Trainer für den Krieg
9. April 2003Von einer Job-Krise ist bei MPRI (Military Professional Ressources) mit Hauptsitz in Alexandria in Virginia nichts zu spüren. Die Liste mit freien Stellen scheint endlos. Gesucht werden vor allem Militärtrainer mit langjähriger Erfahrung. Freie Stellen gibt es bei MPRI nicht nur in den Vereinigten Staaten. Auch in Nigeria, Korea und Afghanistan werden militärische Profis gebraucht. In Nigeria will MPRI zum ersten Mai ein Kampfausbildungszentrum für den Aufbau einer nigerianischen nationalen Armee einrichten.
MPRI ist einer der Großen in der Riege von amerikanischen Militärfirmen. Das Unternehmen, das 1987 gegründet wurde, brüstet sich damit, mehr Generäle pro Quadratmeter aufbieten zu können als das US-Verteidigungsministerium Pentagon. Unter den 700 festangestellten Mitarbeitern sind auch Admiräle, zahlreiche Ex-Mitarbeiter des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA (Central Intelligence Agency) und ehemalige Botschafter. Weltweit sollen 11.000 Militärprofis für MPRI abrufbereit sein. Das Unternehmen genießt im Pentagon einen tadellosen Ruf. Es trainierte amerikanische Soldaten im Camp Doha für den Häuserkampf in Bagdad. Über den umstrittenen Einsatz von MPRI während des Jugoslawien-Krieges spricht man nicht mehr. Damals hatte die US-Regierung das Unternehmen beauftragt, die kroatische Armee auszubilden, genau zu dem Zeitpunkt, als diese in der Krajina so genannte ethnische Säuberungen durchführte und Anwohner vertrieb oder tötete.
Ungeklärte Zwischenfälle im Drogenkrieg
Dunkle Seiten bleiben in einem Geschäft, das vom Krieg lebt, nicht aus. Doch davon wollen die Unternehmen nichts hören. Sie verweisen lieber auf ihre Internetseiten oder geben überhaupt keine Auskunft zu kritischen Fragen. Unklar bleibt die Rolle von Dyncorp im so genanten "Plan Colombia", mit dem die US-Regierung den Drogenhandel bekämpfen will. Mit einer Lizenz des Pentagon besprüht Dyncorp Coca-Felder mit Herbiziden, um diese zu entlauben. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, auch in Kampfhandlungen beteiligt gewesen zu sein und die kolumbianischen Paramilitärs im Kampf gegen die FARC-Rebellen zu unterstützen.
Im Irak-Krieg soll Dyncorp nach einem Bericht der US-Zeitung "Washington Post" über 1000 Angestellte vor Ort haben, die sich um die Logistik der US-Truppen und die Wartung von Apache-Hubschraubern kümmern. Auch sonst lebt der Konzern gut vom Geschäft mit der Sicherheit, in den vergangenen Jahren waren die Wachstumsraten zweistellig. In Afghanistan stellen Dyncorp-Mitarbeiter die Leibwache von Präsident Hamid Karzai. Andere bewachen nach Untersuchungen des Brookings-Institutes in Washington die Grenze zwischen den USA und Mexiko, in Haiti bildete das Unternehmen die Polizei aus.
Informationstechnologie als weiteres Standbein
Offen spricht das Unternehmen über seine jüngste Fusion mit dem kalifornischen Informationstechnologie-Konzern Computer Science Corporation (CSC). Der ließ sich die Übernahme von Dyncorp fast eine Milliarde Dollar kosten. Insgesamt 90.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt der neue Konzern. CSC liefert tragbare High-Tech-Ausrüstung mit integriertem Navigationssystem für US-Soldaten. Dyncorp wird unter dem Dach von CSC das neue Computernetzwerk Trilogy für den inländischen US-Geheimdienst FBI (Federal Bureau of Investigation) aufbauen. Dafür müssen 22.000 PC-Arbeitsplätze vernetzt werden.
Für militärisches Training und die Ausbildung von Truppen besteht weltweit große Nachfrage. Die US-Regierung ist längst nicht der einzige Auftraggeber. Die Vinnell Corporation aus dem amerikanischen Fairfax trainiert seit Mitte der 70er Jahre die saudi-arabische Armee. Volle Auftragsbücher hat die Cubic-Gruppe mit Sitz in San Diego. Sie soll die Armeen der neuen NATO-Mitgliedstaaten Rumänien, Litauen, der Slowakei, Ungarn und Tschechien trainieren. Unter Branchenkennern werden die "Kampfsimulatationszentren" von Cubic geschätzt, in denen die Soldaten Schlachten unter realistischen Bedingungen proben können. Ein solches Zentrum baute Cubic auch auf dem Truppenübungsplatz in Hohenfels bei Nürnberg.
Söldnerfirmen sind Ausnahmen
Rund 100 Militärfirmen soll es weltweit geben, ein Drittel davon allein in den USA. Die meisten halten sich bewusst aus Kampfhandlungen zurück, um negative Schlagzeilen zu verhindern. Doch es gibt auch Ausnahmen: Das südafrikanische Unternehmen Executive Outcomes (EO) ließ sich Anfang der 90er Jahre von Ölfirmen anheuern, um deren Anlagen in Angola vor den Rebellen zu verteidigen. Rund 2000 Söldner sollen für EO gearbeitet haben, das 1999 offiziell aufgelöst wurde. Auch die britische Firma Sandline International, die im Steuerparadies auf den Bahamas registriert ist, kämpfte im Auftrag der britischen Regierung im Bürgerkrieg von Sierra Leone.