Ukrainer jubeln über Visafreiheit
11. Juni 2017In den ersten Stunden seien gleich 600 Ukrainer mit neuen biometrischen Pässen in die EU gereist, so meldet es die Nachrichtenagentur Interfax und beruft sich auf Angaben des ukrainischen Grenzschutzes. Hunderte Ukrainer hatten die Aufhebung der Reisebeschränkung schon am Samstagabend bei einem Konzert auf dem Europa-Platz in Kiew gefeiert, an diesem Sonntag überquerten hunderte Menschen ohne Visum die EU-Grenze oder stiegen nur mit ihrem Reisepass in Flugzeuge nach Warschau, Budapest, Frankfurt und andere Städte in der EU.
Der Visafreiheit waren Jahre schwieriger Verhandlungen zwischen Kiew und Brüssel vorangegangen. Ukrainische Bürger dürfen nun bis zu 90 Tagen als Touristen in der EU verbringen. Für die Einreise brauchen sie lediglich einen biometrischen Pass mit gespeichertem Fingerabdruck. Dies gilt sowohl für Geschäftsreisen, touristische Aufenthalte als auch für Familienbesuche. Eine Arbeitserlaubnis ist damit nicht verbunden. Die Visabefreiung gilt für alle EU-Staaten mit Ausnahme Großbritanniens und Irlands. Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein haben sich dagegen der Initiative der EU-Staaten angeschlossen.
Die Ukraine blickt nach Westen
Die neue Reisefreiheit bedeute für die Ukraine die endgültige Loslösung von der Sowjetunion, sagte Präsident Petro Poroschenko. "Die Worte 'Back in the USSR' werden wir jetzt nur noch von den Beatles hören." Von den 40 Millionen Ukrainern habe bereits jeder Zehnte einen biometrischen Pass, so der Präsident.
Seit in Kiew im Februar 2014 der prorussische Präsident Viktor Janukowitsch gestürzt wurde und prowestliche Kräfte an die Macht kamen, sind die Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland äußerst gespannt. Russland hatte kurz darauf die ukrainische Halbinsel Krim besetzt und annektiert.
Wieder Tote in der Ostukraine
Die ukrainische Armee kämpft zudem seit drei Jahren gegen prorussische Aufständische, die weite Gebiete im Osten des Landes kontrollieren. In dem Konflikt wurden bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, die Bemühungen um eine friedliche Lösung stecken fest. Kiew beschuldigt Moskau, die Separatisten militärisch zu unterstützen, Moskau bestreitet das.
Im Osten der Ex-Sowjetrepublik dauerten die Kämpfe zwischen ukrainischen Regierungstruppen und den Separatisten auch an diesem Wochenende an. Seit Samstag seien vier ukrainische Soldaten getötet und vier verletzt worden, teilte das Militär mit.
cw/sti (dpa, afp)