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Politik

Türkei will saudisches Konsulat durchsuchen

9. Oktober 2018

Seit einer Woche ist der saudische Journalist Jamal Khashoggi nach dem Besuch eines Konsulates seines Landes verschwunden. Die Türkei wird die Gesandtschaft nun durchsuchen. Saudi-Arabien erteilte zuvor die Erlaubnis.

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Jamal Khashoggi saudischer Journalist
Bild: picture-alliance/dpa/V. Mayo

"Die saudischen Behörden haben mitgeteilt, dass sie für eine Zusammenarbeit offen sind und das Konsulatsgebäude untersucht werden kann", teilte ein Sprecher des Außenministeriums in Ankara mit.

Die Türkei hatte zuvor die Durchsuchung des Konsulats beantragt. Auch der saudi-arabische Botschafter in den USA, Chalid bin Salman, versicherte, dass das Konsulat eng mit den türkischen Behörden zusammenarbeite und wies außerdem Meldungen über den Tod oder die Verhaftung Khashoggis (Artikelbild) als "vollkommen falsch" zurück.

Der 59-jährige regimekritische Journalist betrat das Konsulat seines Landes am Dienstag vergangener Woche in Istanbul, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen, kam aber nicht wieder heraus. Nach Einschätzung türkischer Polizei- und Geheimdienstkreise wurde er im Konsulat ermordet.

Türkei Konsulat von Saudi-Arabien in Istanbul
Stark gesichert: das Konsulat von Saudi-Arabien in IstanbulBild: Getty Images/AFP/O. Kose

Chalid bin Salman sagte nach Angaben des von Saudi-Arabien finanzierten Kanals Al-Arabija weiter, solche Meldungen seien "makabre Gerüchte", die frei von Wahrheit seien. Er selbst sei ein Freund des Journalisten gewesen. Trotz Meinungsverschiedenheiten hätten sie regelmäßig in Kontakt gestanden.

Sorge im Weißen Haus

Chalid bin Salman ist der Bruder des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dieser gilt als der eigentlich starke Mann des Königreiches und pflegt enge Beziehungen zu Washington. Erstmals äußerte sich auch US-Präsident Donald Trump zu dem Fall. "Ich bin besorgt", sagte er im Weißen Haus. Er hoffe auf eine positive Lösung. "Im Moment weiß niemand etwas darüber, aber es kursieren einige böse Geschichten. Das gefällt mir nicht."

Auch US-Vizepräsident Mike Pence zeigte sich "zutiefst besorgt" über die Berichte. Sollten diese Darstellungen über den Tod Jamal Khashoggi wahr sein, wäre dies "ein tragischer Tag", twitterte Pence. "Gewalt gegen Journalisten weltweit ist eine Bedrohung der Pressefreiheit und der Menschenrechte", schrieb er und forderte Aufklärung. "Die freie Welt hat Antworten verdient."

Europa Federica Mogherini
Sorge um Khashoggi: Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini Bild: imago/Belga/T. Roge

Die EU stellte sich hinter die Forderung der USA. "Wir stehen komplett an der Seite der USA in dieser Angelegenheit", sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini in Lissabon. "Wir erwarten eine ausführliche Untersuchung und volle Transparenz der saudiarabischen Behörden darüber, was geschehen ist."

"Wenn sich die Berichte über Kashoggis Tod und die außerordentlichen Umstände, die dazu führten, bestätigen, ist dies wahrhaft schockierend", äußerte sich die UN-Menschenrechtssprecherin Ravina Shamdasani in Genf besorgt. Sie forderte die Türkei und Saudi-Arabien zur Zusammenarbeit in dem Fall auf.

"Sämtliche Spuren beseitigt"

Die Aussichten auf einen Ermittlungserfolg sind nach Ansicht des türkischen Politikwissenschaftlers Professor Ahmet Kasım Han gering. Die Konsulatsdurchsuchung werde niemanden zufrieden stellen, sagte er der DW: "Wenn man die Durchsuchung eine Woche nach dem Vorfall macht, geht jeder davon aus, dass in der Zwischenzeit sämtliche Spuren bereinigt wurden. Die Türkei kann derzeit nichts ohne die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien machen." Bereits am Sonntag hatte die Türkei zum zweiten Mal in einer Woche den saudischen Botschafter einbestellt.

Jamal Khashoggi war im Vorjahr wegen seiner kritischen Berichterstattung ins Visier der saudi-arabischen Staatsmacht geraten und nach Washington geflohen. Der Journalist war zwischenzeitlich auch Medienberater für einige Mitglieder der Königsfamilie in Saudi-Arabien. Er schrieb auch für die "Washington Post".

cgn/rb (dpa, rtr)