US-Behörden erhöhen Druck auf VW
29. März 2016Die für Verbraucherschutz in den USA zuständige Behörde FTC zog am Dienstag gegen Volkswagen vor ein Gericht in San Francisco. Zur Begründung erklärte sie, US-Kunden hätten wegen irreführender Werbung bei VW-Diesel-Fahrzeugen Schäden in Milliarden-Höhe erlitten. VW habe die Käufer mit falschen Angaben über Schadstoffwerte getäuscht.
Gegen den Wolfsburger Konzern läuft bereits eine Klage des US-Justizministeriums wegen Verstößen gegen Umweltgesetze, durch die für VW Kosten von 46 Milliarden Dollar enstehen könnten. Auch drohen hohe Schadenersatz-Forderungen von Investoren, die VW vorwerfen, zu spät über die Manipulationen informiert zu haben.
Der Dividenden-Schock
Die Aktie des deutschen Autobauers Volkswagen startete nach Ostern mit einem Abschlag in den Handel. Zur Begründung wurde auf eine weitere Hiobsbotschaft aus Wolfsburg verwiesen. Die Deutsche Presse Agentur (dpa) hatte gemeldet, VW werde möglicherweise in diesem Jahr ganz auf die Zahlung einer Dividende verzichten.
Es stehe noch nichts endgültig fest, so zitiert dpa einen ungenannten Vertreter des VW-Aufsichtsrats, "aber es gibt keinen Hinweis, dass es auch nur Hoffnung auf einen Cent gibt.“ Im Jahr 2014 hatte Volkswagen noch insgesamt 2,3 Milliarden Euro Dividende an seine Aktionäre ausgeschüttet: Für jede VW-Stammaktie waren es 4,80 Euro, für jede Vorzugsaktie 4,86 Euro.
Damoklesschwert Strafzahlung
VW wird mit großer Sicherheit sehr viel Geld brauchen, um Strafen wegen des Diesel-Abgas-Skandals zu bezahlen. Deren Höhe ist noch völlig unklar. "Wahrscheinlich wäre ein Wert zwischen 20 und eher 30 Milliarden Euro", sagte ein VW-Aufsichtsrat der dpa. "Und dann wird es sehr eng für die Dividende."
Einige Experten schätzen, die Affäre, von der weltweit rund elf Millionen Autos betroffen sind, könnte VW am Ende sogar 40 Milliarden kosten. Nur wenige erwarten aber, dass die Existenz des finanzstarken Konzerns in Gefahr gerät. Volkswagen hat bereits Milliarden-Summen zur Seite gelegt und Gewinnziele gekappt.
Dem deutschen Bundesland Niedersachsen würden durch den Ausfall der Dividende mehrere hundert Millionen Euro im Haushalt fehlen. Niedersachsen ist der zweitgrößte Aktionär bei Volkswagen. Im Jahr 2014 hatte VW noch 285 Milliarden Euro an die Landeskasse überwiesen. In der Staatskanzlei hieß es aber, man befürchte keine unmittelbaren Auswirkungen. Alle angelaufenen Projekte seien bereits finanziert.
e-Golfs zurück gerufen
Volkswagen hat derweil weiterhin mit schlechten Nachrichten zu kämpfen. Über Ostern wurde bekannt, dass VW in den USA Elektrofahrzeuge des Typs Golf in die Werkstätten zurückruft. Von der Rückrufaktion sind rund 5200 e-Golfs der Jahrgänge 2015 und 2016 betroffen. In Einzelfällen könne es zu einem plötzlichen Ausfall des Elektromotors kommen. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA sei darüber informiert worden, erklärte VW. Das Überwachungssystem der Batterie könne ein Ansteigen der Stromleistung als gefährlich einstufen, so die Erläuterung des Autobauers. Das könne zu einer Notfall-Abschaltung der Batterie und damit des elektrischen Motors führen. In der Folge sei ein Unfall nicht auszuschließen.
Inzwischen haben in Südkorea die Behörden die Ermittlungen gegen Volkswagen ausgeweitet. Jetzt sollen auch aktuelle Modelle auf die Einhaltung von Abgas-Vorschriften hin überprüft werden, wie die nationale Nachrichtenagentur Yonhap über Ostern unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft in Seoul berichtete. Für mehr als 125.000 bisher betroffene Dieselautos wirft Südkorea dem Konzern ohnehin vor, bislang nur mangelhafte Rückrufpläne eingereicht zu haben.
ar/dk/bea (dpa, rtr, afp)