Aktuell: Tote und Verletzte bei Angriff auf Dnipro
14. Januar 2023
Das Wichtigste in Kürze:
- Tote und Verletzte in Dnipro
- Großbritannien will Challenger-Kampfpanzer bereit stellen
- Die IAEA schickt weitere Experten zu den ukrainischen Atomkraftwerken
- Kiew erhält noch im Januar 1,5 Milliarden Euro eines EU-Kredits
In der ukrainischen Stadt Dnipro sind bei einem Raketenangriff auf ein mehrgeschossiges Wohngebäude nach jüngsten Angaben des Gouverneurs der Region zwölf Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 60 Menschen wurden verletzt, darunter zwölf Kinder, wie die Behörden weiter mitteilten. Zunächst war von 27 Verletzten die Rede gewesen. Rettungskräfte zogen die Menschen aus den Trümmern des teilweise eingestürzten Hauses. Es seien 72 Wohnungen zerstört worden. Insgesamt seien dort zwischen 100 und 200 Menschen gemeldet gewesen. Das seien beunruhigende Zahlen, hieß es.
Auch die ukrainische Hauptstadt Kiew wurde mit Raketen angriffen. Nach Angaben der Stadtverwaltung sind Einrichtungen der Infrastruktur, aber auch ein Wohnhaus getroffen worden. Der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Juryj Ignat, sagte der Internetzeitung "Ukrajinska Prawda", es könne sich um ballistische Raketen gehandelt haben, die aus nördlicher Richtung gekommen seien.
Demnach könnten die Raketen von Belarus aus abgeschossen worden sein. Dorthin hatte Russland Truppen und Technik verlegt. Die Ukraine habe keine effektiven Mittel zur Ortung und Vernichtung ballistischer Raketen, sagte Ignat. So erklärte er auch, dass der Luftalarm erst verspätet eingesetzt hatte. Viele Bürger hatten sich darüber gewundert. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko rief die Bewohner dazu auf, in den Schutzräumen zu bleiben.
Neben der Millionenmetropole selbst wurden auch andere Regionen, darunter Charkiw und Saporischschja, aus der Luft angegriffen. Bei einem russischen Raketenangriff auf ein bewohntes Hochhaus in der ukrainischen Großstadt Dnipro wurden nach Angaben der ukrainischen Behörden fünf Menschen getötet. Mindestens 27 Menschen wurden verletzt, darunter sechs Kinder, wie die Behörden mitteilten.
Selenskyj sieht Soledar noch nicht verloren
Ungeachtet russischer Siegesmeldungen zur ostukrainischen Kleinstadt Soledar gibt Präsident Wolodymyr Selenskyj die Ortschaft nicht auf. Die Kämpfe um den Ort dauerten an. "Der harte Kampf um Donezk geht weiter", sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. "Der Kampf um Bachmut und Soledar, um Kreminna, um andere Städte und Dörfer im Osten unseres Staates geht weiter." Er richtete ein persönliches Dankeswort an die ukrainischen Truppen, die Soledar und Bachmut gegen russische Angriffe verteidigten. Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte teilte ebenfalls mit, um Soledar werde weiter gekämpft.
Sowohl die russische Militärführung als auch die bei Soledar eingesetzte berüchtigte russische Söldnertruppe Wagner hatten zuvor die Eroberung von Soledar verkündet. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, erklärte, die Einnahme Soledars helfe den russischen Truppen, die rund 15 Kilometer entfernte Stadt Bachmut einzukesseln.
Morawiecki will in Berlin über Leoparden sprechen
Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki will bei seinem Besuch in Berlin Gespräche über die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern für die Ukraine führen. Er werde über dieses Thema mit Vertretern mehrerer Parteien sprechen, sagte Morawiecki dem Radiosender Rmf.fm. Polens Ministerpräsident ist auf Einladung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin.
Polen will im Rahmen einer Koalition mit verbündeten Staaten den Ukrainern Leopard-Kampfpanzer für eine Kompanie überlassen. Nach Angaben eines polnischen Militärexperten umfasst der Begriff Kompanie 14 Kampfpanzer.
Großbritannien will Challenger-Kampfpanzer bereit stellen
Derweil prescht Großbritannien erneut vor: Premierminister Rishi Sunak versprach dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Lieferung von modernen britischen Kampfpanzern. Die Bereitstellung von Challenger-2-Panzern und zusätzlichen Artilleriesystemen zur Abwehr des russischen Angriffskriegs gilt in erster Linie als ein politisches Signal an die deutsche Regierung.
Die Ukraine fordert seit langem die Lieferung des deutschen Leopard II, der den russischen Panzern technisch überlegen ist. Die Bundesregierung lehnt diesen Schritt bislang aber unter dem Verweis ab, andere Verbündete hätten auch keine modernen Kampfpanzer an die Ukraine abgegeben. Dahinter steht auch die Befürchtung, die NATO könne in den Krieg hineingezogen werden. Mit der Ankündigung Londons dürfte diese Argumentation noch schwerer aufrechtzuerhalten sein.
