Hunderte Millionen Euro für Rohingya
22. Oktober 2020Um die humanitäre Hilfe für die mehr als eine Million Menschen zu finanzieren, machten einzelne Staaten und die EU neue Zusagen, hieß es nach einer virtuellen Geberkonferenz von den Veranstaltern USA, EU, Großbritannien und dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf.
US-Außenminister Mike Pompeo kündigten die Zahlung von 169 Millionen Euro für die Rohingya-Unterstützung an. Die EU teilte mit, sie habe in diesem Jahr 96 Millionen Euro gegeben. Großbritannien erklärte sich bereit, mehr als 41 Millionen Euro zusätzlich für die vertriebenen Menschen zu überweisen. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller sagte 30 Millionen Euro Soforthilfe für die Flüchtlinge zu. Auch andere Länder versprachen Millionensummen für die Rohingya-Hilfe.
"Zustände, die sich ein Europäer kaum vorstellen kann"
Der UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock hatte bei der Konferenz darauf hingewiesen, die mehr als eine Million Vertriebenen in Bangladesch und anderen Ländern der Region seien dringend auf humanitäre Unterstützung angewiesen.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller erläuterte, in den Flüchtlingscamps in Bangladesch gebe es "kein fließendes Wasser, keine Kläranlage - hygienische Zustände, die sich ein Europäer kaum vorstellen kann".
160 Millionen Euro aus Deutschland
Zu den 30 Millionen Euro des Entwicklungsministeriums könnten noch weitere Hilfsmittel des Auswärtigen Amts kommen. Insgesamt hat die Bundesregierung seit 2017 rund 160 Millionen Euro zur Unterstützung der Rohingya bereitgestellt. Schwerpunkte sind Bildung, Gesundheits- und Wasserversorgung sowie Notunterkünfte, damit die Menschen bei Taifunen geschützt und mit Strom versorgt sind.
Myanmar habe schwerste Verbrechen an der muslimischen Minderheit der Rohingya verübt, "es gab Mord und Vertreibung", so der Minister weiter. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Aber bis heute zeige die Regierung des südostasiatischen Staates den Flüchtlingen keinen Weg zurück.
Allein 860.000 Rohingya in Bangladesch
Die muslimischen Rohingya sind laut den UN die größte staatenlose Gemeinschaft der Welt. In dem buddhistisch geprägten Myanmar werden sie seit Jahrzehnten verfolgt und diskriminiert. Rund 860.000 Rohingya-Flüchtlinge harren laut UNHCR derzeit in Cox's Bazar in Bangladesch aus, die meisten in Camps. Rund 740.000 von ihnen wurden 2017 von Myanmars Militär in einer brutalen Offensive vertrieben. Weitere 150.000 Rohingya flüchteten in andere Länder der Region, in Myanmars Provinz Rakhine leben laut Schätzungen noch 600.000.
Die Vereinten Nationen bezeichnen die Verfolgung der Minderheit als Völkermord. Das Militär von Myanmar und die Regierung unter der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi stehen daher international in der Kritik.
sti/uh (afp, dpa, epd, kna)