Pro Jahr sterben eine Million Kinder an Mangelernährung
17. Mai 2022Laut einem neuen Bericht des UN-Kinderhilfswerkes Unicef sterben jedes Jahr weltweit über eine Million Kinder an schwerer akuter Mangelernährung. Jeder fünfte Todesfall bei unter Fünfjährigen lasse sich darauf zurückführen. Den Schätzungen nach leiden rund 45 Millionen Kinder unter fünf Jahren an akuter Auszehrung.
Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell erklärte, die Welt werde für vom Hunger bedrohte Kinder immer mehr zu einem "unkontrollierbaren Risiko". Wachsende Armut und Ernährungsunsicherheit in Folge der Corona-Pandemie, klimabedingte Krisen und anhaltende bewaffnete Konflikte führten dazu, dass die Zahl der betroffenen Kinder in vielen Ländern steige. Auch ausbleibende Getreidelieferungen aus der Ukraine verschärften die Lage. Die Ukraine, die als Kornkammer Europas gilt, kann durch den Krieg unter anderem viel weniger Getreide exportieren.
Mangelernährung macht normale Kinderkrankheiten zu Todesfalle
Schwere akute Mangelernährung verwandele gewöhnliche Kinderkrankheiten in eine tödliche Gefahr. Die ausgezehrten Körper der Kinder seien so geschwächt, dass sie Viren, Bakterien oder Pilzen nichts entgegensetzen könnten, heißt es in dem Unicef-Bericht. In dieser Situation gefährdeten auch noch Mittelkürzungen von Regierungen die lebenswichtige Hilfe, warnt Unicef.
Zusatznahrung in Form von Erdnusspaste hilft
Schwere akute Mangelernährung entstehe durch ein Defizit an nährstoffreichen Nahrungsmitteln und Vitaminen, Eiweiß und lebenswichtigen Spurenelementen. Diese ist laut Unicef durch Zusatznahrung in Form von sogenannter Erdnusspaste vermeidbar und behandelbar. Diese besteht vor allem aus Erdnüssen, Öl, Zucker und Milchpulver. Sie ist auch ungekühlt lange haltbar.
Unicef ist nach eigenen Angaben weltweit der Hauptlieferant solcher Erdnusspaste. Bereits heute erhielten mindestens zehn Millionen Kinder weltweit nicht die Zusatznahrung, die sie zum Überleben benötigten, bemängelt Unicef.
Die Kosten für diese Zusatznahrung werden demnach in den nächsten sechs Monaten um bis zu 16 Prozent steigen, da die Preise wichtiger Zutaten in die Höhe schießen würden. Hierdurch könnte weiteren 600.000 Kindern pro Jahr der Zugang zu lebensrettender Behandlung verwehrt bleiben. "Eine sechzehnprozentige Preiserhöhung mag im Kontext der globalen Lebensmittelmärkte überschaubar klingen", sagte Russell. "Doch am Ende der Lieferkette steht die Verzweiflung eines mangelernährten Kindes."
Die meisten der von Auszehrung betroffenen Kinder leben laut Unicef in Südasien. Doch auch in anderen Regionen sind die Fallzahlen Unicef zufolge teils so hoch wie nie. In Afghanistan rechne man in diesem Jahr mit 1,1 Millionen schwer mangelernährten Kindern, fast doppelt so vielen wie 2018. Am Horn von Afrika könne infolge der Dürre die Zahl der betroffenen Kinder von 1,7 Millionen auf zwei Millionen zunehmen. In der Sahelregion drohe ein Anstieg um 26 Prozent gegenüber 2018.
qu/ack (dpa, epd, afp, kna, rtr)