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Frankreichs meistgesuchte Frau

10. Januar 2015

Nach den islamistischen Anschlägen im Großraum Paris geht in Frankreich weiter die Angst um. In einem Internet-Video wird mit neuen Attentaten gedroht. Die Freundin des Geiselnehmers ist noch auf der Flucht.

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Fahndungsfoto Hayat Boumeddiene (Foto. Getty)
Bild: Photo by Direction centrale de la Police judiciaire via Getty Images

Nach Angaben der Polizei handelt es sich um Hayat Boumeddiene. Die 26-Jährige ist die Lebensgefährtin von Amedy Coulibaly - dem Attentäter, der ein jüdisches Geschäft in Paris überfallen hatte. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass sie in die Anschläge verwickelt ist. Sie habe rund 500 Mal mit der Lebensgefährtin von einem der "Charlie Hebdo"-Attentäter telefoniert und ist auf der Flucht. Sie soll sich nach Polizeiangaben seit "einiger Zeit" in der Türkei aufhalten.

Die französische Zeitung "Le Monde" veröffentlichte ein Foto, das Boumeddiene mit einer Armbrust zeigen soll. Die Aufnahme soll 2010 entstanden sein. Damals habe sie Coulibaly kennengelernt. Die französische Polizei betonte, die Flüchtige sei "bewaffnet und gefährlich". Wie die Zeitung "Nouvel Observateur" berichtet, arbeitete Boumeddiene lange als Kassiererin. Ihre Arbeit gab die Frau, die seit 2009 den Vollschleier trug, jedoch auf.

Ihr Partner hatte zunächst am Donnerstag in Paris eine Polizistin erschossen. Am Freitag nahm er dann in einem jüdischen Supermarkt im Osten von Paris mehrere Menschen als Geiseln und tötete vier von ihnen. Bei der Erstürmung erschoss die Polizei den Mann.

Ebenfalls von der Polizei erschossen wurden die Brüder Chérif und Said Kouachi, die den Anschlag auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" verübt haben sollen. Ihnen wird vorgeworfen, am Mittwoch ein Blutbad in der Redaktion der Pariser Satirezeitung angerichtet zu haben - insgesamt zwölf Menschen wurden dort und während der Flucht der Attentäter erschossen.

Die Brüder sollen Verbindungen zur Terrorgruppe Aqap gehabt haben und wollten sich offenbar für Karikaturen des muslimischen Propheten Mohammed in "Charlie Hebdo" rächen. Chérif Kouachi hatte dem französischen Sender BFMTV vor seinem Tod gesagt, er sei von Aqap mit dem Attentat beauftragt und auch finanziert worden.

Bei Aqap handelt es sich um einen Ableger des Al-Kaida-Netzwerkes, der auf der arabischen Halbinsel aktiv ist. In einem Video drohte die Terrorgrppe Frankreich mit neuen Anschlägen. "Ihr werdet nicht mit Sicherheit gesegnet sein, so lange ihr Allah, seinen Verkünder und die Gläubigen bekämpft", hieß es im Internet.

"Kräfte des Unglaubens"

In dem Video, das von dem auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierten US-Unternehmen Site veröffentlicht wurde, heißt es weiter, Frankreich gehöre zu den führenden Kräften des Unglaubens. Es beleidige die Propheten, setze die Religion herab und bekämpfe die Gläubigen.

Innenminister Bernard Cazeneuve kündigte am Samstag nach einer Krisensitzung des Kabinetts in Paris an, die Abwehrmaßnahmen und Warnungen wegen möglicher Anschläge blieben unverändert auf der höchsten Stufe. Frankreichs Präsident François Hollande warnte in einer Fernsehansprache, auch nach der Tötung der drei Täter bestehe die islamistische Bedrohung für das Land fort.

Hollande rief alle Franzosen auf, sich dem für Sonntag angesetzten Trauermarsch anzuschließen und Einigkeit im Kampf gegen Intoleranz zu zeigen. Außerdem müssten Demokratie, Freiheit und Pluralismus gestärkt werden.

Zu der Kundgebung werden auch viele ausländische Staatsgäste erwartet. So sagten unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel, Großbritanniens Premier David Cameron, Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy, sein italienischer Kollege Matteo Renzi und Belgiens Premier Charles Michel ihre Teilnahme zu. Auch der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu reist nach Paris. "Es ist ein wichtiges Zeichen, dass wir in diesen Stunden zusammenstehen", sagte Merkel.

In der Kritik: Die Sicherheitsbehörden

Frankreichs Premierminister Manuel Valls übte unterdessen Kritik an der Arbeit der Sicherheitsbehörden. Der Tod von 17 unschuldigen Menschen zeige, dass offensichtlich Fehler begangen worden seien, sagte er. Vertreter des Simon-Wiesenthal-Zentrums, das sich für den Kampf gegen Antisemitismus in der Welt einsetzt, wurden noch deutlicher. Die Vorgänge der vergangenen Tage in Paris seien ein "Desaster" für die französischen Geheimdienste gewesen.

Tatsache ist: Die Brüder Kouachi waren den Sicherheitsbehörden schon seit langem bekannt. Chérif war wegen seiner Zugehörigkeit zu einem Dschihadistennetzwerk zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Nach Angaben der US-Sicherheitsbehörden standen die Brüder zudem seit Jahren auf einer Terrorliste der USA und durften nicht in das Land einreisen. Said ließ sich demnach im Jahr 2011 vom Terrornetzwerk Al-Kaida im Jemen ausbilden.

Eine klare Verurteilung der Anschläge in Paris kam aus dem Iran. Präsident Hassan Rohani betonte: "Wir verurteilen jede Art von Terrorismus, egal ob nun in Libanon oder Palästina oder in Paris und den USA", sagte Rohani. Diese Islamisten würden nur weiter die Islamophobie in der Welt fördern. "Beim Propheten Mohammed ging es immer um Gerechtigkeit, nie um Rache", sagte Rohani.

haz/pg (dpa, afp, rtr)