Suizid-Aufrufe empören Frankreich
21. April 2019Zahlreiche französische Politiker verurteilten den Vorfall. Innenminister Christophe Castaner sprach von einer "Schande", Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi nannte das Verhalten der Demonstranten "abscheulich". "Dieser Hass auf die Polizei ist ideologisch und leider systematisch in den Reihen der Anarchisten", erklärte die Rechtspopulistin Marine LePen. Die größte französische Polizeigewerkschaft Alliance sprach von einem "Höhepunkt des Hasses" auf Polizisten. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Es geht um den Vorwurf der "gemeinschaftlichen Beleidigung von Amtsträgern".
Bei den Protesten am Samstag hatte es aus den Reihen der Teilnehmer den Sprechchor "Bringt euch um, bringt euch um" gegeben - eine Anspielung auf eine Reihe von Selbstmorden unter Polizisten seit Beginn des Jahres. Castaner hatte jüngst eine bessere psychologische Betreuung der Beamten angekündigt.
"Unerträglich und inakzeptabel"
Frédéric Lagache von der Gewerkschaft Alliance sagte: "Das ist eine Beleidigung für die verstorbenen Polizisten, ihre Familien und die gesamte Polizei." Die Äußerungen von Kundgebungsteilnehmern seien "unerträglich und inakzeptabel". Lagache forderte, die Verantwortlichen zu identifizieren.
Die Gewerkschaft Unité SGP Police bezeichnete den Vorfall als "Schande" und "Skandal". Die Gewerkschaft Alternative Police CFDT rief die Behörden auf, der "Hasswelle gegen Polizisten" ein Ende zu setzen.
Journalisten beklagten unterdessen, dass während der Demonstrationen am Samstag Reporter festgenommen worden seien. Die Organisation Reporter ohne Grenzen teilte mit: "Zwei unabhängige Journalisten festgenommen und mehrere andere im Visier von Hartgummigeschossen, obwohl sie eindeutig als Presse identifiziert wurden".
Bei den Gelbwesten-Protesten am Samstag war es erneut zu Ausschreitungen gekommen. Sicherheitskräfte nahmen in Paris mehr als 200 Menschen fest. Seit fünf Monaten protestieren die Gelbwesten für mehr soziale Gerechtigkeit und niedrigere Steuern.
Am Donnerstag will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seine Reformpläne vorstellen, die er unter dem Druck der anhaltenden Demonstrationen entwickelt hat.
hf/uh (dpa, afp)