1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Trauer im Christentum.

Hans-Joachim Vieweger12. November 2007

Die klassischen katholischen Toten-Gedenktage finden im November statt: Allerheiligen, Allerseelen und auch der evangelische Ewigkeitssonntag. Der Tod und die Trauerrituale haben im Christentum eine große Bedeutung.

https://p.dw.com/p/C5sQ
Grabsteine umgeben von buntem Laub.
Der Alte Friedhof in Freiburg im SpätherbstBild: AP
Blick auf ein Grabmal mit Mutter und Kind auf dem Alten Friedhof in Freiburg (Foto: AP)
Blick auf ein Grabmal mit Mutter und Kind auf dem Alten Friedhof in FreiburgBild: AP

"Herr, lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss, und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muss." Der Mensch ist vergänglich - so sagen es diese Psalmworte aus Brahms ' Deutschen Requiem.

Wissen um die Sterblichkeit

Pastoralreferent Ulrich Keller, der im Erzbistum München und Freising eine Projektgruppe für Kirche und Trauer leitet, weiß das nur zu gut. Doch diese Botschaft soll den Blick auf das Leben schärfen. "Mit der Geburt weiß ich, dass ich sterblich bin, und somit ist die christliche Hoffnung auf die Gegenwart gerichtet und nicht aufs Jenseits", sagt Keller. "Es wird ja oftmals so artikuliert, dass man sagt, die Christen vertrösten aufs Jenseits, es ist aber eigentlich das krasse Gegenteil der Fall. Wir schauen vom Tod her auf das Leben, das Leben ist das Wichtige."

Gräber mit Gräsern und Blumen bepflanzt (Foto: Bilderbox)
Bepflanzte Gräber, hochwertige Grabsteine - Die Erinnerung an die Toten soll sichtbar seinBild: BilderBox

Das Leben hat ein Ende, so die Überzeugung der Christen. Teil des Christentums ist aber auch die Hoffnung auf die Auferstehung der Toten. Kein Gegensatz, erklärt Ulrich Keller. "Der Tod ist nicht ein Ende, sondern ein Neuanfang, ein radikaler Neuanfang, also es findet keine Fortsetzung des Lebens statt, sondern auf dem Hintergrund dessen, dass Gott zu jedem Menschen Ja gesagt hat, glauben wir, dass dieses Ja-Sagen über den Tod hinaus geht."

Leben und Tod sind im Christentum somit eng verbunden. Sichtbar wird das auf vielen Friedhöfen, die um die Kirchen herum angelegt worden. Heute kann man das vor allem in kleinen Dörfern noch sehen, sagt der evangelische Pfarrer Carsten Klingenberg:

"Am Sonntag geht die Gemeinde hin zum Wort des Lebens, zum Wort Gottes, aber sie muss dabei durch den Tod hindurch zum Leben kommen, letzten Endes den Weg Jesu nachgehen. Und dabei wird auch deutlich, dass zu der Gemeinde, zum Leib Christi nicht nur die aktuell Lebenden, sondern auch die uns Vorausgegangen gehören."

Bestattung auf dem Friedhof

Urnengrab unter einem Baum (Foto: dpa)
Urnengrab unter einem BaumBild: dpa

Das soll sich auch in der christlichen Friedhofskultur und den Bestattungsritualen ausdrücken. Die verstorbenen Christen brauchen einen Platz auf dem Friedhof. Urnenbestattungen, so wie sie in Holland üblich sind, gibt es in Deutschland nur wenige. Die Bestattungen auf dem Friedhof sei ein Zeichen der Gemeinschaft der Toten, so Ulrich Keller.

"Ich denke, das ist etwas Wichtiges: Unsere Toten haben einen Namen, also wir wollen Gräber, auf denen der Name steht und ein Kreuzzeichen oder ein Symbol des Christlichen, denn der Name deutet einfach auf das Personsein hin und das einmalige Geschaffensein von Gott."

Ein wichtiges Symbol ist auch der so genannte Erdwurf, das Streuen von Erde auf das offene Grab. "Von der Erde bist du genommen und zur Erde kehrst du zurück", diese Botschaft, Angelehnt an die Schöpfungsgeschichte des Menschen versteckt sich dahinter. "Gott hat den Menschen geschaffen, und dort wo er herkommt, wird er wieder hingehen. Da müssen wir uns nicht davor fürchten, sondern es liegt eine große Trostbotschaft darin", so Pastoralreferent Ulrich Keller.

Kann man für Verstorbene beten?

Katholische Beerdigung (Foto: Bilderbox)
Katholische BeerdigungBild: Bilderbox

All das ist Protestanten und Katholiken gemein. Einen Unterschied gibt es aber doch: Die Frage, ob die Lebenden für die Toten noch etwas tun können, zum Beispiel durch das Lesen Heiliger Messen. Der evangelische Pfarrer Carsten Klingenberg verneint dies: "Die Frage ist, ob wir als Lebende irgendeinen Einfluss auf die Zukunft des Menschen bei Gott haben, nachdem er verstorben ist. Und das wurde durch die Reformation eindeutig abgelehnt." Nach Ansicht des katholischen Pastoralreferenten Keller soll bei Heiligen Messen für Tote die Gemeinschaft mit den Lebenden betont werden. "Wir sind in Verbindung mit unseren Verstorbenen, das heißt auch ich kann mit ihnen in Verbindung sein im Gebet, also ich kann für sie beten. Und sie werden für mich beten. Damit nehme ich die Verstorbenen wieder mit in die Gemeinschaft der Lebenden."