Daimler wegen Abgas-Werten im Visier der US-Behörden
22. April 2016Das US-Justizministerium habe das Unternehmen aufgefordert, das Zustandekommen der offiziellen Abgas-Werte in den Vereinigten Staaten intern und unter Einbeziehung der US-Aufseher unter die Lupe zu nehmen, teilte die Daimler AG in einer Pflichtmitteilung an die Finanzwelt mit. Die Anordnung folgt auf Sammelklagen von US-Autobesitzern, die dem Hersteller illegal überhöhte Emissionswerte vorwerfen. Daimler hat die Anschuldigungen bislang stets entschieden zurückgewiesen.
"Vollumfängliche Kooperation"
Nun räumte der Konzern ein, bereits am 15. April 2016 unter Hinweis auf strenge Vertraulichkeit von der US-Justiz aufgefordert worden zu sein, den Zertifizierungs- und Zulassungsprozess in Bezug auf Abgasemissionen in den USA durch eine interne Untersuchung in Abstimmung mit den US-Ermittlern überprüfen zu müssen.
Der Stuttgarter Dax-Konzern sagte eigenen Angaben zufolge "vollumfängliche Kooperation" zu. In einer Pressemitteilung erklärte der Autobauer weiter: "Etwaigen Hinweisen auf Regelverstöße wird das Unternehmen konsequent nachgehen und die erforderlichen Maßnahmen selbstverständlich treffen." Die Erfahrungen mit den US-Behörden hätten "klar gezeigt, dass eine konservative Kommunikation den konstruktiven Dialog mit den Behörden unterstützt".
In der Pflichtmitteilung steht, dass der Schritt an die Öffentlichkeit mit dem US-Ministerium abgestimmt sei. Daimler, dessen schwere Luxuslimousinen als ein Inbegriff der deutschen Stärke in der Automobilindustrie gelten, muss sich in den USA bereits wegen angeblicher Abgas-Manipulationen mit Rechtsstreitigkeiten auseinandersetzen. Fahrzeugbesitzer aus mehreren US-Bundesstaaten werfen dem Hersteller illegal überhöhte Emissionswerte vor.
Daimler weist alle Vorwürfe zurück
Die Kläger beschuldigen den Hersteller, ähnlich wie VW mit einer speziellen "defeat device" genannten Software an der Abgas-Kontrolle getrickst zu haben. Der tatsächliche Schadstoff-Ausstoß von etlichen Diesel-Modellen soll angeblich deutlich über den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Daimler betonte jedoch auch in der jüngsten Mitteilung: "Im Übrigen hält das Unternehmen die Sammelklagen für unbegründet und wird sich dagegen mit sämtlichen juristischen Mitteln zur Wehr setzen."
VW hatte im September zugegeben, Stickoxid-Abgaswerte mit einer speziellen Software manipuliert zu haben. Daimler hat den Einsatz einer solchen Software mehrfach bestritten.
cr/nin (dpa, rtr, daimler.com)