Trübe Aussichten für Deutschlands Exporteure
9. Oktober 2018Nach einem stabilen Sommer stellt sichdie deutsche Exportwirtschaft auf mehr Gegenwind ein. Die Firmen lieferten im August 0,1 Prozent weniger ins Ausland als im Vormonat und mussten damit überraschend ein Umsatzminus wegstecken, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. "Der Export dümpelt vor sich hin", sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und fügte mit Blick auf den Zollstreit zwischen USA und Chinahinzu: "Und das dicke Ende kommt wohl erst noch." Nach den zuletzt auch schwachen Produktionsdaten äußerte sich DekaBank-Experte Andreas Scheuer ähnlich skeptisch: "Es läuft derzeit nicht rund für die deutsche Konjunktur." Im abgelaufenen dritten Quartal dürfte die Wirtschaft wohl nur noch um 0,1 Prozent zugelegt haben, nach 0,5 Prozent im Frühjahr.
Der Handelskonflikt zwischen den beiden weltweit größten Volkswirtschaften China und USA dürfte in den nächsten zwölf Monaten auch in Deutschland Spuren hinterlassen, so DIHK-Experte Treier. "Wir sind viel zu vernetzt in der Weltwirtschaft, gerade auch mit diesen beiden Ländern, als dass wir uns davon frei machen können." Dies belaste den Außenhandel. "Unsere Exportprognose ist nicht mehr zu halten." Man überarbeite die Schätzung. Bisher hatte der DIHK für Waren und Dienstleistungen zusammen 2018 ein Plus von fünf Prozent erwartet. Auch der Exportverband BGA gab sich wegen der Risiken Handelsstreit und dem britischen EU-Ausstieg skeptisch. "Es ist sicher zu früh, Alarm zu schlagen, doch die Anzeichen mehren sich, dass die Unternehmen sich auf ein schwächeres Exportwachstum einstellen müssen", sagte BGA-Chef Holger Bingmann.
"Weltwirtschaft hat einen Gang zurückgeschaltet"
"Der Außenhandel schwächelt, weil die Weltwirtschaft einen Gang zurückgeschaltet hat", betonte auch DekaBank-Konjunkturfachmann Scheuerle. Ökonomen hatten für August 0,3 Prozent Exportwachstum erwartet. Ein spürbares Plus zum Vormonat hatte es zuletzt im Mai gegeben. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Ausfuhren im August um 2,2 Prozent auf 105,2 Milliarden Euro. Die Importe fielen zum Vormonat überraschend stark um 2,7 Prozent und klettern binnen Jahresfrist um 6,2 Prozent auf 88,1 Milliarden Euro.
Derweil senkte das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) wie schon andere Institute zuvor seine Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr um 1,9 und 2019 um 2,0 Prozent zulegen, sagten die Düsseldorfer Forscher voraus. Bislang waren sie von je 2,1 Prozent ausgegangen. Auch der Internationale Währungsfonds kappte seine Schätzungen für Deutschland und erwartet nun in beiden Jahren 1,9 Prozent. Die meisten Experten gehen davon aus, dass der Aufschwung seinen Höhepunkt bereits hinter sich hat. Auch für die Weltwirtschaft insgesamt nahm der IWF seine Prognose zurück. Neben den Brexit-Unsicherheiten verwies auch der Fonds vor allem auf die von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikte.
ul/hb (rtr, dpa)