Trotz Polizeiaufgebots Proteste in Algerien
20. September 2019In zahlreichen Städten in Algerien sind wieder Zehntausende Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen die politische Führung des Landes zu demonstrieren. In der Hauptstadt Algier soll es dabei zu Dutzenden Festnahmen gekommen sein, wie Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur berichteten.Trotz einer hohen Anzahl von Sicherheitskräften sei es den Demonstranten gelungen, zentrale Plätze im Stadtzentrum zu erreichen. "Wir werden die Proteste nicht stoppen, und wir werden nicht wählen", riefen Demonstranten. Es waren die größten Proteste seit mehreren Wochen in Algerien.
Das in Algerien mächtige Militär hatte zuvor versucht, die Demonstrationen zu blockieren. Unter der Woche hatte Armeechef Ahmed Gaid Salah die Sicherheitskräfte dazu aufgefordert, Demonstranten von außerhalb der Hauptstadt Algier an den Protesten zu hindern.
Zorn der Bevölkerung
In den sozialen Netzwerken zeigten Algerier, wie sie bereits in der Nacht in die Hauptstadt fuhren, um dennoch an den Demonstrationen teilzunehmen. Amnesty International kritisierte den Aufruf von Armeechef Gaid Salah. Die Regierung müsse den friedlichen Demonstranten zuhören statt zu versuchen, die Proteste kleinzuhalten, sagte Amnesty-Regionaldirektorin Heba Morayef. Zudem müsse die Regierung aufhören, Demonstranten grundlos zu verhaften. Bereits vor den Protesten am Freitag waren nach Amnesty-Angaben Dutzende Studenten und Aktivisten in Haft genommen
Anfang der Woche hatte Übergangspräsident Abdelkader Bensalah verkündet, dass die vor mehr als drei Monaten verschobene Präsidentschaftswahl im Dezember stattfinden soll. Viele Demonstranten fühlen sich allerdings vom politischen Prozess ausgeschlossen und fordern tiefgreifende Reformen.
In dem nordafrikanischen Land kommt es seit Anfang des Jahres zu Massenprotesten. Teilweise nahmen mehrere Hunderttausend Teilnehmer daran teil. Die Demonstrationen führten im April zum Rückzug von Präsident Abdelaziz Bouteflika, der das flächengrößte afrikanische Land 20 Jahre lang regiert hatte. Auch danach hielten die Proteste jedoch an.
lh/jj (dpa, afp)