Trump droht deutschen Autobauern
16. Januar 2017Sollten die Hersteller Autos in die USA verkaufen wollen, die nicht dort gefertigt worden seien, müssten sie "35 Prozent Steuern zahlen", sagte Trump in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung.
"Ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen", sagte Trump auf die Frage nach Plänen des Münchner Autobauers BMW, 2019 eine Fabrik in Mexiko zu eröffnen. "Was ich damit sage, ist, dass sie ihre Fabrik in den USA bauen müssen", sagte er in dem Interview mit der "Bild" und der britischen "Times".
Bundeswirtschaftsminister Gabriel mahnt zur Gelassenheit
Deutschland sei ein "großes Hersteller-Land", lobte Trump die deutschen Autobauer. "Wenn man durch die 5th Avenue geht, hat jeder einen Mercedes Benz vor seinem Haus stehen", sagte der rechtspopulistische Immobilienmilliardär über seinen New Yorker Wohnort. Tatsache sei jedoch, dass die Deutschen "den USA gegenüber sehr unfair" seien. "Wie viele Chevrolets sehen Sie in Deutschland? Nicht allzu viele, vielleicht gar keine".
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) mahnte angesichts der massiven Kritik des designierten US-Präsidenten an deutschen Autobauern zur Gelassenheit. "Ich kann nur raten aufgrund solcher Positionen nicht hektisch zu werden, sondern abzuwarten, was passiert", sagte der SPD-Chef am Montag bei einer Talkrunde auf "bild.de". Deutschland sei nicht unterlegen, es sei ein starkes Land und müsse jetzt selbstbewusst sein.
Gabriel sagte zu möglichen Strafzöllen auf importierte Autos: "Die amerikanische Autoindustrie wird dadurch schlechter, schwächer und teurer." Außerdem würden sich die USA ziemlich umgucken, wenn Trump auch die Zulieferteile mit Strafzöllen belege.
BMW unbeeindruckt
Der Autobauer BMW zeigt sich unbeeindruckt von der Kritik des designierten US-Präsidenten Donald Trump und hält an seinen Plänen für ein Werk in Mexiko fest. "Die BMW Group ist in den USA zuhause", erklärte das Unternehmen am Montag in München und reagierte damit auf Interview-Äußerungen Trumps.
Ein BMW-Sprecher wies gegenüber der DW zudem darauf hin, dass der bayerische Autobauer sein weltweit größtes Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina betreibt. Dort würden sämtliche Modelle der X-Serie gebaut, insgesamt über 411.000 Stück (Einheiten) pro Jahr. 70 Prozent der Fahrzeuge würden exportiert, somit ist BMW eines der führenden Exportunternehmen in den USA. Laut Zahlen des US-Handelsministeriums war BMW 2015 wertmäßig größter Exporteur von Fahrzeugen aus den USA. 2016 erreichte der Exportwert aus dem US-Werk knapp 10 Milliarden Dollar.
Zudem laufe derzeit gerade der Ausbau des Werkes auf eine Kapazität von 450.000 Fahrzeugen, da auch das neueste Modell, der X7, ab 2018 in Spartanburg vom Band laufen soll. Mit dem Bau des Werkes in San Luis Potosi in Mexiko sei keine Verlagerung von Arbeitsplätzen aus den USA verbunden. In San Luis des Potosi will BMW ab 2019 die 3er Limousine für den Weltmarkt bauen. Das Werk soll Produktionsstätten in Deutschland und China ergänzen.
BMW beschäftigt in den USA nach eigenen Angaben direkt und indirekt 70.000 Menschen, 8800 davon im Werk Spartanburg.
VDA-Präsident Wissmann besorgt
Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, sagte: "Wir nehmen die Äußerungen ernst. Allerdings muss sich erst noch zeigen, ob und wie diese Ankündigungen künftig von der US-Administration umgesetzt werden. Im US-Kongress dürfte es gegen Importsteuer-Pläne erheblichen Widerstand geben.
Investitionsentscheidungen in der Automobilindustrie seien langfristig geplant und würden nicht von heute auf morgen über Bord geworfen, so Wiessmann. Die deutsche Automobilindustrie sei weltweit aufgestellt. Für die deutschen Hersteller seien die Vereinigten Staaten nicht nur der zweitgrößte Exportmarkt, sondern auch ein wichtiger Produktionsstandort, von dem aus der Weltmarkt beliefert werde.
Mit dem Aufbau von Zöllen oder anderen Handelsbarrieren würden sich die USA langfristig ins eigene Fleisch schneiden. Denn in Zeiten der Globalisierung und internationaler Wertschöpfungsketten seien gute Handelsbedingungen von entscheidender Bedeutung für das Wirtschaftswachstum. Wissmann wörtlich: "Man kann vor den weltweiten grassierenden Tendenzen zum Protektionismus nur warnen. Am Ende nehmen alle Nationen davon, trotz scheinbar kurzfristiger Vorteile, nur Schaden."
Auch andere Autobauer im Visier
Trump hatte auch dem japanischen Autobauer Toyota bereits mit Strafzöllen gedroht, sollte der Konzern seine Pläne für den Bau einer neuen Fabrik in Mexiko nicht aufgeben. Die Grundsteinlegung für das Werk hatte im November stattgefunden.
Der Autohersteller Ford hat bereits angekündigt, auf eine Milliardeninvestition in Mexiko für den Bau einer Fabrik zu verzichten und stattdessen hunderte neuer Arbeitsplätze in den USA zu schaffen.
Trump, der am Freitag sein Amt als US-Präsident antritt, hatte in seinem Wahlkampf wiederholt massiven Druck auf US-Unternehmen angekündigt, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagern.
Deutsche Wirtschaft als Sündenbock?
Unterdessen rief ifo-Präsident Clemens Fuest hat die Deutschen und die Europäer zum Gespräch mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump auf. "Wir sollten den Dialog mit Trump suchen, um die weitere Entwicklung seiner wirtschaftspolitischen Pläne positiv zu beeinflussen", sagte er am Montag in München.
"Trump hat klare Ziele: mehr Industriearbeitsplätze in den USA, weniger Importe, höhere Beiträge der Europäer zur NATO. Aber er hat kein überzeugendes Konzept, um diese Ziele zu erreichen." Es bestehe die Gefahr, dass seine Politik die angekündigten Ziele nicht erreiche und er dann Sündenböcke suche, so Fuest "Das könnte die deutsche Wirtschaft mit ihren hohen Exportüberschüssen sein", warnte der Ökonom. Im Moment sei es zu früh für Reaktionen der deutschen oder europäischen Wirtschaftspolitik auf einzelne Ankündigungen von Trump.
ul/hb/iw (afp, dpa, VDA, BMW, ifo-Institut)