-Berichts entschieden, dass der Todesschütze auch von den Bundesbehörden nicht angeklagt wird. Es gebe keine Beweise, dass der Beamte gesetzeswidrig gehandelt habe, hieß es.
wl/SC (dpa, rtr, afp)