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Milliarden für Bildung von Flüchtlingen nötig

18. August 2016

Die Integration junger Flüchtlinge erfordert laut einer Studie zusätzliche Ausgaben für die Bildung - knapp 3,5 Milliarden Euro allein im kommenden Jahr. Dies dürfte sich für den Staat aber bezahlt machen.

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Sprachkurs für Flüchtlinge in Halle an der Saale in Sachsen (Foto: dpa)
Sprachkurs für Flüchtlinge in Halle an der Saale in SachsenBild: picture-alliance/dpa/H.Schmidt

Die Bildung von Flüchtlingen sowie die Integration schon länger hier lebender ausländischer Schüler sind laut einer Studie die zentralen Herausforderungen für das Bildungssystem in Deutschland. Nach der in Berlin veröffentlichten Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) für den "Bildungsmonitor 2016" der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) sind für die Bildung der Schutzsuchenden jährlich weitere Gelder nötig. Schon im nächsten Jahr entstünden für entsprechende Angebote in Kitas, Schulen, in der Berufsausbildung und an Hochschulen Kosten von 3,45 Milliarden Euro.

Dabei geht die Studie von rund 100.000 Kita-Plätzen, etwa 200.000 Schulplätzen sowie bis zu 30.000 neuen Lehrkräften aus. Allein um die rund 120.000 meist jugendlichen Flüchtlinge auf eine Ausbildung vorzubereiten, würden rund 1,2 Milliarden Euro benötigt. Nach Einschätzung des IW-Bildungsexperten Axel Plünnecke könnten sich Investitionen der öffentliche Hand wirtschaftlich schon in wenigen Jahren rentieren.

Der Monitor erscheint zum 13. Mal. Die Untersuchung misst anhand von insgesamt 93 Indikatoren die Leistungsfähigkeit des Bildungssystems. Berücksichtigt werden dabei unter anderem die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen, die Qualität der schulischen Leistungen oder Abbrecherquoten. Die Studie bezieht sich aktuell vor allem auf Daten aus den Jahren 2014 und 2015.

Keine Fortschritte mehr

Die Wirtschaftsforscher beklagen, dass das deutsche Bildungssystem zuletzt keine Fortschritte mehr gemacht hat. Zum ersten Mal seit 13 Jahren wurden im Durchschnitt der Bundesländer keine Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr festgestellt. Rückschritte gab es demnach bereits vor dem starken Zuzug an Flüchtlingen bei den Abschlüssen ausländischer Schüler.

Die Schulabbrecherquote unter Ausländern sei dabei innerhalb eines Jahres von 10,7 Prozent auf 11,9 Prozent gestiegen, erklärte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Das gebe "Anlass zur Sorge, denn mit der Bildungsintegration der Flüchtlinge steht die Bildungspolitik vor einer neuen, riesengroßen Herausforderung".

An der Spitze der Rangliste der Bundesländer, die in Deutschland für die Bildung zuständig sind, liegen erneut Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg mit guten Ergebnissen bei der Bildungsqualität und beruflichen Bildung. In Thüringen zeigten sich die Experten aber besorgt über den hohen Anteil älterer Lehrer. In Sachsen stieg - wie auch in Schleswig-Holstein - der Anteil ausländischer Schulabbrecher.

"Ideologische Debatten"

Das Saarland punktete den Angaben zufolge dagegen mit einer guten Integration ausländischer Schüler. Große Fortschritte verzeichnet der Bericht für Hamburg. Berlin liegt hingegen nach Brandenburg weiter am Ende der Tabelle.

Geschäftsführer Pellengahr übte scharfe Kritik an immer neuen "ideologisch motivierten Reformkatalogen" nach Landtagswahlen. Das gelte auch für die erneute Umstellung von einer acht- auf eine neunjährige Gymnasialzeit. Viele stiegen aus, bevor die Umstellung überhaupt greife. Demgegenüber zeigten gerade die Bundesländer die besten Ergebnisse, bei denen es "Kontinuität und klare Regeln" gebe. Der Kultusministerkonferenz, in der die für Bildung zuständigen Mininster der Bundesländer zusammenkommen, warf er vor, den Austausch von Daten und damit Transparenz und Vergleichbarkeit systematisch zu verhindern.

Auch Plünnecke betonte, dass die Schulen mit den "Megathemen" Inklusion und Integration genug zu bewältigen hätten. Wegen des Flüchtlingszuzugs verwandle sich nun der demografische Druck in einen "Qualifizierungsdruck". Insgesamt habe Deutschland ein gutes Schulsystem. Wesentliche Schwäche sei aber neben der Integration weiterhin das Zusammenwirken von Herkunft und Bildung. Gerade mit Blick auf die Flüchtlinge verlangte er eine höhere Durchlässigkeit des Bildungssystems, eine Stärkung frühkindlicher Bildung und eine gezielte Ausbildungsvorbereitung.

stu/cr (afp, dpa, kna)