"Gelbwesten" dürfen nicht vor Notre-Dame
19. April 2019Auch an diesem Wochenende wollen wieder "Gelbwesten" gegen die Politik der französischen Regierung demonstrieren - in unmittelbarer Nähe der ausgebrannten Kathedrale Notre-Dame wird es ihnen am 23. Protest-Samstag in Folge aber nicht erlaubt sein: Die Polizei verhängte ein Demonstrationsverbot für die Seine-Insel Île de la Cité, auf der das Gotteshaus steht, und für das angrenzende linke Seine-Ufer. Aus "Sicherheitsgründen" und zum Schutz der beschädigten Kirche dürften innerhalb der Sicherheitsabsperrungen keine Protestaktionen stattfinden, erklärten die Behörden.
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo rief zu einem Schulterschluss der Franzosen auf. "Die Zeit des Wiederaufbaus (von Notre-Dame) muss eine Zeit der Einigkeit werden", sagte die Sozialistin in einer emotionsgeladenen Rede. Die seit Monaten andauernden Proteste der "Gelbwesten", bei denen es gerade in Paris wiederholt zu schweren Ausschreitungen gekommen war, hatten eine tiefe Spaltung der französischen Gesellschaft offengelegt. Die Massendemonstrationen lösten zudem die bisher schlimmste Krise in der Amtszeit von Staatschef Emmanuel Macron aus.
Notre-Dame "wird sich aufrichten"
Bei einem Festakt vor dem Pariser Rathaus lobten Hidalgo und Innenminister Christophe Castaner die rund 500 Feuerwehrleute, die im Kampf gegen den Brand im Einsatz waren. "Sie haben Ihr Leben riskiert, um Notre-Dame zu retten", betonte Castaner. Die Kathedrale gehöre der ganzen Welt. "Sie wird sich wieder aufrichten."
Präsident Macron empfing zahlreiche Feuerwehrleute, Polizisten, Mitarbeiter des Roten Kreuzes und des Zivilschutzes im Elysée-Palast. "Sie haben uns beispielhaft gezeigt, wie wir alle sein sollten." Die ganze Welt habe live am Fernseher verfolgen können, mit welchem Einsatz die Retter Notre-Dame in der Nacht zum Dienstag vor dem Einsturz bewahrt hätten, sagte Macron.
Ein Kurzschluss als Brandursache?
Die Brandursache ist weiterhin ungeklärt. Ermittler gehen aber davon aus, dass Renovierungsarbeiten die Katastrophe auslösten. Zu Medienberichten, wonach das Feuer durch einen Kurzschluss verursacht wurde, erklärte die Staatsanwaltschaft auf Anfrage, es werde "derzeit keine Hypothese ausgeschlossen".
wa/ml (afp, dpa)