Feuerpause für Aleppo
18. Februar 2015Die syrische Regierung habe ihm gegenüber ihre Bereitschaft signalisiert, die Luftangriffe und den Artilleriebeschuss der Stadt für sechs Wochen auszusetzen, sagte der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura (Artikelbild) in New York nach einem Treffen des UN-Sicherheitsrates. Dadurch solle eine lokale Waffenruhe für die zweitgrößte Stadt des Landes ermöglicht werden. Der Beginn der geplanten Feuerpause werde in Damaskus bekanntgegeben.
De Mistura war vor Kurzem bei einem Besuch Syriens mit Präsident Baschar al-Assad zusammengetroffen. Dabei habe er das Regime gebeten, eine UN-Mission nach Aleppo zu lassen, die einen bestimmten Bezirk für den Test der Feuerpause bestimmen solle. Auch die bewaffnete Opposition, die Teile von Aleppo kontrolliert, solle zu einer Einstellung der Kämpfe gedrängt werden, sagte de Mistura.
Neue Offensive der Regierungstruppen
Nach all den Erfahrungen aus den zurückliegenden Jahren mache er sich keine Illusionen. Man werde sehen, ob die Feuerpause halte und ob sie sich anderenorts wiederholen lasse, sagte der schwedisch-italienische Diplomat. Ziel sei es, so viele Menschen wie möglich zu schonen, während die Suche nach einer politischen Lösung des Bürgerkriegs weitergehe. Er beabsichtige, so rasch wie möglich wieder nach Syrien zu reisen. Einige UN-Experten sind jedoch skeptisch angesichts einer örtlichen Waffenruhe. So erinnerte ein Diplomat an einen ähnlichen Versuch im syrischen Homs, wo Rebellen ihre Positionen aufgegeben hätten, diese aber anschließend von Regierungstruppen eingenommen worden seien. Dies sei "keine humanitäre Waffenruhe sondern eine Kapitulation" gewesen.
Syrische Regierungstruppen haben am Dienstag eine neue Offensive auf die von Rebellen kontrollierten Viertel der Stadt Aleppo gestartet. Etwa hundert Menschen seien bei den Kämpfen in und um Aleppo getötet worden, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Ein Vertreter des syrischen Militärs bestätigte "intensive Gefechte" rund um die ehemalige Wirtschaftsmetropole.
Eine geteilte Stadt
Wie aus Armeekreisen weiter verlautete, eroberten die Regierungstruppen zwei Dörfer nördlich von Aleppo. Ein dritter Ort sei heftig umkämpft. Die drei Ortschaften liegen an einer Verbindungsstraße zur syrisch-türkischen Grenze. Die Armee versuche, die Nachschubroute für die Rebellen zu kappen und die Kämpfer in Aleppo so zu isolieren, sagte der Chef der Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman.
Auch aus Aleppo selbst wurden neue Kämpfe gemeldet. Die Stadt ist seit Juli 2012 de facto geteilt: die Rebellen kontrollieren die Viertel im Osten der Stadt, die westlichen Viertel stehen unter Kontrolle der Regierung. In der gleichnamigen Provinz steht hingegen der Osten unter Kontrolle der Regierungstruppen, alle anderen Gebiete sind in Rebellenhand.
In dem fast vierjährigen Bürgerkrieg wurden über 210.000 Menschen getötet. Mehr als neun Millionen Menschen sind vor den Kämpfen in andere Landesteile oder ins Ausland geflüchtet.
gmf/joz (afp, dpa, rtr)