Israel Angriff auf Militärbasis vorgeworfen
9. April 2018Das Wichtigste in Kürze:
- Zunächst waren die USA verdächtigt worden. Nun wird Israel an den Pranger gestellt, den Militärflughafen Taifur (T4) attackiert zu haben.
- Den mutmaßlichen Giftgasangriff in Duma vom Samstag wird jetzt die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) untersuchen.
- In Ost-Ghuta begann der Abzug der letzten islamistischen Rebellen.
Syrische und russische Staatsmedien verbreiten die gleiche Botschaft: Für den schweren Luftschlag in der Provinz Homs ist Israel verantwortlich. Der Luftwaffenstützpunkt T4 war in der Nacht zu Montag von mehreren Raketen getroffen worden, wobei 14 regierungstreue Kämpfer getötet wurden. Der Angriff erfolgte zwei Tage nach einem mutmaßlichen Giftgasangriff auf die letzte Bastion der Rebellen in Ost-Ghuta.
Zwei F-15-Kampfjets der israelischen Armee hätten den Stützpunkt mit acht Raketen attackiert, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Die Raketen seien vom libanesischen Luftraum aus abgefeuert worden, ohne dass die israelischen Kampfjets in den syrischen Luftraum eingedrungen seien. Fünf Raketen seien abgefangen worden, drei seien eingeschlagen. Auch die syrische Armee beschuldigte Israel.
Israel fliegt immer wieder Angriffe in Syrien
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, es seien 14 Menschen getötet worden, darunter iranische Milizionäre. Die Teheraner Nachrichtenagentur FARS sprach von zwei getöteten Landsleuten.
Israel verweigerte jeglichen Kommentar, doch hatte seine Luftwaffe erst im Februar die Basis T4 bombardiert. Der Angriff wurde damals damit begründet, dass von dem Stützpunkt aus eine iranische Drohne in den israelischen Luftraum eingedrungen sei.
Zunächst waren in Damaskus und Moskau die USA verdächtigt worden, den nächtlichen Angriff ausgeführt zu haben. Die Vorwürfe wurden nicht wiederholt. Das Pentagon hatte dementiert. US-Präsident Donald Trump hatte nach dem jüngsten mutmaßlichen Giftgasangriff auf die Rebellenbastion Duma aber massive Warnungen gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und seine ausländischen Unterstützer ausgesprochen. Sein Verteidigungsminister Jim Mattis schloss eine militärische Antwort nicht aus.
Empörung in Paris, London und Berlin
Der Vorfall, bei dem laut Aktivisten 48 Menschen getötet und 500 verletzt wurden, sorgte international für scharfe Kritik. Auch Frankreich und Großbritannien plädierten für eine gemeinsame "robuste internationale Reaktion". Die deutsche Bundesregierung nannte das Vorgehen des Assad-Regimes "abscheulich" und "menschenverachtend". Der UN-Sicherheitsrat berät darüber in einer Sondersitzung. Die OPCW in Den Haag kündigte eine Untersuchung an, um zu klären, ob in Duma tatsächlich Chemiewaffen eingesetzt worden seien.
Duma war die letzte Hochburg islamistischer Extremisten in Ost-Ghuta. Bei einer wochenlangen blutigen Offensive eroberten die Truppen Assads und seine Legionäre den Großteil der Region am Rande der Hauptstadt Damaskus zurück.
Nach zwei anderen Rebellengruppen begann nun auch die Gruppe Dschaisch al-Islam mit dem Abzug ihrer Kämpfer und Familien aus Ost-Ghuta. Syrische Agenturen berichteten, die ersten Busse hätten Duma verlassen. Ziel sind offenbar von der Opposition kontrollierte Gebiete im Norden.
SC/sti (afp, APE, ARD)