UNHCR prangert Abschottung Europas an
28. Februar 2017Schlepperbanden im Norden Mazedoniens, in der serbischen Hauptstadt Belgrad, in Pristina im Kosovo und in der bulgarischen Hauptstadt Sofia würden "routinemäßig" Menschen festsetzen und erpressen, gaben Betroffene an. Personen, die die Dienste der Schleuser nicht in Anspruch nahmen, berichteten von Entführungen. Einige Kriminelle sollen den Berichten zufolge auch sexuelle Gewalt und Folter eingesetzt und Menschen über Tage hinweg festgehalten haben, um höhere Zahlungen als vereinbart zu erpressen.
Zehntausende wurden zurückgedrängt
Insgesamt seien Zehntausende Menschen an den Grenzen in Bulgarien, Kroatien, Griechenland, Ungarn, Serbien, Spanien und Mazedonien zurückgedrängt worden, teils auch gewalttätig, um andere abzuschrecken. "Dieser Bericht zeigt, dass viele Flüchtlinge und Migranten ohne sichere Fluchtrouten große Risiken auf sich nehmen, um nach Europa zu kommen", meinte der Direktor des UNHCR-Europa-Büros, Vincent Cochetel.
Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" legte einen Bericht vor, der speziell die Situation von Flüchtlingen aus Eritrea dokumentiert. Die Lage in äthiopischen Flüchtlingslagern sei hoffnungslos. Im benachbarten Sudan erhielten die Flüchtlinge keinen Schutz und zu wenig Hilfe. Viele Eritreer seien Folter und Inhaftierungen während der Flucht ausgesetzt.
2015 bildeten Flüchtlinge aus Eritrea nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen mit fast 40.000 Frauen, Männern und Kindern die größte Gruppe der Migranten, die das Mittelmeer überquerten. Im vergangenen Jahr kamen rund 20.000 Eritreer auf diesem Weg nach Europa.
Zweiter Zaun in Ungarn
Ungarn hat unterdessen an der Grenze zu Serbien mit dem Bau einer zweiten Sperranlage zur Abwehr von Flüchtlingen begonnen. Die High-Tech-Anlage mit Nachtsichtkameras, Bewegungsmeldern und Wärmesensoren verstärkt den 2015 errichteten, mit Stacheldraht bewehrten Zaun entlang der 175 Kilometer langen Grenze im Süden des Landes.
Ein Regierungssprecher bestätigte einen Bericht der regierungsnahen Zeitung "Magyar Idok", wonach am Grenzübergang Kelebia bereits Pfeiler aufgerichtet wurden. Wie es heißt, hatten Gefangene im vergangenen November ein zehn Kilometer langes Teststück fertiggestelt. Der Chef-Sicherheitsberater von Ministerpräsident Viktor Orban sagte, dieser Abschnitt mit einem zweiten Zaun habe die "Erwartungen übertroffen". Dort habe es keine einzige illegale Grenzüberquerung mehr gegeben.
Der Bau der dann aus insgesamt zwei Barrieren bestehenden Sperranlage soll in wenigen Monaten abgeschlossen sein. Ungarn rechnet damit, dass im Sommer wieder mehr Flüchtlinge kommen. 2015 hatten mehr als 400.000 Menschen Ungarn auf ihrem Weg nach Nordwesteuropa durchquert, die meisten wollten nach Deutschland. Die erste Sperranlage an der Grenze zu Serbien wurde im September 2015 fertiggestellt, eine weitere an der kroatischen Grenze kurz darauf. Danach passierten wesentlich weniger Flüchtlinge die Grenze.
haz/wa (dpa, afp, kna)