Simbabwe: Tsvangirais Kampf
31. Juli 2013Ein Wirtschaftswachstum von fünf Prozent und die Einführung einer neuen Verfassung: In einem Land mit einer derartigen Bilanz dürfte es für den Premierminister eigentlich kein Problem sein, das höchste Amt des Landes zu erringen. Und trotzdem steht Morgan Tsvangirai ein harter Kampf bevor, wenn er bei den Wahlen am 31. Juli Präsident Robert Mugabe zum dritten Mal herausfordert. Denn nach Informationen der Generaldirektion für Auswärtige Beziehungen des Europäischen Parlaments soll die ZANU-PF von Mugabe mehr Unterstützer als die MDC von Tsvangirai haben.
Mehrheit für Robert Mugabe?
Das EU-Dokument beruft sich auf eine Umfrage, die die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation Freedom House kürzlich unter simbabwischen Wählern durchgeführt hat. Mehr als die Hälfte der Befragten waren bereit anzugeben, für welche Partei sie bei den kommenden Wahlen stimmen wollen. Demnach unterstützen nur 20 Prozent der Wähler seine Bewegung für einen Demokratischen Wechsel (MDC - Movement for a Democratic Change). Bei den letzten Wahlen waren es noch 18 Prozent mehr. Dagegen gaben jetzt 31 Prozent der Befragten an, für Mugabes Partei Afrikanische Nationalunion von Simbabwe - Patriotische Front (ZANU-PF) stimmen zu wollen - 14 Prozent mehr als 2008.
Bei den Präsidentschaftswahlen 2008 hatte Tsvangirai Geschichte geschrieben, als er im ersten Wahlgang 47,9 Prozent der Stimmen errang - 4,7 Prozentpunkte mehr als Amtsinhaber Mugabe. Bei den Parlamentswahlen sicherte sich die Oppositionsbewegung MDC die Mehrheit mit 109 der 207 Parlamentssitze.
Öffentlich lässt sich Tsvangirais Parteiflügel, der sich inzwischen MDC-T nennt, durch die schlechten Umfragewerte nicht aus der Fassung bringen. "Eine Umfrage ist, was sie ist: die Momentaufnahme von Meinungen - kein Wahlergebnis. Die MDC-T wird diese Wahl gewinnen", sagte MDC-T-Generalsekretär und Finanzminister, Tendai Biti, kürzlich der DW. Biti glaubt, dass die Allianz der verschiedenen MDC-Flügel 78 Prozent der Stimmen bekommen wird.
Skandale um MDC-T-Abgeordnete
Viele Simbabwer sind mit der Arbeit mancher MDC-Abgeordneter unzufrieden. "Einige gelten als inkompetent, andere haben öffentliche Gelder unterschlagen", sagt Jürgen Langen, der das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Harare leitet. "Andererseits wissen die Wähler, dass es auch andere Abgeordnete gibt, die sehr gute Arbeit leisten", so Langen. 2012 hatte die MDC dem öffentlichen Druck schließlich nachgegeben und zwölf Abgeordnete aufgrund von Korruptionsvorwürfen aus der Partei ausgeschlossen.
Die Leistung der MDC-Minister in der Regierung hält sich in den Augen vieler Wähler ebenfalls in Grenzen: Finanzminister Tendai Biti hat sich im Ausland zwar einen guten Ruf erworben, weil er die Inflation in den Griff bekommen und die Wirtschaft konsolidiert hat. In Simbabwe selbst werfen ihm viele Wähler Versagen vor: 72 Prozent der Bevölkerung lebt nach wie vor unter der von der Weltbank definierten Armutsgrenze.
Mugabes Partei ZANU-PF wirbt für eine groß angelegte Wirtschaftsreform, die unter anderem die Enteignung ausländischer Firmen vorsieht, um sie an simbabwische Unternehmer zu überschreiben. "Der Rohstoffreichtum unseres Landes gehört der schwarzen Bevölkerung - es ist unser Land. Und es müssen auch Schwarze sein, die unser Land regieren", sagte er kürzlich auf einer Wahlveranstaltung in der Nähe der Hauptstadt Harare. Die Resonanz bei der Bevölkerung halte sich allerdings in Grenzen, so Jürgen Langen. "Solche Versprechen sind bei der Landbevölkerung populär. Die Bewohner in den Städten dagegen halten sie für Wahltaktik."
Die Würfel sind noch nicht gefallen
Morgan Tsvangirai hat während des Wahlkampfes Stimmen wegen seines Liebeslebens eingebüßt. Die Presse berichtete immer wieder darüber, dass er ein Kind mit einer 22-jährigen Frau haben soll. Vor Gericht streitet er sich zudem mit einer Frau, die behauptet, eine Liebesaffäre mit dem 61-Jährigen gehabt zu haben. Drei Jahre zuvor war seine Frau bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Solche Enthüllungen versetzten Tsvangirais ehemaliger Beliebtheit bei vielen treuen MDC-Anhängern, unter ihnen konservative Christen, einen drastischen Dämpfer.
Zwar sagen der MDC-T immer mehr in- und ausländische Medien eine Wahlschlappe voraus, doch schon bei den Wahlen 2008 hatten viele vermutetet, dass Tsvangirai Stimmen an den ehemaligen Finanzminister Simba Makoni verlieren würde. Stattdessen war es dann Morgan Tsvangirai, der im ersten Wahlgang die meisten Stimmen errang.