US-Auslieferungsantrag für Assange liegt vor
12. Juni 2019Die britischen Behörden haben einen offiziellen Auslieferungsantrag für den Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange, aus den USA erhalten. Das bestätigte das Innenministerium in London. Bislang hatte nur ein vorläufiger Antrag vorgelegen. Über eine Auslieferung muss nun die britische Justiz entscheiden.
Bis zu 175 Jahre Haft drohen
Die USA werfen Assange vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning - damals noch Bradley Manning - geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen. Insgesamt liegen 18 Anklagepunkte vor. Bei einer Verurteilung in allen Punkten drohen ihm 175 Jahre Haft.
Assange sitzt in Haft, weil er gegen Kautionsauflagen verstoßen hat. Über Jahre hatte er sich in der Londoner Botschaft des südamerikanischen Landes Ecuador verschanzt. Im April hatte ihm die Regierung in Quito aber das Botschaftsasyl entzogen, sodass er festgenommen werden konnte.
Ursprünglich war Assange in die Botschaft geflohen, um eine Auslieferung an Schweden zu verhindern. Dort wurde wegen Vergewaltigung gegen ihn ermittelt. Assange behauptete stets, die Vorwürfe in Schweden seien nur ein Vorwand, um ihn festnehmen und an die USA ausliefern zu können. 2017 hatte die schwedische Staatsanwaltschaft die Vorermittlungen eingestellt, weil es ihr nicht gelungen war, die Vorwürfe ausreichend zu untersuchen. Später wurden sie wieder aufgenommen.
Gefängnisbesuch von Ai Weiwei
Am Dienstag hatte Assange im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Londoner Osten Besuch vom chinesischen Künstler Ai Weiwei bekommen. Der äußerte sich besorgt. "Er ist im Gefängniskrankenhaus und sein Gesundheitszustand verschlechtert sich", schrieb Ai Weiwei nachher auf der Internetplattform Instagram. Großbritannien und Europa müssten seine Auslieferung an die USA stoppen.
An diesem Freitag soll die nächste Anhörung in dem Fall stattfinden. Laut Wikileaks wird die US-Justiz dort ihre Beweismittel gegen Assange vorlegen, um den Auslieferungsantrag zu untermauern. Der 47-Jährige werde möglicherweise vom Gefängnis aus per Video zugeschaltet.
wo/sti (dpa, afp, rtr)