Merkel und Gauck kondolieren
11. November 2015"Immer wenn ich an meine Vergangenheit denke, taucht auch Herr Schmidt in meinen Bildern auf. Wegen ihm habe ich mich für die Politik interessiert. " "Dieser Schlag von Politikern existiert heute nicht mehr." "Ich mochte ihn und besonders seine Gradlinigkeit. Jetzt wird es eng und arm in Deutschland."
Gedanken wie diese finden sich in sogenannten virtuellen Kondolenzbüchern, die schon kurz nach dem Tod Helmut Schmidts eröffnet wurden. Tausende haben sich seitdem hier eingetragen, ob beim öffentlich-rechtlichem Haussender des Hanseaten Schmidt, dem NDR, der Tageszeitung "Die Welt" - oder mit Kommentaren unter den Nachrufen anderer Redaktionen, auch unter denen der Deutschen Welle.
Nun liegen auch die "echten" Kondolenzbücher aus: In Berlin verewigten sich bereits Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck in dem schwarzen Buch, das im Kanzleramt ausliegt. Vor einem Ölbild Schmidts schrieb außerdem Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) einige Zeilen.
Gauck dankte "dem Staatsmann, der seinem, unserem Land mit Weitsicht, Entschlossenheit und der Leidenschaft zur Vernunft diente. Dank dem Bürger, der uns vorlebte, daß Verantwortung der Lebensatem der Demokratie ist." Merkel äußerte sich "in tiefer Trauer und Respekt vor einem großen Staatsmann".
Im Rathaus von Schmidts Heimatstadt Hamburg finden sich ebenfalls Erinnerungsseiten zu Ehren des Altkanzlers. Die Hamburgische Bürgerschaft will am Nachmittag ihre Sitzung mit einer Schweigeminute für den gestorbenen Hamburger Ehrenbürger beginnen.
Schmidts Leichnam wurde am Vormittag aus seinem Haus in
Hamburg-Langenhorn gebracht. Als der Leichenwagen das Grundstück
verließ, salutierten Polizeibeamte.
Staatsakt in Hamburg
Klaus von Dohnanyi, ein politischer Weggefährte, erinnerte im Deutschlandfunk an Schmidt als einen "Macher, der aber über das Machen auch nachgedacht hat". Zwar sei er mit Schmidt politisch nicht immer einer Meinung gewesen - etwa beim Nato-Doppelbeschluss, aber seine Wegweisungen seien immer nachdenkenswert gewesen, sagte der SPD-Politiker.
Schmidt soll in zwei bis drei Wochen bei einem Staatsakt in Hamburg gewürdigt werden. Die "Welt" schrieb in ihrer Online-Ausgabe, neben einer Trauerfeier in der Kirche St. Michaelis sei ein Empfang für geladene Gäste im Hamburger Rathaus geplant. Das Blatt berief sich auf nicht genannte Quellen im Rathaus. Das habe sich Schmidt so gewünscht. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.
Schmidt starb am Dienstag zu Hause in Hamburg mit 96 Jahren im Kreis seiner Familie. Führende deutsche und europäische Politiker würdigten den Sozialdemokraten als eine der prägendsten Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte.
bor/sti (mit dpa)