Tausende protestieren in Deutschland gegen Regime in Iran
1. Oktober 2022Zu Tausenden sind Menschen in Deutschland auf die Straße gegangen, um ihre Unterstützung für die iranische Protestbewegung zu bekunden. Allein in Berlin waren laut Polizeiangaben 5000 Menschen bei mehreren Kundgebungen anwesend. In Hamburg sprach die Polizei von 4000 Demonstrierenden, in Frankfurt am Main von rund 2800. Sie protestierten gegen das Herrschaftssystem im Iran und die systematische Diskriminierung von Frauen dort.
In Hamburg riefen Teilnehmer "Weg, weg, weg - Mullahs müssen weg" und "Frauen wollen Freiheit". In Frankfurt knüpften Demonstrierende mit "Frau - Leben - Freiheit" an die Schlagworte der Proteste im Iran an. Ein Sprecher einer Gruppe von Exil-Iranern forderte in Berlin ein Ende des Blutvergießens und demokratische Reformen in dem Land. Angesichts der aktuellen Gewaltakte müsse die Bundesregierung neue Sanktionen vor allem gegen die Eliten des Irans erlassen, verlangte er.
Anhaltende Protestaktionen im Iran
Landesweit dauerten am Samstag im Iran die regimekritischen Proteste an. Augenzeugen zufolge blockierten in der Hauptstadt Teheran Tausende Demonstranten mehrere Hauptstraßen und skandierten Slogans gegen die politische Führung der islamischen Republik. Frauen nahmen ihre Kopftücher ab und riefen "Freiheit, Freiheit". In einigen Teilen der Stadt kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Dabei sollen Polizeikräfte Tränengas gegen Demonstranten eingesetzt haben. Die Proteste führten in mehreren Teilen der Hauptstadt zu erheblichen Staus. Dabei schienen sich viele Autofahrer mit den Demonstranten zu solidarisieren und ließen Hupkonzerte ertönen.
Zu heftigen Ausschreitungen war es am Freitag in der Stadt Sahedan im Südosten des Landes gekommen. Dabei kamen laut der Nichtregierungsorganisation IHR 41 Menschen ums Leben. Zudem sollen auch mindestens drei Mitglieder der lokalen Revolutionsgarden getötet worden sein. Wegen der zunehmenden Gewaltbereitschaft auf beiden Seiten gibt es innerhalb der Bevölkerung Befürchtungen, dass sich der Vorfall in Sahedan auch in anderen Teilen des Landes wiederholen könnte.
Auslöser der Demonstrationen ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini vor zwei Wochen. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich "unislamischen Outfits" festgenommen. Was mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau fiel ins Koma und stab am 16. September in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben; die Polizei weist das zurück. Seit dem Tod der jungen Frau demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie das islamische System.
kle/wa (dpa, afp)