Trump gesundet dank Abtreibungs-Zellen
9. Oktober 2020Als sich der Gesundheitszustand von US-Präsident Trump verschlechterte, verabreichten ihm seine Ärzte ein Notfallmedikament, das aus Coronavirus-Antikörpern bestand. Die ganze Welt staunte: Das Therapeutikum schlug überraschend schnell an und der US-Präsident konnte schon nach wenigen Tagen ins Weiße Haus zurückkehren. Trump bezeichnete das verabreichte Notfallmedikament als "Segen Gottes". Die Behandlungserfolge seien "Wunder, die von Gott gesandt wurden".
Herstellt wurden die experimentellen Antikörper mit dem Namen REGN-COV2 allerdings - mit oder ohne göttlichen Beistand - von dem US-Biotechkonzern Regeneron. Bei der US-Zulassungsbehörde FDA hat Regeneron kürzlich eine Notfallzulassung beantragt.
Bei dem Prüfpräparat handelt es sich um eine Kombination aus den beiden monoklonalen Antikörpern REGN10933 und REGN10987. Das Medikament REGN-COV2 soll eine Passivimmunisierung mit synthetisch hergestellten neutralisierenden Antikörpern bewirken. Und bei dem Verfahren kamen auch Zelllinien zum Einsatz, die von menschlichem Embryonalgewebe abstammen.
Ob Trump vom Ursprung des "Wundermittels" wusste?
Politisch gesehen klingt dies in höchstem Maße heuchlerisch, weil Trump und seine Administration als Freunde der Abtreibungsgegner genau diese Forschungsmethoden drastisch eingeschränkt hatten.
2019 wurden auf Trumps Anweisung hin die staatlichen Fördergelder für die nationale Gesundheitsbehörde gekürzt. Deren Forschung, die mit Gewebe abgetriebener Föten arbeitet, sollte eigentlich der HIV- und Krebsforschung zugute kommen. Im Gesundheitsministerium wurde extra eine neue Kommission eingerichtet, in der viele Abtreibungsgegner sitzen und die bereits 13 von 14 Forschungsvorschlägen abgelehnt hat.
Erst im Januar 2020 trat Trump bei einer Kundgebung von Abtreibungsgegnern in Washington auf. "Ungeborene Kinder hatten noch nie einen stärkeren Verteidiger im Weißen Haus", sagte Trump bei der Kundgebung. Jedes Kind sei "ein heiliges und wertvolles Geschenk Gottes".
Ohne menschliches Embryonalgewebe geht es nicht
Das Medikament REGN-COV2 wird zwar in Zellen hergestellt, die nicht aus menschlichen Zellen stammen, sondern aus den Eierstöcken eines Hamsters, aus sogenannten CHO-Zellen.
Um allerdings die Wirksamkeit der Antikörper zu testen, wurden in Labortests Zellkulturen verwendet, die ursprünglich aus Abtreibungsgewebe stammen. Es handelte sich dabei um Nierengewebe, das von einer Abtreibung in den Niederlanden in den 1970er-Jahren stammt.
Diese Zellen mit der Fachbezeichnung HEK 293T teilen sich seitdem in Laboren weltweit immer weiter. Auch Regeneron nutzte diese HEK 293T-Zellen, um sogenannte Viren-Pseudopartikel zu erzeugen, das sind virenartige Strukturen, die das Spike-Protein des tödlichen Coronavirus enthalten. Nur so konnten sie herausfinden, wie effektiv die Antikörper das jeweilige Virus angreifen.
Ansichtssache oder "alternative Fakten"?
Unwissenheit oder Heuchelei - die hitzige Debatte über das Antikörper-Medikament hat nicht nur in den USA das Augenmerk auf einen wichtigen Bereich der medizinischen Forschung gelenkt, in dem oftmals - auch bei der Entwicklung von Impfstoffen - Zellen genutzt werden, die ursprünglich aus Abtreibungsgewebe stammen.
Auch Regeneron leugnet das nicht. Aber da die HEK 293T-Zellen schon vor so langer Zeit gewonnen wurden und jetzt aus dem Labor stammen, könne man sie nicht als "menschlich" bezeichnen. "Es kommt darauf an, wie man das auffasst", so Regeneron-Sprecherin Alexandra Bowie. "Die heute verfügbaren 293T-Zelllinien gelten nicht als fötales Gewebe, und wir haben sonst kein fötales Gewebe verwendet."