Die Spur führt zum IS
20. Juli 2015Der Sprengsatz explodierte im Garten eines Kulturzentrums, wo sich Anhänger einer sozialistischen Jugendorganisation zu einer Pressekonferenz versammelt hatten. Rund 300 Jugendliche hätten an dem Treffen teilgenommen. Nach Angaben der Organisation wollten sie ins benachbarte Kobane reisen, um dort Hilfe zu leisten. "Sie wollten in Kobane Parks einrichten, Kindern Spielzeug schenken und Wände bemalen", sagte Alp Altinors von der Kurdenpartei HDP. Durch die starke Explosion gab es 30 Tote und rund hundert Verletzte, von denen 20 nach Auskunft des Gouverneurs in Suruc, Abdullah Ciftci, in Lebensgefahr schweben.
Das überwiegend von Kurden bewohnte Suruc liegt zehn Kilometer von Kobane entfernt, einer Stadt, die durch wiederholte Angriffe des sogenannten "Islamischen Staates" (IS) zerstört worden ist. Fast zeitgleich mit dem Bombenanschlag in Suruc wird auch in Kobane ein Anschlag verübt.
Die Türkei macht die radikal-islamische IS-Miliz für den Selbstmordanschlag in Suruc verantwortlich. Es gebe erste Anzeichen dafür, dass der Islamische Staat hinter dem Anschlag stehe, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Montag. Allerdings könne das noch nicht "abschließend" bestätigt werden. Die Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze zu Syrien würden nun verschärft.
Einhelliges Entsetzen
Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den "Akt des Terrors". Während eines Besuchs in Zypern sagte er: "Im Namen meines Volks verfluche und verurteile ich die Täter dieser Unmenschlichkeit." Russlands Präsident Wladimir Putin verurteilte den Anschlag als "barbarischen Akt". Der Kampf gegen den Terrorismus verlange eine "aktive Zusammenarbeit" der gesamten Weltgemeinschaft. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zeigte sich "besonders entsetzt" darüber, dass die Täter eine Veranstaltung mit vielen Jugendlichen ins Visier genommen hätten.
In Suruc befindet sich eines der größten Flüchtlingslager für Syrer, die vor den Kämpfen in ihrem Land flohen. In dem im Januar eröffneten Camp leben rund 35.000 Flüchtlinge. Insgesamt flohen seit dem Beginn des Bürgerkriegs vor vier Jahren 1,8 Millionen Menschen aus Syrien in die Türkei. Die beiden Länder teilt eine 911 Kilometer lange Grenze.
Ankara musste sich wiederholt vorwerfen lassen, die Grenze nicht genügend zu schützen und so Dschihadisten die Einreise nach Syrien zu ermöglichen. Seit einiger Zeit verstärkte die Türkei ihre Kontrollen an Flughäfen und auch direkt an der Grenze.
rb/pab (afp, ap, dpa, rtr)