Haftstrafe für Uli Hoeneß
13. März 2014Das Gericht blieb mit seinem Urteil zwei Jahre unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die hatte wegen eines besonders schweren Falls von Steuerhinterziehung eine Haft von fünf Jahren und sechs Monaten für Hoeneß gefordert. Die Verteidigung dagegen forderte höchstens eine Bewährungsstrafe, sollte das Gericht die Selbstanzeige als unwirksam erachten.
Der Vorsitzende Richter Rupert Heindl erklärte in seiner Urteilsbegründung, das Gericht sei zu dem Ergebnis gekommen, Hoeneß' Selbstanzeige sei unwirksam gewesen. Mit den vorgelegten Unterlagen hätte keine vollständige Selbstanzeige erstattet werden können. Hoeneß habe 28,462 Millionen Euro Steuern inklusive Solidaritätszuschlag hinterzogen.
"Begeistert war er nicht"
Der Anwalt von Hoeneß, Hanns Feigen, will Rechtsmittel gegen das Urteil im Steuerprozess gegen den Präsidenten des FC Bayern München einlegen. "Wir werden das Urteil natürlich mit dem Rechtsmittel der Revision angreifen", sagte er vor der Presse. Nächste Instanz ist dann der Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Angesprochen, wie sein Mandant das Urteil aufgenommen habe,sagte Feigen lakonisch: "Na, begeistert war er nicht."
Auch die Staatsanwaltschaft behält sich den Einsatz möglicher Rechtsmittel gegen das Urteil im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß vor. "Wir werden die Urteilsgründe untersuchen und dann entscheiden, ob wir ebenfalls in Revision gehen werden oder nicht", sagte Ken Heidenreich, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Donnerstag.
Von 3,5 auf 28,4 Millionen
In ihrer Anklage war die Staatsanwaltschaft noch von 3,5 Millionen Euro hinterzogenen Steuern ausgegangen. Im Laufe der ersten drei Prozesstage vervielfachte sich diese Summe.
Hoeneß hatte am 17. Januar 2013 eine Selbstanzeige wegen von ihm nicht versteuerter Erträge in der Schweiz erstattet. Bereits kurz danach stufte die Staatsanwaltschaft diese aber als unwirksam ein und leitete ein Verfahren gegen Hoeneß ein. Ein Haftbefehl gegen ihn war im Frühjahr vergangenen Jahres gegen eine Kaution von fünf Millionen Euro außer Vollzug gesetzt worden. Das soll nach den Worten von Richter Rupert Heindl auch so bleiben.
Der Bayern-Aufsichtsrat tagt
Das Urteil dürfte auch den FC Bayern erschüttern. Hoeneß ist seit Jahrzehnten das Gesicht des Vereins. Als Spieler, Manager, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender der AG prägte und prägt der Patriarch vom Tegernsee den erfolgreichsten deutschen Fußball-Club. Kann er seine Ämter als Präsident und Aufsichtsrat nun behalten?
Der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG werde kurzfristig zusammenkommen und dann zeitnah über das Ergebnis seiner Beratungen informieren, teilten der Verein und der Autobauer Audi mit. Audi-Chef Rupert Stadler ist einer der beiden Vizechefs des Aufsichtsrats, dem Hoeneß vorsitzt.
mm/qu (dpa/afp, rtr)