US-Konzerne für Klimaschutz
1. Juni 2017Zwei Drittel der US-Bürger wollen laut Umfragen, dass ihr Land am Pariser Klimaschutz-Abkommen festhält. Aber auch ur-amerikanische Großunternehmen wie Coca Cola, General Electric oder Chevron argumentieren inzwischen ähnlich. Nicht anders die neuen Stars wie Apple oder Tesla. Der charismatische Chef von Tesla, Elon Musk, kündigte inzwischen an, er werde seine Beraterfunktion für US-Präsident Trump aufgeben, falls der aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen werde. Sollte es so kommen, habe er "keine Wahl", teilte der Multimilliadär am Mittwoch über Twitter mit.
"Die Firmen verstärken ihre Anstrengungen für das Klima unabhängig von Trums Entscheidung, weil sie dadurch Geld sparen, ihre Risiken verringert und, das ist am wichtigsten, es eröffnet riesige Marktchancen", urteilt Kevin Moss vom World Resources Institute in Washington.
Marktchancen durch Klimaschutz
So haben Coca Cola und der Energieriese General Electric bereits angekündigt, ihren Verbrauch von CO2 bis 2020 um 25 Prozent bzw. 20 Prozent reduzieren zu wollen. "Wir glauben, der Klimawandel ist eine Wirklichkeit, und das wird von der Wissenschaft gestützt", begründete der Chef des Technologiekonzerns General Electric, Jeff Immelt, die Position seines Unternehmens: "Unsere Kunden, unsere Partner und die Länder verlangen nach Technologien, die Strom erzeugen und dabei die Schadstoffemission reduzieren, also die Energieeffizienz verbessern und die Kosten reduzieren", so Immelt.
US-Präsident Trump befürchtet dagegen, dass die Auflagen des Abkommens der US-Wirtschaft schaden. Im Wahlkampf hatte er sich gegen das Pariser Abkommen gestellt und generell den menschengemachten Klimawandel angezweifelt. Seit seinem Wahlsieg äußerte er sich allerdings vorsichtiger.
Zu denen, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum menschengemachten Klimawandel in Frage stellten, zählte lange auch der US-Ölkonzern ExxonMobil. Heute gehört der Konzern zu den vielen US-Unternehmen, die für den Verbleib der Vereinigten Staaten im Pariser Abkommen plädieren - mit Mehrheitsentscheidungen seiner Aktionäre.
ExxonMobil-Aktionäre für Paris
Nach dem Willen seiner Anteilseigner soll der Konzern die Geschäftsplanungen künftig stärker an Klimaschutzzielen ausrichten. Die Aktionärsversammlung des Öl- und Gaskonzerns fasste am Mittwoch im texanischen Dallas mit der Mehrheit von 62,3 Prozent einen entsprechenden Beschluss. Das Votum war eine Niederlage für die Unternehmensführung, die vergeblich argumentiert hatte, der Klimaschutz werde bereits ausreichend berücksichtigt. Dass die Unternehmensspitze mit ihrer Argumentation scheiterte, war ein großer Erfolg für Umweltorganisationen, die seit Jahren fordern, dass ExxonMobil seine Investitionen in die Ölförderung zurückfährt und verstärkt in erneuerbare Energien investiert. Umweltaktivisten unter den Aktionären konnten nun offenbar die mächtigen US-Investmentfonds Blackrock und Vanguard auf ihre Seite ziehen. Sie sind die größten Anteilseigner bei ExxonMobil.
ExxonMobil hatte seine Haltung zum Klimaschutz bereits seit einigen Jahren revidiert. Trumps Außenminister Rex Tillerson leitete den Konzern mehr als ein Jahrzehnt lang, und er setzte sich offenbar jetzt innerhalb der Regierung dafür ein, dass die USA dem Pariser Klima-Vertrag treu bleiben. Die Konzernleitung ist zwar an das Votum der Anteilseigner allerdings nicht gebunden. Unternehmenschef Darren Woods sagte aber, der Konzern werde nun im Licht des Aktionärsbeschlusses seine Planungen nochmals sorgfältig "überprüfen".
Monsanto und der Klimawandel
Der Computerkonzern Apple sieht sich, seinem Image gemäß, schon einen Schritt weiter und betont, alle seine Aktivitäten in den USA verliefen vollständig unter Einsatz erneuerbarer Energien. Die Produktion der Apple-Geräte findet allerdings weitgehend in Asien statt. Auch ein Unternehmen, das nicht für umweltfreundliche Positionen bekannt ist, wie der Agrarriese Monsanto ließ gegenüber der Nachrichtenagentur AFP mitteilen, man stehe dazu, "Bauern zu helfen, sich auf den Klimawandel einzustellen und ihn zu mildern".
Ökonomen rechnen Trump und den Gegnern der Klimaschutzpolitik im Weißen Haus seit Monaten vor, dass ein Festhalten am Pariser Abkommen wirtschaftlich sinnvoll sei. "Wenn wir es nicht schaffen, eine Volkswirtschaft aufzubauen, die wenig Kohlenstoff verbraucht, dann setzt das den Wohlstand in Amerika aufs Spiel", heißt es in einem Brief an den Präsidenten, den die Chefs von 600 US-Unternehmen unterzeichnet haben - darunter Firmen wie der Kosmetik-Konzern Johnson&Johnson oder der Jeans-Hersteller Levi Strauss.
Die USA als zweitgrößter Treibhausgasproduzent nach China wären bei einem Ausstieg aus der Klima-Vereinbarung neben Syrien und Nicaragua das einzige Land außerhalb des Pariser Abkommens von 2015. Dahinter stehen rund 200 Staaten. Ziel ist es, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Der Klimaschutz soll auch Teil des Beschlusses der 20 einflussreichsten Staaten der Welt (G20) werden, die sich im Juli in Hamburg treffen.
ar/hb (dpa, rtr, afp)