UNHCR: Migranten in Libyen rekrutiert
17. Januar 2020Die Konfliktparteien in Libyen setzen nach Informationen des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) auch Migranten als Kämpfer ein. "Menschen, die in Internierungslagern waren, berichten, dass sie vor die Wahl gestellt wurden, dort für unbestimmte Zeit zu bleiben oder an der Front zu kämpfen", sagte der Sonderbeauftragte des UNHCR für das zentrale Mittelmeer, Vincent Cochetel, der Deutschen Presse-Agentur. Um wie viele Menschen es sich handelt, konnte er nicht angeben.
"Wir haben festgestellt, dass diese Rekrutierungsbemühungen vor allem auf Sudanesen abzielten. Wir vermuten, es liegt daran, dass sie Arabisch sprechen. Sie werden von beiden Seiten rekrutiert", führte Cochetel aus. "Wenn sie sich dafür entschieden, wurden sie mit Uniform und Gewehr ausgestattet und direkt in diesem städtischen Guerilla-Krieg eingesetzt."
Regierung ohne Macht
Das UNHCR ist als eine von wenigen internationalen Organisationen in Libyen präsent und erhält gelegentlich auch Zugang zu Internierungslagern. Aus Sicherheitsgründen hat das UNHCR zuletzt Mitarbeiter abgezogen.
In Libyen tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg. Der abtrünnige General Chalifa Haftar kontrolliert weite Teile des Landes und kämpft mit Verbündeten gegen die international weitgehend anerkannte Regierung in Tripolis unter Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch. Dessen Militär beherrscht nur kleine Gebiete.
Russen und Saudis hinter Haftar
Die Türkei unterstützt die Regierung von Al-Sarradsch auch militärisch. Russland stärkt - wie Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) - General Haftar. Die Konfliktparteien und weitere internationale Akteure treffen sich an diesem Sonntag in Berlin. Die Bundesregierung erhofft sich von dem Gipfel Fortschritte auf dem Weg zu einer Friedenslösung in Libyen.
Bundesaußenminister Heiko Maas äußerte sich "vorsichtig optimistisch" zu den Erfolgsaussichten der Konferenz. Haftar habe ihm in Bengasi versichert, er wolle zum Gelingen "einen Beitrag leisten". Maas war am Donnerstag in das nordafrikanische Bürgerkriegsland gereist und hatte auch den abtrünnigen General getroffen.
jj/mak (dpa)