London: Russland verlegt Schiffe aus Angst vor ukrainischem Angriff
Russland hat nach Einschätzung britischer Militärexperten mindestens zehn Schiffe seiner Schwarzmeerflotte aus dem Hafen von Noworossijsk auslaufen lassen. Angesichts der Zahl und der Art der Schiffe sei es wahrscheinlich, dass Russland auf eine spezifische Bedrohung reagiere, heißt es in dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministers in London. Offenbar sollten die Schiffe vor einem möglichen ukrainischen Angriff geschützt werden.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht täglich Geheimdienstinformationen über den Kriegsverlauf. Moskau bezeichnet dies als gezielte Desinformationskampagne.
IAEA stockt Experten auf
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) will ihr Personal in der Ukraine verdreifachen. Künftig werde sie an allen fünf Atomkraftwerk-Standorten in der Ukraine ständig präsent sein, teilte die Behörde in Wien mit. IAEA-Direktor Rafael Grossi reist in der kommenden Woche in die Ukraine, um die Verstärkung vorzubereiten. Es müsse alles getan werden, um im Ukraine-Krieg die Gefahr eines schweren nuklearen Unfalls abzuwenden, sagte Grossi.
Bislang ist die IAEA nur in Saporischschja, dem größten Atomkraftwerk Europas, mit "bis zu vier" Vertretern vor Ort. Künftig würden "etwa elf bis zwölf Experten jederzeit" in der Ukraine anwesend sein, um "die Lage zu überwachen, die Ausrüstung zu prüfen" oder auch "technische Hilfe zu leisten", erklärte die IAEA.
Erste EU-Kredittranche für Kiew noch im Januar
Die Ukraine wird noch in diesem Monat die erste Auszahlung aus dem neuen 18 Milliarden Euro umfassenden Kredithilfsprogramm der Europäischen Union bekommen. Das kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an. Das Soforthilfepaket sei das größte, das die EU jemals für ein Partnerland aufgesetzt habe. Nach Angaben eines Kommissionssprechers wird sich die ersten Auszahlung aus dem neuen Kreditprogramm auf 1,5 Milliarden Euro belaufen.
Mit den Finanzhilfen will die EU es dem ukrainischen Staat ermöglichen, weiter Löhne und Renten zahlen zu können. Zudem soll der Betrieb von Krankenhäusern, Schulen und Notunterkünften für umgesiedelte Menschen garantiert werden. Darüber hinaus soll das Geld auch genutzt werden können, um durch den russischen Angriffskrieg zerstörte Infrastruktur wiederherzustellen. Dazu gehören zum Beispiel Stromleitungen, Wassersysteme sowie Straßen und Brücken.
Nach Angaben von der Leyens soll auch die geplante internationale Geberplattform in diesem Monat einsatzbereit sein. Sie werde dazu beitragen, die unterschiedliche Unterstützung für die Ukraine zu koordinieren und auch sicherzustellen, dass mit dem Wiederaufbau Reformen verbunden würden. "Weil dies den Weg in die Europäische Union ebnet", ergänzte von der Leyen.
Binnen zwei Jahren EU-Mitglied?
Der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal rechnet mit einem EU-Beitritt seines Landes in weniger als zwei Jahren. Schmyhal äußerte sich im Hinblick auf den bevorstehenden EU-Gipfel im kleinen Kreis am 3. Februar in Kiew. Neben EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen werden zehn EU-Kommissare zu den Konsultationen in der ukrainischen Hauptstadt erwartet.
Die EU hatte die Ukraine im Juni zusammen mit der Republik Moldau zum EU-Beitrittskandidaten erklärt. Gewöhnlich dauert der Beitrittsprozess diverse Jahre.
Gas-Pipeline in Litauen beschädigt
Durch eine Explosion ist im Norden Litauens eine Gas-Pipeline beschädigt worden. Die Detonation ereignete sich etwa fünf Kilometer von der Stadt Pasvalys entfernt. Das nahegelegene Dorf Valakeliai wurde vorübergehend evakuiert, wie die Betreiberfirma Amber Grid weiter mitteilte. Hinweise auf einen Sabotageakt lagen laut Betreiberfirma zunächst nicht vor, aber auch diese Möglichkeit werde genau geprüft.
Die 1978 gebaute Gaspipeline liefert Erdgas in den Norden Litauens sowie nach Lettland. Sie besteht aus zwei Röhren, von denen eine durch die Explosion beschädigt wurde. Ein Vertreter der Feuerwehr erklärte, die Flammen seien bis zu 50 Meter hoch geschlagen.
rb/qu/haz/se/wa (AFP, AP, dpa, epd, KNA, Reuters)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.